laut.de-Kritik

Windschiefer Kammer-Pop vom Rummelplatz.

Review von

Ganze zehn Jahre haben Tim Sander und Michael Hank aus Berlin als Team Amateur gemeinsam am Erstling gewerkelt. Und das hört man. Denn aus allen nur erdenklichen und dem Mainstream entlegenen Winkeln kratzen die beiden kleinteiliges Sound-Gerümpel zusammen und verschrauben es in ihren dennoch lässigen Songs. Auf sechzehn Titeln demonstriert das Duo, dass deutscher Pop von heute nicht wie Tim Bendzko klingen muss, sondern auch mit dem Anspruch verbunden sein kann, unerprobtes Ideengut auszutesten.

Die einzelnen Kammerpop-Bausteine treten dabei in der trockenen Produktion deutlich hervor, nichts wird da mit Effekten zugespachtelt oder übertüncht. Viel mehr will das Doppel, dass man die Finessen in ihrer Reinheit herausgeschält präsentiert bekommt. In der instrumentellen Geräusche-Collage "Wind" gipfelt dieses Bestreben. Wie durch ein Kaleidoskop betrachtet, überblenden sich hier die Klimpereien.

Dabei verstecken sich die Song-Essenzen aber nur selten hinter der vordergründigen Klang-Kaskade auf "Feuer & Freizeit". Speziell die melancholischeren Stücke wie "Zeitlupe" kommen ohne viele Nebenschauplätze aus. Mit etwas verklärterem Arrangement lässt der Song auch tiefer unter die weniger beladene Oberfläche blicken und ergreift mit der Zeile "alles steht still". Das mystische "Geheimnis" schafft indessen die perfekte Symbiose von Inhalt und Form. Die Vokale geben hier nicht den Alleinunterhalter, sondern stellen nur eine der vielen Ingrendienzien, denen sich Sander und Hank bedienen.

Einige Nummern wildern auch in Peter Fox' Liedermacher-Reggae, allerdings stets in naturalistischem Lofi mit streichenden Jazzbesen und Zigeuner-Straßenkapellen-Klim-Bim. Nur manchmal wird so viel mit analogen Perkussions-Versatzteilen, Sample-Schnipseln und Hintergrund-Gepuzzele herumexperimentiert, dass man dabei fast den Autofokus für Vordergrund und Gesamtbild der Songs verliert.

Die Frage, ob diese Platte mehr als die Summe ihrer Einzelteile hergibt, lässt sich dennoch mit einem eindeutigen Ja! beantworten, denn dieses windschiefe aber unverkopfte Indie-Gefrickel hat etwas derart Erfrischendes und Originelles, das vielen zeitgenössischen deutschen Künstlern fehlt.

Trackliste

  1. 1. Vielleicht morgen
  2. 2. Tausende
  3. 3. Schieß mir ins Knie
  4. 4. Zeitlupe
  5. 5. Mach 'n Kopp zu
  6. 6. Kein Engel
  7. 7. A nach B
  8. 8. Endlich einfach
  9. 9. Kann es sein
  10. 10. Einer von Millionen
  11. 11. Apokalypse
  12. 12. Es ist nicht leicht
  13. 13. Geheimnis
  14. 14. Wind
  15. 15. Teenieschweißnebel
  16. 16. Die Lichtung

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