laut.de-Kritik

Üble Wir Sind Helden-Kopie und von Weisheit keine Spur.

Review von

Ich brauchte ja etwas länger, um die Lieder der Lassie Singers zu mögen und singe "Die Pärchenlüge", "Liebe wird oft überbewertet" und zur Zeit vor allem "Ich hab ein Faible für Idioten" gerne lauthals mit. Keine Ahnung warum, aber das Zwei-Damen-Ein-Mann-Trio hat mich in meiner Jugend nicht begleitet. Wie sehr ich die Berliner Gruppe, die sich 1998 leider auflöste, heute schätze, merke ich vor allem, wenn ich neue deutschsprachige Popmusik mit Frauengesang höre.

Superleutnant kommen auch aus der Hauptstadt und das hört man sofort, aber inhaltlich und emotional reichen sie Rösinger und Co. bei weitem nicht das Wasser - abgesehen vom bescheuerten Bandnamen natürlich. Ich glaube, nur Alabama Thunderpussy klingt noch bekloppter.

Gleich beim ersten Stück, der Single "Ich schenke dir ein Bild", ist der Helden-Bezug vorprogrammiert. Weniger bekannte Gruppen dürften derartige Vergleiche zum Kotzen finden, aber auf Superleutnants zweitem Longplayer sind die Parallelen einfach nicht zu überhören. Leider klingt das Nachgemachte noch nicht mal gut.

Nach der perfekten Welle und weiteren deutschen Wasser-Märschen würde ich gerne mal wieder etwas anderes aus unserem Lande hören. Wo sind die neuen Lassies? Wo die Poptarts oder die weiblichen Tocos? Noch mehr seichte Katzenwäsche-Kopien von Mia und Co. braucht jedenfalls kein Mensch.

Natürlich ist bei Superleutnant alles dabei: Kitsch, Klatsch, Krach und Klamauk. Der alltägliche Wahnsinn in tanzbaren Popmelodien. Das ist nicht verkehrt, aber auch nicht wirklich zum in die Luft springen. Vor allem stoße ich mich an dem Anti-Öko-Stück "Der Commander". Hier geht die Message ganz und gar in die Hose. Soll das Punkrock sein oder was?

Möglichst dumm auffallen wollten die Zonen-Gabis von Mia damals ja auch, als sie sich mit der National-Flagge schmückten und total kess und witzig durchs Land zogen. Bei Superleutnant ist man nun gegen die "Ökofuzzies", man fährt lieber dumm im Jeep herum und "scheißt auf CO2". Wow! Wie alt sind wohl diese Superleutnants? Auch wenn ich keine Greenpeace-Anhängerin bin, gehören solch geistreiche Zeilen wie "Ätschi-Bätschi, ich fahre trotzdem rum, ja, da guckt ihr dumm, ich fahr trotzdem rum ... Brumm, Brumm" wohl schon auf den Geschmacksindex.

Da sollte sich das Berlin-Geschwader um die Sängerin Sigrid (auch Sigi genannt) besser noch mal zusammen setzen und den Albumtitel "Schöner Als Die Weisheit" überdenken, obwohl es mit Sicherheit einige da draußen gibt, die die Texte als pädagogisch wertvoll ansehen.

"Es ist gut, es ist gut, es ist immer gut. Es ist gut, wenn es einfach ist …" Kann ich unterschreiben, allerdings sollte es trotz Einfachheit doch bitte etwas weiser klingen, sonst ist es einfach nur noch Hirnfolter.

Trackliste

  1. 1. Ich Schenk Dir Ein Bild
  2. 2. Immer Gut, Wenn Es Einfach Ist
  3. 3. Liebeslied
  4. 4. Der Commander
  5. 5. Heidi
  6. 6. Die Musik Ist Aus
  7. 7. Tiere Unterwegs
  8. 8. Schneller Als Der Schall
  9. 9. Für Immer In Dieser Küche
  10. 10. Das Wasser Kommt Nach Hause
  11. 11. Ausserhalb Von Mir

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In Berlin hält man zusammen und teilt sich gerne mal den Übungsraum mit Gleichgesinnten. Im Stadtviertel Friedrichshain proben Superleutnant gemeinsam …

2 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    >>Ätschi-Bätschi, ich fahre trotzdem rum, ja, da guckt ihr dumm, ich fahr trotzdem rum ... Brumm, Brumm<<

    Nein...nein wirklich nicht
    BITTE NICHT

  • Vor 15 Jahren

    Die Autorin nimmt es quasi schon vorweg: Selbst bei den Lassie Singers hat sie „etwas länger“ gebraucht, um deren Musik zu verstehen. Es scheint also ein eher intellektuelles Problem der Rezensentin zu sein, den Witz und die Ironie von Superleutnant zu verstehen. Daher eine kleine Hilfestellung für Frau Lütz:

    Zur Feststellung, Superleutnant würde Wir sind Helden „nachmachen“: Schon lange bevor es eine Band Namens Wir sind Helden gab, existierte die Band Superleutnant. Wer des Recherchierens mächtig ist, würde das wissen. Vielleicht mangelt es der Rezensentin jedoch auch an musikalischer Vorbildung, denn wer sich die Platten mit Sachverstand anhört, würde allein an der Produktion und der Instrumentierung – aber eben auch an den Texten und der Musik selbst – wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Bands entdecken. Ich befürchte jedoch, die Rezensentin hat sich auch diese Mühe wohl nicht gemacht. Obwohl: Wenn man von dem Fakt ausgeht, dass in beiden Bands eine Frau singt und drei Männer die Instrumente bedienen, könnte das eher einfache Gemüt darauf schließen, dass diese Bands die gleiche Musik machen. [Anmerkung für Musikkenner: Frau Herrenbrück spielt Bass, nicht Gitarre, wie Frau Holofernes].

    Zum Song „Der Commander“: Hier bleibt dem geneigten Leser nur basses Erstaunen. Die Rezensentin nimmt dieses Lied offensichtlich wörtlich, was bereits ihre Betitelung des Songs als Anti-Öko-Stück zeigt. Hätte man hier etwas Energie ins Zuhören oder in die Recherche gelegt – vielleicht sogar die Band selbst gefragt – wäre sicherlich auch Frau Lütz zum heiligen Grahl der Erkenntnis gelangt, dass dieses Lied doch tatsächlich ironisch zu verstehen ist. Pisa lässt grüßen, wenn man sich gleichzeitig über die Einfachheit von Texten beschwert, aber keinen Funken Textverständnis an den Tag legt – wobei wir wieder beim intellektuellen Grundproblem der Rezensentin wären. Auch rezitiert sie den Text und fragt sich, wie alt die Superleutnants seien – offensichtlich alt genug, um Anleihen aus den 80ern machen zu können, ganz im Gegensatz zur Rezensentin, die nicht dazu in der Lage ist, diese zu deuten.

    Ich hoffe für die Zukunft aller aufstrebenden deutschen Bands, die mit wenig Geld, viel Energie und Einsatz und der Liebe zur Musik bei jeder Gelegenheit im Proberaum stehen, dass sie in Zukunft von unbedarften Kritikern ohne den nötigen Sachverstand verschont bleiben. Frau Lütz empfehle ich, einen ihren Fähigkeiten und Kenntnissen angemessenen Beruf zu ergreifen, etwa im Bereich der Raumpflege.