laut.de-Kritik

So kurzweilig die Texte, so langweilig die Musik. Leider.

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So richtig weiß ich ja nicht, was ich von Stoppok halten soll. Man betrachte das Cover seiner neuen, inzwischen x-ten Platte. Hier ist offensichtlich einer am Start, der irgendwie anders ist. Ein Alternativer sozusagen. Grundsätzlich okay. Lauscht man den Texten, bestätigt sich der Eindruck. Stoppoks Geschichten sind gut erzählt - ironisch, bilderreich, kritisch. Nur: so kurzweilig die Texte, so langweilig die Musik. Leider.

"Und er träumt von vergangenen Zeiten, die Gegenwart ist für ihn nur ne Last und die Zukunft hat er lang schon verpasst", heißt es im Refrain von "Die Festung". Das passt zu Stoppoks Musik. Dem Bochumer ist das natürlich wurscht. Sein Mix aus Rock, Folk und Blues ist ihm im Laufe der Jahre in Fleisch und Blut übergegangen - und hat ihm eine eingeschworene Fangemeinde beschert. Seit 20 Jahren ist Stoppok mit seinem "Independent-Deutsch-Rock" (sozusagen als Gegenpol zu Maffay, Grönemeyer oder Westernhagen) im Geschäft. Sollte er auf seine alten Tage plötzlich in Drum'n'Bass oder Hip Hop machen? Wozu? Stoppok bleibt lieber bei seinen Leisten, auch wenn er im Groove-Bereich dieses Mal mehr Dampf geben wollte.

Von einer solchen "Modernisierung" ist allerdings wenig zu spüren. So wird Stoppok musikalisch auf Album-Länge einfach fade. Die Stärken liegen vielmehr, von seinen viel beschworenen Live-Qualitäten mal abgesehen, bei den Vocals. Er klingt angenehm rau und unaufgeregt. Seine Stories sind authentisch und nachfühlbar. Das Stichwort 'Poet' ist nicht unangebracht. Besonders bei melancholischen Liebes-Songs wie "In 25 Jahren" und "Ein Wort" - einfühlsam und bilderreich nähert sich Stoppok dem Thema Nummer Eins. "Ein Wort" ist auch das Highlight der Platte. In schwachen Momenten rührt mich das Ding doch tatsächlich zu Tränen.

Mit gesellschaftskritischem Hintergrund überzeugen "Die Gladiatoren", "Der Tanz" und "Abenteuerland". Denn Stoppok schwingt zum Glück nie den erhobenen Zeigefinger, auch wenn er das Genre des kritischen Liedermachers hoch hält - oder einfach nur ausspuckt, was ihn am Leben ankotzt. Textlich trifft er so mehr als einmal ins Schwarze oder den Nerv der Zeit - musikalisch seit längerem nicht mehr.

Trackliste

  1. 1. Die Festung
  2. 2. Tanz
  3. 3. Hauptsache Gesund
  4. 4. Ein Wort
  5. 5. Die Gladiatoren
  6. 6. Viel Zu Schön
  7. 7. Heut' Nacht
  8. 8. In 25 Jahren
  9. 9. Herzattacke
  10. 10. Alles So Schwarz
  11. 11. Mit Der Zeit
  12. 12. Abenteuerland
  13. 13. Wellness

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