laut.de-Kritik

Knarzende Verstärker, Dreampop und Psychedelic made in Germany.

Review von

'Fröhlich' und 'psychedelisch' müssen kein Gegensatz sein. Das Duo Spoon And The Forkestra aus Hamburg und Mannheim ist gar so heiter drauf, dass Sängerin Emily-Mae am Ende des Tracks "Mary Lou" einen Lachanfall bekommt. Der wirkt so sympathisch, dass ich den Vergleich mit Phoebe Bridgers im Promotext gnädig überlese. Eine weitere Parallele wird mit Nilüfer Yanya gezogen. Okay, passt aufgrund des verträumten Charakters von Songs wie "Pirates" und "Blue" schon besser.

Eine Ähnlichkeit mit Aldous Harding dagegen? Nein, sie ist im Vergleich zu funky. Fleet Foxes? Eher nicht, denn Spoon And The Forkestra sind zwar mit Alternative-Folk sozialisiert, wummern jedoch viel erdiger und elektrischer als die luftigen Amerikaner. KT Tunstall und die obligatorische Feist werden noch genannt, beiden fehlt aber ein Hauptelement, das die deutschen Newcomerband auszeichnet: Psychedelic.

Selbst das behutsame Dreampop-Meisterwerk "Blue" verliert sich mit verschroben angejazzter Lautmalerei kein Quäntchen in Folkpop-Klischees. Es sackt in keine Komfortzone ab, lullt nie ein und zwingt - anders als etwa Alice Phoebe Lous Introvertiertheit - zum genauen Hinhören. Und so sollte Indie-Rock sein: Herausfordernd, aber gerne trotzdem durchdacht und mit Melodie.

Emily-Mae Lewis' catchy Stimme kommt super sympathisch rüber, ohne zu überschwänglich zu wirken. Momente der Zerbrechlichkeit finden sich ebenfalls, etwa im eigentlich hymnischen "Blink Twice". Und so erinnern die Sängerin und ihr düster euphorisch aufspielender Bassist, der in "Karma 8" ein richtiges starkes Surfrock-Solo abliefert, an die frühe Cat Power. Die zerklüfteten Verstärker-Sounds ragen auch etwas in die Garage-Welt von Bands wie Redd Kross hinein.

Das zarte, geheimnisvolle Fragment "Kigs And Hisses" beendet die 18 Minuten kurze und beschwingte Debüt-EP: Dass sich so frische und kantige Sixties-Retro-Mucke in Deutschland findet - verblüffend. Der Vorteil der kurzen Spieldauer: Man landet schnell wieder am Anfang, beim fett knarzenden Opener "Mary Lou", und "Pirates", in dem Emily-Maes Stimme erst erhaben in die Höhe tanzt, nur um in der Bridge auf Punk-Folk umzuschalten. Auf CD erscheint die EP, sobald wieder Gigs möglich sind, dann erst mal exklusiv fürs Konzertpublikum.

Trackliste

  1. 1. Mary Lou
  2. 2. Pirates
  3. 3. Karma 8
  4. 4. Blue
  5. 5. Blink Twice
  6. 6. Kugs And Hisses

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