laut.de-Kritik

Der höchste Gang war ausgefahren, also schalten sie zurück ...

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Es gibt nicht wenige Leute, die bei einem zweiten Streich des Hamburger Duos nur noch abwinken. Hatten die mit ihren Songs nicht eh schon alles in Grund und Boden gerockt? Und war das nicht die Band, die auf ihrer ganzen Platte eine Bassline benutzt hatte? Was sollte da schon noch kommen?

Würde "2" nur aus dem ersten Song bestehen, wäre die klare Antwort: nicht viel. Denn Spillsbury gießen ihren Spöttern gleich zu Beginn heftig Öl ins Feuer. Ok, "Eins, Zwei, Drei" ist ein schöner Song. Aber eine zwei Jahre alte B-Seite als ersten Song des neuen Albums zu platzieren, ist doch wohl mehr als traurig.

Zum Glück können Zoe Meißner und Tobias Asche aber weitaus mehr als alte Hits recyceln."2" lebt von Entwicklung und dem Mut, sich auszuprobieren, ohne seine Linie zu verlieren. Und das ist weitaus mehr als manch einer dem Duo je zugetraut hätte. Vorbei ist das Headbangen, vorbei der Pogo. Spillsbury rocken jetzt überlegt und längst nicht mehr so spontan.

Sieht man mal von einem völlig behämmerten Denyo ab, der sich für seine paar Sekunden Rap-Part in "Nein" fünf Meter tief in den Boden schämen sollte, machen Spillsbury auf ihrem Zweitwerk eigentlich alles richtig. Der höchste Gang war ausgefahren, also fahren sie ihn runter und schreiben so tolle, saubere und herzlich leichte Popsongs wie "Zwei Von Vielen". Die energische Stimme von Zoe hatte auch alles rausgeschrieen, was es gab, also zeigt sie auf der kompletten Platte, dass sie weitaus vielfältiger ist, als das nach dem Debüt zu erahnen war.

Niemand kann eben diese ganze "1,2,3 – Go"-Attitüde länger als ein Album durchziehen, ohne völliger Belanglosigkeit zu verfallen. Es sei denn, man heißt Johnny, Dee Dee und Co … Man glaubt es kaum, aber Spillsbury können mehr als Draufhauen. "Sag mir" kommt mit einer düsteren Synthie-Attacke daher, wie man sie von einigen Metal-Bands kennt, und "Common Sense" ist wohl das, was man eine Spillsbury-Ballade nennen könnte.

Überraschen wird "2" viele, denn es bietet mehr, als man erwarten konnte. Diese Platte ist klar Spillsbury und ganz klar kein zweites "Raus". Das ist das Beste, was dieser Band passieren konnte. Doch auch wenn das Debüt natürlich viel zu vorhersehbar und linear war, fehlt jetzt leider genau dieses Feuer, das Spillsbury vor drei Jahren so besonders gemacht hat.

Trackliste

  1. 1. Eins, Zwei, Drei
  2. 2. Nein feat. Denyo
  3. 3. Zwei Von Vielen
  4. 4. Weisst Du Wie Es Ist
  5. 5. Sag Mir
  6. 6. Fallout
  7. 7. Ehrlich Gesagt
  8. 8. Alles Geben
  9. 9. Fade Away
  10. 10. Scheinbar
  11. 11. Auf Die Plätze
  12. 12. Common Sense

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