laut.de-Kritik

Wenn Briten japanisch singen ...

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Punks sind respektlos, rotzfrech, schnorren und klauen. Snuff sind das beste Beispiel dafür. Ihr "Greasy Hair Makes Money" (eine Erkenntnis, die sich spätestens seit Ricky Martin überall durchgesetzt hat) ist ein wahrlich respektloses Sammelsurium von Vollversionen rotzfrech geklauter Klassiker und weniger bedeutendem Kulturgut. In einer guten halben Stunde wüten die Engländer durch ihren lokalen HMV und lassen dabei keine Abteilung aus.

Punküblich wenig zimperlich beginnt die Scheibe mit "The Sound Of The Underground", einem fast bis zur Unkenntlichkeit entstellten "Girls Aloud"-Hit aus dem letzten Jahr. Ob damit den Gewinnerinnen von Großbritanniens Pop Idol gehuldigt oder den Teenie-Tussen einen vor den Bug gegeben werden soll, bleibt wohl besser unbeleuchtet. Spaß machts allemal, das "Wir-Covern-Hits-Die-Schon-Mal-Da-Waren"-Spiel einmal andersrum zu erleben.

Dann wirds auch schon schwerer, wer sich nicht gut auskennt, ist bei "Greasy Hair Makes Money" aufgeschmissen. "A Lovers Concerto", im Original von den Toys, klingt in einer Melody-Punk-Variante so, als hätte er nie anders klingen sollen. Das Ganze erinnert an "Puff The Magic Dragon" im Gewand von Me First And The Gimme Gimmes. Tim Buckleys "Song To The Siren" kommt nicht ganz so gut weg und fühlt sich wahrscheinlich von Snuff ein wenig ungeliebt.

Grundsätzlich haarig wird es, wenn sich Bands covertechnisch an großen Stücken großer Songwriter die Finger vergreifen. Außer bei Bob Dylan. Da hat sich ja mittlerweile jeder mal rangewagt, durchaus auch mit Erfolg (Guns'n'Roses mit kommerziellem, Jimi Hendrix mit künstlerischem). Leider gelingt Snuff mit "You're A Big Girl Now" weder das Andere, wahrscheinlich auch nicht das Eine so richtig.

Als nächstes sind die Traditionals dran, auch gerne mal Opfer von Nachmachern. Die eignen sich besonders gut, wenn man sie grölen kann, wie Die Toten Hosen mit "Auld Lang Syne" ihrerzeit bewiesen. Folglich machen die vier Wilderer mit "Bye Bye Blackbird" auch nicht viel falsch. Wie das Original klingt, weiß hierzulande wahrscheinlich sowieso niemand. Aber dann wirds richtig lustig: Japan und Punkrock gehen eigentlich ja ganz gut zusammen. Warum auch immer. Snuff betreten dennoch ein Stück Neuland und covern gleich zwei japanische Weisen.

Davon macht vor allem "O Sakana Tengoku" einen Heidenspaß, den Text kann man nach Belieben mitsingen. Mit "Rokko Oroshi" verbeugen sich die von der Insel tief vor dem japanischen Volkssport Baseball. Eine Hip Hop- und eine Europop-Interpretation runden das Hörvergnügen ab. Africa Bambaatas "Planet Rock" und Shannons "Let The Music Play" kommen zu zweifelhaften Ehren, sie gehören zu den besseren Versionen.

Am Ende fragt man sich, ob der Spaß so originell ist, immerhin haben besagte Me First And The Gimme Gimmes, aber auch die Punkles und andere in dieser Hinsicht viel vorgelegt, und selbst Snuff haben vor sieben Jahren schon einmal eine Platte mit Coverversionen aufgelegt. Wenn sie - wie angekündigt - dieses Jahr noch ins Studio gehen und wieder eigene Sachen machen, sei ihnen verziehen.

Trackliste

  1. 1. The Sound Of The Underground
  2. 2. A Lovers Concerto
  3. 3. Song To The Siren
  4. 4. You're A Big Girl Now
  5. 5. Bye Bye Blackbird
  6. 6. O Sakana Tengoku
  7. 7. Planet Rock
  8. 8. Let The Music Play
  9. 9. Rokko Oroshi

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