laut.de-Kritik

Episch, melodisch, brachial und sanft.

Review von

Postrock aus Australien. Das hatte man auch noch nicht so oft. Das Herkunftsland dürfte in diesem Fall keine besonders große Rolle spielen, denn Sleepmakeswaves klingen eben wie eine instrumentelle Postrock Band zu klingen hat. Da ist es relativ schnurz ob sie aus Japan, Schottland oder den USA kommen.

Den Kern des Genres, die Laut-Leise-Dynamik, haben die vier Jungs aus Sydney auf ihren zweiten Album gut verinnerlicht. Brachiale Riffs, die auch mal punkig sein können, wie in "Traced In Constellations", wechseln sich mit melodischen Gitarren oder blinkender Elektronik ab.

In "Emergent" wird dieser Wechsel sehr lange vorbereitet aber immer wieder abgebrochen um dann schließlich in einem Metal-Riff zu gipfeln. So weit so bekannt. Wo andere Postrocker sich jetzt in diesem Geballer verausgaben würden, fahren die Australier nochmal zurück und nehmen eine andere Abzweigung in Richtung rockigem Groove. Bei "Perfect Detonator" kommt der Wechsel aprupter. So schnell wie das Rock-Riff reinhaut, macht es auch schon wieder Platz für Keyboard und Elektronik.

Sleepmakeswaves lassen sich dankbar von vielen Vorbildern beeinflussen und packen ihre Songs rappelvoll mit Eindrücken aus aller Welt. Da wird in Mono-Melodien geschwelgt, mit And So I Watch You From Afar wild herum gefrickelt oder mit den Russian Circles ein ordentliches Brett hingelegt. Von 65daysofstatic haben sie ihre Liebe zu elektronischen Spielereien, auch wenn sie nicht so chaotisch wie die Briten drauf sind. Von jedem der großen Vorbilder schnappen sie sich, was ihnen gefällt und bereichern damit ihren eigenen Soundkosmos. Wer gut hinhört, findet immer wieder Anspielungen und Verweise auf andere Bands, wie das kurze Gitarren-Interlude in "Emergent", dass an ASIWYFAs Debüt-Beginn erinnert.

"Great Northern" lässt es da eher ruhig angehen, das Keyboard spielt eine wichtige Rolle, legt den Grundstein für lange Gitarrentöne und baut spannende Melodiebögen auf. Bei "A Little Spark" und "Your Time Will Come Again" wird es noch entspannter und sanfter. Bei dem einen flirren Synthies über einem breiten Soundteppich. Beim anderen dürfen wieder das Keyboard und vor allem cleane Gitarren ran und basteln gemeinsam an einem Melodiemonument.

Klar, das ist alles nichts Neues. Aber es ist eben verdammt gut gemacht: abwechslungsreich, vielschichtig, kreativ. Postrocker werden ihre Freude mit diesem Album haben. Sleepmakeswaves finden eine gute Balance zwischen Altbekanntem und ein paar frischen oder zumindest aufpolierten Ideen. Letztlich ist "Love Of Cartography" ein in besten Sinne angenehmes Album. Postrock, der nicht zu hektisch, nicht zu chaotisch, nicht zu ruhig und nicht zu langatmig ist.

Trackliste

  1. 1. Perfect Detonator
  2. 2. Traced In Constellations
  3. 3. Singularity
  4. 4. Emergent
  5. 5. Great Northern
  6. 6. The Stars Are Stigmata
  7. 7. A Little Spark
  8. 8. How We Built The Ocean
  9. 9. Something Like Avalanches
  10. 10. YOur Time Will Come Again

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LAUT.DE-PORTRÄT Sleepmakeswaves

Ob es den Jungs von Sleepmakeswaves peinlich ist, dass sie ihren ersten großen Erfolg unter anderem dem Teenie-Streifen "Twilight" zu verdanken haben?

4 Kommentare

  • Vor 9 Jahren

    Bäm!
    Hammer Album. Für mich bislang ihr bestes. Der neue Drummer knallt gut, die Songs wirken weniger zerfahren als auf dem Vorgänger und mit "Perfect Donator", "Emergent" und "The Stars Are Stigmata" sind echt gute Bretter drauf. Morpho, Dude, soulburn - hört hier mal rein!

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    hammer, dass laut.de das album bewertet abseits der üblichen verdächtigen im post-rock. finde es auch verdammt gut, aber es ist nicht komplett meins. finds geil, wie wiederkehrende motive und melodien in den songs verwendet werden, natürlich abgewandelt, um die songs für post-rock eher untypisch rund wirken zu lassen, fast schon wie refrains. und irgendwie stimmt die mischung hier tatsächlich perfekt, wie in der rezension beschrieben - es ist alles dabei, ohne dass zuviel oder zuwenig von jeder zutat dabei ist. einnehmende atmosphäre, die aber endet, bevor die schwelle zum tagtraum erreicht ist. diese motive und melodien, die sich eben refrainartig wiederholen, die songs aber nicht dominieren oder kitschig wirken. harte gitarren und ordentliche riffs, aber auch mal frickeliges oder ruhiges, dennoch verspieltes gitarrenspiel. piano und zum ende hin vermehrt elektronische klänge. alles klingt dabei wie aus einem guss, verdammt abwechslungsreich und tatsächlich individuell, obwohl die musik natürlich eklektisch zusammengesetzt aus diesen und jenen quellen. aber dennoch habe ich bei diesem album nicht die totalen emotionalen ausraster wie bei anderen post-rock-alben, die zwar weniger abwechslungsreich und song-orientiert sind, dafür aber irgendwie "atmosphärischer", so schwammig der begriff auch sein mag. und da fallen mir eben auch die 2 anderen australischen post-rock-bands bands ein, die ich neben sleepmakeswaves kenne und die die diese wirkung eher auf mich haben - 1) this is your captain speaking, 2) laura. dennoch - "love of cartography" ist ein post-rock-album, das mir aufgrund dieser perfekt ausgewogenen mischung seiner zutaten und seiner rockigen, emotional helleren ausrichtung sehr gefällt und stellenweise begeistert, mich aber nie emotional so richtig fesselt und mitreißt, sodass ich alles um mich rum vergessen könnte.

  • Vor 9 Jahren

    vorhin live gesehen :) sympathischste leute vonne welt, auch allesamt bisle sentimental, weil letztes konzert der tour, dementsprechend wirklich bewegend die ansagen zwischendurch. mein eindruck: einige songs scheinen echt nur bedingt live-tauglich, auch wenn sie auf dem entsprechenden album mitreißen. andere songs, von denen manche auf dem emtsprechenden album von mir eher als mittelmäßig empfunden werden, brennen live aber alles ab!!!
    der band sei allerdings geraten, die passagen zwischen den höhepunkten, die im album atmosphäre schaffen und spannung aufbauen, live besser umzusetzen und weniger auf laut und krachig zu machen. und ich fands bisle anstrengend, dass der eine der gitarristen so übertrieben am posen war, wohl mit der absicht, auch wirklich jeden zu unterhalten, auch die mitgeschleppte freundin oder den nüchternen reporter. da war mir der andere lieber, der konzentriert am shoegazen und spielen war ^^ insgesamt muss ich aber sagen: musikalisch eine der originellsten und für mich besten post-rock-bands heutzutage und unglaublich nette leue (konnte mit dem "poser" noch nach dem konzert reden), live allerdings mit schwächen, die nicht nur in der darbietung, sondern auch im songwriting zu stecken scheinen.