laut.de-Kritik

Erzeugt aus Pop und Soul die Magie der vertonten Erotikstimulanz.

Review von

Was durfte ich am Wochenende zufällig im Plattenregal des geschätzten Kollegen Martin entdecken? Zwischen Motörhead und The Cure steht doch da (einen Daumen breit!) Simply Red. Tja. Da helfen auch Beschwichtigungen wie "Ich war jung" wenig. Im Rockerherz klafft plötzlich eine offene Wunde: man hatte sich einst den sanften Klängen des gelockten Mannes hingegeben, der seine Diamanten lieber im Mund als am Finger trägt.

Seit Hucknall 1985 mit "Money's Too Tight (To Mention)" weltweit die Charts aufrollte, ist er von deren Spitze nicht mehr weg zu denken. Seine Vorstellung von Soul-Pop mit heavy R&B-Einschlag sowie Zutaten aus Jazz und Reggae klang streckenweise amerikanischer als Marvin Gaye himself, der US-Markt fiel ihm also auch prompt um den Hals. Sag Ja zu Motown. In diesem Fall rief ich aber schon immer beherzt: Nein!

Auf Mick Hucknalls Spielwiese dreht sich das Karussell um die zahlreichen Facetten des großen Begriffs der Liebe, ob einfühlsam schmeichelnd auf der Sehnsuchtsschaukel oder fröhlich beschwingt auf der Wippe verklärter Verliebtheit. Dabei sind Hucknall schon große Popsongs aus der Feder geflossen: der Debuthit "Holding Back the Years" und mein Highlight "For Your Babies" gehören ins Radio und ins Schlafzimmer! Ab und an.

Natürlich müssen auf vorliegender Werkschau auch die Simply Red-Evergreens abgefeiert werden: die Vorzeige-Balladen "If You Don't Know Me By Now" und "It's Only Love" (beides Coverversionen!), genauso wie der Hucknall-Brecher "Remembering The First Time", bei dem es mich immer gegruselt hat ob des aufdringlichen Düddeldüddeldü-Frohsinns. Der vorgebliche Soundtrack für knisternde Liebesnächte dröppelte bei mir meist eher auf's Gemüt wie Nieselregen an die Fensterscheibe.

Doch zollt man Motörhead Respekt für zweiminütige Gitarren-Inferno und zählt man Cure zu den Führern düsterer Pop-Meilensteine, kann Simply Red die Magie der vertonten Erotikstimulanz zugesprochen werden, ganz im Sinne des wahren Soul. Für alle, die bei zeitgenössischem Soul-Pop mitreden wollen, gelten deshalb Wyclef Jeans Worte auf "Angel":
"Simply Red To The Soundsystem".

Trackliste

  1. 1. If You Don't Know Me By Now
  2. 2. Holding Back The Years
  3. 3. Say You Love Me
  4. 4. The Air That I Breathe
  5. 5. It's Only Love
  6. 6. You've Got It
  7. 7. Ev'ry Time We Say Goodbye
  8. 8. For Your Babies
  9. 9. Lady Godiva's Room
  10. 10. Your Eyes (Mousse T Acoustic)
  11. 11. Thank You
  12. 12. Remembering The First Time
  13. 13. Angel
  14. 14. Night Nurse
  15. 15. Never Never Love
  16. 16. More
  17. 17. Mellow My Mind
  18. 18. Stars
  19. 19. Heaven

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