laut.de-Kritik

Musik machen ist eben auch nur ein Beruf.

Review von

Ja, manche Girls machen einem das Leben schwer. Besonders ambitionierte junge Damen, die selbstsicheren, mit gut ausgebildeten Organen. Solche wie Sandi Thom. Man muss ihre Zielstrebigkeit letztlich goutieren. Auch, wenn ihre Musik nicht sonderlich spannend ist.

Sandis Beitrag zur Popmusik bleibt marginal. Zur Chart - respektive Internethistorie trägt sie dagegen einiges bei. Zwar war sie alles andere als ein Neuling im Haifischbecken. Dennoch gelangte die 24-jährige Schottin dank Web 2.0 an etablierten Kanälen vorbei doch noch in den Schoß eines Majors.

Aus dem Keller ihres Londoner Appartements übertrug die Singer/Songwriterin mit der Vorliebe für Folk, Soul und Rock im Februar und März eine dreiwöchige "Welttournee" und lud gar Fans zu sich nach Hause ein. Für zehn wäre Platz, aber Getränke und Penntüte bitte selber mitbringen. Aus anfänglich 70 Usern wurden zehntausende, und eine Woche nach "Tourende" war der Plattendeal in der Tasche. Respekt.

Böse Zungen behaupteten zwar, der Erfolg sei letztlich von SonyBMG eingefädelt worden - zumindest hatte Sandi wohl Geld und knallhartes Marketing im Rücken. Aber wie dem auch sei: wirklich wichtig ist dieser US-Poprock nicht. Aus dem Rahmen fällt aufgrund der spärlich, rein perkussiven Instrumentierung gerade mal die naive Single "I Wish I Was A Punk Rocker (With Flowers In My Hair)", die in Großbritannien auf eins ging.

Ansonsten besteht die unaufdringlich produzierte CD, deren Spielzeit gerade mal knapp über einer halben Stunde liegt, aus mal beschwingt, mal romantisch konstruierten Lagerfeuerstücken fürs Radio. Die Rhythmus-Sektion ist dabei mit einer angenehmen Portion Hall versehen - glatt zu bügeln gabs eh nix. Die Instrumentals bleiben stützend im Hintergrund. Schließlich ist Sandis klassische Mainstream-Stimme, der man die Gospelchor-Vergangenheit anhört, der Star. Alles okay gemacht, lässt aber kalt.

Auch Musikerinnen wie Melissa Etheridge, Alanis Morissette oder Sheryl Crow standen Pate. Nett anzusehen, ehrgeizig, talentiert. Ob Sandi so lange durchhält? Falls nicht, bleibt sie wenigstens als ein Internet-Phänomen in Erinnerungen.

Trackliste

  1. 1. When Horsepower Meant What It Said
  2. 2. I Wish I Was A Punk Rocker (With Flowers In My Hair)
  3. 3. Lonely Girl
  4. 4. Sunset Borderline
  5. 5. Little Remedy
  6. 6. Castles
  7. 7. What If I'm Right
  8. 8. Superman
  9. 9. The Human Jukebox
  10. 10. Time

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