laut.de-Kritik

So funky, dass Stillsitzen unmöglich ist.

Review von

Oh man, ist das funky! Sam Kininger, Saxophonist aus Boston, legt ein Debütalbum hin, das einem die Schuhe auszieht: Grooves, die es unmöglich machen, still zu sitzen. Gestochen scharfe Riffs, eine Hammondorgel, bei der man feuchte Augen bekommt, und messerscharfe Soli. Die Songs gehen nach vorne. Doch eine Prise Coolness ist auch dabei. So kann auch immer wieder durchgeatmet werden.

Sam Kininger hat hier nicht einfach aus dem hohlen Bauch Funkkracher hingezaubert. Der Mann sammelte schon einige Erfahrungen bei dem Groove-Jazz Trio Soulive und der Funkband Lettuce. Außerdem hat er wohl die einschlägigen Größen des Genres ausgiebig studiert.

Besonders stark merkt man den Einfluss von Maceo Parker. Der prägnante, durchsetzungsfähige Ton erinnert doch sehr an den Altmeister. Auch die Art, wie er die Synkopen hart anblässt, lassen eine musikalische Verwandtschaft erkennen. Besonders prägnant zeigt sich dies bei "NY No. 1". Da klingt auch der Beat ähnlich. Schlagzeug und Bass spielen im Midtempo einen geshuffelten Groove mit vielen Off-Beats. Dazu kommt ein Riff mit der Hammondorgel, so dass selbst gestandene Funk-Fans den Tränen nahe sind.

Ein weiterer Höhepunkt ist "32-84-31 St.". Hier besticht in der Rhythmusgruppe Gittarist Jeff Lockhardt. Der zieht seinen Riff durch, da bleibt kein Bein still stehen. Die Band spielt hier mit einer fantastischen Mischung aus Lockerheit und treibender Energie. Den Gipfel bildet das Gastspiel von Fred Wesley. Er setzt mit über dreißigjähriger Funkerfahrung noch einen drauf.

Kininger orientiert sich aber nicht nur am Stil von Parker. Es gibt Stücke wie "Pieces" oder das balladeske "Most Beautiful", die leichter und entspannter sind. Dann spielt der Bandleader nicht mehr so hart und die Töne gehen fließender ineinander über. Viel Zeit nimmt er sich in diesen Momenten für seine ausschweifenden Soli, die schöne Geschichten erzählen.

Einen weiteren Pluspunkt der CD stellt die Länge der Songs dar. Allein vier Lieder sind über acht Minuten lang. Das hat zwei Vorteile. Zum einen kann sich so der Groove-Liebhaber richtig in den Rhythmus fallen lassen und das gute Gefühl ausgiebig genießen. Zum anderen können sich die Songs richtig entwickeln.

Die Arrangements bieten immer wieder Überraschungen. Bei "Late Night" beginnt die Band zunächst den Beat aufzubauen. Treibend ist dieser, vollgepackt und hektisch, Auf den Kininger ein prägnantes, Stakkato-Saxophonriff setzt. Unvermittelt wechselt der Song in eine Art Halftime-Feeling mit langgezogenen Akkorden. Durchschnaufen ist angesagt, bevor der Beat wieder treibt. Zu Beginn des ersten Solos nimmt die Band wiederum Fahrt raus. Der Rhythmik ist nicht mehr so dicht. Aber mit der Steigerung im Solo verstärkt sich auch die Begleitung. Beim nächsten Solo verfährt die Combo ähnlich. Doch nun pflücken sie den Beat mitten im Solo auseinander, verändern ihn, und zum Schluss kommt man wieder beim Anfang raus.

Zum Entwickeln lassen eines Songs gehört auch, dass die Musiker viel Zeit haben, ihre Soli auszugestalten. Bei "No War For Oil" hat zum Beispiel Keyboarder James Hurt mehrere Minuten, um zu zeigen, was man mit Soundeffekten und viel Musikalität alles so hinzaubern kann.

Sam Kiningers Erstlingswerk hat wirklich alles, was zu einer guten Funkscheibe gehört: Deep digging Grooves, verdammt gute Soli und Abwechslungsreichtum. Da bleibt für den Funkfan nur eine Möglichkeit: Bloß nicht stillsitzen!

Trackliste

  1. 1. NY No. 1
  2. 2. Where I'm Coming From
  3. 3. 32-84-31-St.
  4. 4. Pieces
  5. 5. Late Night
  6. 6. Most Beautiful
  7. 7. No War For Oil
  8. 8. Big Whopper
  9. 9. Don't Say Nothing
  10. 10. My Dogg
  11. 11. Evolved

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