laut.de-Kritik

Viel mehr als die Summe seiner Teile: zwischen Folk, Prog und Pop.

Review von

Prog-Rock ist ein ausgesprochen vielschichtiges Genre. In seiner Grundannahme handelt es sich um eine Anreicherung des klassischen Rocks mit Stilelementen anderer Genres, eine Verbindung aus Bombast und Stilfertigkeit. Ein Album wie "Symmetry" passt da weniger ins Bild: Saga covern auf ihrem 23. Album sich selbst akustisch.

Das hört sich erst mal schrecklich und vor allen Dingen faul an. Ist ja nicht so, als hätte man zwischendurch entdeckt, dass man Lieder auch ohne elektronische Verstärkung einspielen kann. Hinzukommt: Akustikversionen in diesem Genre zu erstellen, ist gar nicht so einfach: Die Umsetzung erfolgt viel spartanischer, das Ausgangsmaterial ist geradezu fremdartig. Und nicht jeder E-Gitarrist ist Bert Jansch: Das mussten schon Kaliber wie J Mascis lernen und so scheitern viele solcher Covers schlicht daran, dass sich das Ganze auch ohne Kenntnis des Originals einfach nicht gut anhört.

Dass Saga aber tatsächlich die neue Auseinandersetzung mit dem alten Werk suchen und eben nicht nur Schmalspurversionen alter Hits vorlegen, zeigte sich schon daran, dass sie ihre eigene Tour 2017 selbst als Akustikband supporteten. Kramt man in alten Konzertberichten, lief das wohl ganz gut. Denn akustisch heißt für Saga nicht einfach nur weniger: Gastmusiker mit Fiddle, Cello und zusätzlicher Gesang bereichern den zumeist dichten Klangteppich der Kanadier.

"Symmetry" beginnt mit "The Pitchman", ursprünglich von 1983, das den flotten und dynamischen Takt des Albums vorgibt. "The Pitchman" ist trotz seines Drucks keineswegs ein reiner Fiddle-Song, sondern überzeugt mit Spannungsbogen und der greifbaren Präsenz Michael Sadlers. Insgesamt bleibt das Tempo überraschend hoch. Beim flotten „Wind Him Up“ trauen sich Saga an ihren Klassiker schlechthin, während sie viele andere Hits ignorieren. Ein Zeichen für den bewussten Umgang mit dem eigenen Material.

"The Perfect Time To Feel Better" ist eines von zwei Medleys und fühlt sich an wie 'echter' Prog: Ohne künstliche Kompromisse und ebenso wie "The Right Side Of The Other Hall", das drei Songs vom 2006er-Album Trust vereint, völlig ungekünstelt bzw. aus einem Guss. Die starke Keyboardlastigkeit wird auf "Symmetry" vor allem in ein souveränes und treibendes Piano umgedeutet. Vergleicht man die Originale mit den Medleys, fehlt kein Jota Energie.

Derlei Vergleiche tun der Platte aber sowieso Unrecht, denn lebendige Nummern wie "Always There" würden auf einem - guten! - Album einer neu formierten Band keineswegs deplatziert wirken. Saga landen mit ihrem neuen Sound irgendwo zwischen Folk, Prog und Pop, mehr Fleet Foxes als Mumford und Söhne. Gitarrist Ian Crichton kauft man Interviewaussagen ab, in denen er das Album als Schwerstarbeit beschreibt: Einer der Chefkniedler der Progszene hat sich größte Mühe gegeben, seinen Part in der Band komplett neu zu erfinden. Die Texte bleiben wie sie sind und weisen dementsprechend einen gehörigen Schuss Pathos auf. Im akustische Arrangement werden sie aber nicht zu kitschig.

Bemerkenswert ist zudem die durchgehend stimmungsvolle Atmosphäre. Die Neubearbeitung kreiert eine neue Formensprache, die Songs aus mehreren Jahrzehnten in einem frischen Gewand zusammenführt. Die Flöten auf dem von Jim Gilmour eingesungenen "Say Goodbye To Hollywood" und der Irish Folk von "No Regrets - Chapter 5" fügen sich organisch in ein distinktives und harmonisches Klangbild ein. "La Foret Harmonieuse" wird in 30 Jahren vermutlich nur selten auf Best Of-Listen auftauchen. Das instrumentale Klavierstück vertieft aber ebenso wie die beiden Prelude-Stücke den Eindruck, dass "Symmetry" deutlich mehr als die Summe seiner Teile ist.

Trackliste

  1. 1. Pitchman
  2. 2. The Perfect Time To Feel Better
  3. 3. Images - Chapter 1
  4. 4. Always There
  5. 5. Prelude #1
  6. 6. Say Goodbye To Hollywood
  7. 7. Prelude #2
  8. 8. The Right Side Of The Other Hall
  9. 9. La Foret Harmonieuse
  10. 10. Wind Him Up
  11. 11. No Regrets - Chapter 5
  12. 12. Tired World - Chapter 6

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2 Kommentare

  • Vor 3 Jahren

    "Saga has done more skrewdriver Songs than Ian" (hoch intelligenter YouTube Kommentator) tomorrow is Always too late ist ein Brett. Der Rest eher nicht so

  • Vor 3 Jahren

    Ich bin ja schon glücklich darüber, dass die Helden meiner Kindheit und Jugend wieder ein Lebenszeichen von sich geben (nachdem Michael Sadler zwischenzeitlich nicht mehr an Bord war, es bereits eine Abschiedstour gab...). Wenn einen dieses Lebenszeichen dann auch noch so positiv überrascht... tolles Album!