laut.de-Kritik

Mit Pepp, aber ohne Eno.

Review von

Vielleicht schon wieder etwas in Vergessenheit geraten, war die Reunion von Roxy Music 2001 eines der musikalischen Events des Jahres. Nicht nur, weil eine der einflussreichsten Popbands zum ersten Mal seit 1982 wieder den gemeinsamen Weg auf die Bühne gefunden hatte. Dabei waren immerhin vier der fünf Ursprungsmitglieder, leider aber nicht Keyboarder Brian Eno, der den frühen Sound der Band entscheidend mitprägte.

Diese Abwesenheit ist umso schmerzlicher angesichts der Tatsache, dass auf den zwei CDs dieses Albums neben den Hits auch weniger bekannte Stücke aus den ersten Aktivitätsjahren vertreten sind. So startet die Zusammenstellung mit dem Eröffnungslied ihres ersten Albums; Gründerzeitmusik wie auch die folgenden zwei Stücke. Zwei Dinge fallen leider negativ auf: Brian Ferry, der kaum eine Note trifft, und die Abmischung. Stellenweise kommt das Gefühl auf, im Klo anstatt vor der Bühne zu stehen. Da der Mitschnitt kostenaufwändig rund um die Welt erfolgte, ist der Mangel an Qualität besonders enttäuschend.

Verlass ist dagegen auf Gitarrist Manzanera und Saxophonist MacKay, die nicht nur sehr ordentlich spielen, sondern mit ihren Einsätzen im Publikum für Begeisterung sorgen. Auf dem langsamen "While My Heart Is Still Beating" findet auch Ferry langsam den richtigen Gang, Höhepunkte der ersten CD sind jedoch die weitgehend instrumentalen "A Song For Europe" und "In Every Dreamhome A Heartache", die mit jeweils über acht Minuten der Band die Gelegenheit geben, sich zu entfalten.

Wer nach Roxy Musics bekanntesten Liedern sucht, kann gleich die zweite CD einlegen. Den Anfang macht der Eröffnungstrack ihres letzten und erfolgreichsten Studioalbums "Avalon". Zwar geht es anschließend zurück in die frühen Siebziger, dafür kommen dann mit "Avalon", "Dance Away" und die John Lennon-Hommage "Jealous Guy" die erfolgreichsten Stücke ihrer Karriere hintereinander. Am Ende warten die erste Single "Virginia Plain", der frühe Hit "Love Is The Drug", die Roxy Music-Hymne "Do The Strand" und schließlich "For Your Pleasure", bei dem die Musiker nach und nach die Bühne verlassen.

Letztendlich ein recht mutiges Album, zumal die Erfolge auf eine CD gepasst hätten. Für den Fan ist es sicherlich schön, auch weniger bekannte Stücke in der 2001er Version zu hören. Angesichts der Tatsache, dass Ferry dort aber zu oft versagt, ist schon etwas Liebe von Nöten, um sich das ohne Programmtaste an zu tun.

Trackliste

  1. 1. Re-make / Re-model
  2. 2. Street Life
  3. 3. Ladytron
  4. 4. While my heart is still beating
  5. 5. Out Of The Blue
  6. 6. A song for Europe
  7. 7. My only love
  8. 8. In every dream home a heartache
  9. 9. Oh yeah!
  10. 10. Both Ends Burning
  11. 11. Tara
  1. 1. More Than This
  2. 2. If there is something
  3. 3. Mother Of Pearl
  4. 4. Avalon
  5. 5. Dance Away
  6. 6. Jealous Guy
  7. 7. Editions of you
  8. 8. Virginia Plain
  9. 9. Love Is The Drug
  10. 10. Do The Strand
  11. 11. For your pleasure

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    Ich war damals dabei (in München) und diese Doppel-CD bildet das Gebotene perfekt ab (außerdem enthält sie 4 weitere Lieder, die in München nicht gespielt worden sind). Sowohl Brian Eno alsauch Eddie Jobson wurden ädequat "ersetzt, ein riesengroßer Moog-Synthesizer aus den 70ern kam zum effektvollen Einsatz und der Sound war (und ist auch auf der Doppel-CD) gut. Klar klingt Ferry's Stimme dünner und die Intonation ist teils wacklig, aber "Roxy Music Live" gehört zu den besten Live-CDs die ich kenne (wobei CD 1 mMn besser ist als CD 2), ja, ich würde so weit gehen, zu sagen, dass ich sofort diese VÖ empfehlen würde, wenn es darum geht, nur eine einzige der Band auszuwählen. Großartige Reunion, und Paul Thompson am Schlagzeug setzt allem das Sahnehäubchen auf.