laut.de-Kritik

Weniger Drogen und doch mehr Experimente.

Review von

Größere Visionen, breiterer Horizont, voll ausgeschöpftes Potential. Dass der Reverend alias Jon McClure nicht gerade tief stapelt, bewies er bereits mit Album Nummer 1. "A French Kiss In The Chaos" soll hier noch einen drauf setzen. Keine leichte Aufgabe, verkündete der Brite doch schon 2007, bei Reverend And The Makers handele es sich schlicht und einfach um "die beste Musik, die du jemals gehört hast".

Und tatsächlich hat sich einiges getan, sowohl personell als auch musikalisch. Der Drummer stieg aus, Percussionist Stuart Doughty sprang ein und Tom Rowley (Ex-Milburn-Gitarrist) komplettierte das Line-Up. Der Reverend selbst kündigte seinen Austritt zwar nach der zweiten Scheibe an, nahm dann aber wieder alles zurück. Schuld sind vielleicht die Drogen, davon habe man während des Schreibens nämlich auch reichlich eingeworfen.

Mit Damon Albarn in Nigeria unterwegs, erlitt McClure angeblich einen Nervenzusammenbruch, seitdem sei er runter von den Rauschmitteln. Dennoch klingen weite Teile der Platte psychedelisch, zum Beispiel "Silence Is Talking", das vor allem auf Sitar und Bläser setzt. Aber auch "Professor Pickles", das allerlei chemische Substanzen behandelt.

Angesiedelt zwischen Indie, Funk und Elektro bläst die Truppe einige Songs in unsere Ohren, allen voran das rhythmische "No Wood Just Trees". "Hidden Persuaders" ruft Ennio Morricone ins Gedächtnis: Italowestern vermischt mit eingängigem Pop. In "The End" geht es deftiger zur Sache, "Hard Time For Dreamers" rundet danach bedächtig ab. Stilistisch breiter und stärker Melodie-orientiert; die Sheffielder zeigen sich nicht nur experimentierfreudig, sondern auch selbstbewusst.

Während "The State Of Things" vom Leben in der britischen Stahlstadt, von schlechten Jobs, und Randalen berichtete, ist der Fokus nun thematisch breiter gefächert. Da fällt der Blick schon mal auf die gesamte britische Gesellschaft ("Manifesto/People Shapers") oder verlässt zumindest die eigenen vier Wände ("The End"). Ein guter Schritt nach vorn – da ist McClures Eigenlob mehr als gerechtfertigt.

Trackliste

  1. 1. Silence Is Talking
  2. 2. Hidden Persuaders
  3. 3. No Wood Just Trees
  4. 4. Professor Pickles
  5. 5. Long Long Time
  6. 6. No Soap (In A Dirty War)
  7. 7. Manifesto / People Shapers
  8. 8. Mermaids
  9. 9. The End
  10. 10. Hard Time For Dreamers

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Ich war wirklich überrascht als ich die Platte gehört hab - gefällt mir besser als ich erwartet hab, viel besser um genau zu sein!
    Leider wieder so eine Scheibe die wahrscheinlich mit viel zu wenig Beachtung der Allgemeinheit ein Geheimtipp bleiben wird..