laut.de-Kritik

Aussichtsreiche Wege in den Wahnsinn.

Review von

Da haben wir's wieder! Eine weitere Kostprobe dessen, was der Sound of Philadelphia zu bieten hat. Reef The Lost Cauze will (nach zwei mehr oder weniger in Eigenregie produzierten und vertriebenen Veröffentlichungen) mit "Feast Or Famine" jetzt endgültig seinen Fuß in die Tür zum großen Rap-Geschäft stellen. Die Gefahr, sich dabei Quetschungen zuzuziehen, ist gering; das vorgelegte Material tendiert eher zum großen Fressen denn zur Hungersnot.

Beats stammen von Mighty Mi, von Edan (auf dessen Konto ein Großteil der Produktion von "Black Candles", dem Debüt-Album von Reefs Crew JuJu Mob, ging) und zum größten Teil aus dem Hause Eyego Direct; das Produzenten-Duo aus Philadelphia bastelte bereits den Unterbau zum Vorgänger-Album "Invisible Empire". Da Good Hand Records viel Zeit darauf verwendet hat, die Promo-CD mit einem über die Maßen lästigen Kopierschutz zu besprechen, war es offenbar unmöglich, eine Kopie des Booklets beizulegen. Auch recht, rezensieren wir eben im Blindflug. Der Leser möge die Zuordnungen entsprechend selbsttätig vornehmen.

"Humble Beginnings" liefert einen recht guten Vorgeschmack auf das anstehende Festmahl: Freestyle-Champion Reef flowt auch im Studio mühelos und pointiert über einen exzellenten Drumbeat. Begleitet von Piano, leicht übergeschnappten Streichern und Chören, stellen "Get ready!" und "Welcome me back!" Aufforderungen dar, denen man gerne nachkommt. OK, Reef. Hallo, zurück!

Zugegeben, "Feast Or Famine" umfasst schon das ein oder andere schwächere Stück. "Crown Of Thorns" strengt mit einem ausgesprochen überfrachtetem Instrumental sehr an. In "Give It Up" täuscht auch der erstklassige Rap nicht darüber hinweg, dass man den bombastischen Hintergrund so oder ähnlich schon 1000mal gehört hat. Klare Ansagen in den Reimen vermitteln hier allerdings eine Ahnung davon, in welchem Ausmaß Reef seine Gegner verbal zu tranchieren vermag, sollte es zu einer Battle kommen. Dem Beat von "Main Event" mangelt es an Nachdruck und Variationsreichtum. Richtige Hammertracks fehlen leider auch, dafür regiert gutes bis sehr gutes Mittelmaß - und das ist schon weit mehr, als viele Veröffentlichungen dieser Tage von sich behaupten dürfen.

"How To Lose Your Mind" zeigt einen aussichtsreichen Weg in den Wahnsinn: Müsste ich aufgrund von Geldmangel wieder bei Mama einziehen, wären tatsächlich alle Beteiligten in kürzester Zeit am Rande des Nervenzusammenbruchs. "Could be worse? No, not really", dem ist absolut zuzustimmen. Der schön blubbernde Bass lenkt die Aufmerksamkeit kaum von der Stimme und der Story ab - das Ergebnis gerät ausgesprochen unterhaltsam. "Fair One" mit Sean Price (die erste Single, übrigens) legt mehr Tempo vor; der an sich schon abwechslungsreiche Rhythmus verleiht den in Stimmlage und Flow harmonierenden MCs ein solides Fundament. "Coltrane" besticht mit gesungenem, stark soul-beeinflusstem Chorus, Bass und Reefs Textzeilen scheinen sich gegenseitig anzutreiben, bevor es gegen Ende mit "Crumbs" und dem streicher-basierten "Eyes Of My Father" ruhiger und nachdenklicher wird.

Feast or Famine? Hungerleiderei sicher nicht. Ob es allerdings zum Festmahl reicht, sei dahin gestellt. Aber manchmal erweist sich schließlich ein schnödes belegtes Brot als genau das richtige. An Geschmack und Nährwert ist hier jedenfalls nicht zu rütteln.

Trackliste

  1. 1. Humble Beginnings
  2. 2. Sound Of Philadelphia
  3. 3. Commander In Chief
  4. 4. How You Lose Your Mind
  5. 5. Crown Of Thorns
  6. 6. Give It Up
  7. 7. Fair One
  8. 8. I'm Rich
  9. 9. Main Event
  10. 10. Coltrane
  11. 11. Already Dead
  12. 12. Look At The Sun
  13. 13. Two Guns Up
  14. 14. Crumbs
  15. 15. Eyes Of My Father
  16. 16. Live As It Gets

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