laut.de-Kritik

Bewährte Erfolgsformel, nur leicht verändert.

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29 Wochen hielt sich RINs Debütalbum "Eros" in den Charts, neun Wochen länger als Cros "Tru." und ganze 21 Wochen mehr als Bausas "Dreifarbenhaus". Mit dem Nachfolger "Planet Megatron" möchte der Bietigheim-Bissinger seinen Vorsprung gegenüber der deutschen Rap-Szene nun noch weiter ausbauen. Dafür hat er seine bewährte Erfolgsformel nur leicht verändert.

RIN inhaltliche Armut vorzuwerfen, wird den Texten nicht gerecht. Zwischen den Popkulturreferenzen, die mindestens einmal pro Takt fallen, dem Anpreisen von textilen und fahrbaren Statussymbolen und dem Bezirzen der nächstbesten Herzensdame schwingen in den Zeilen immer wieder ernstzunehmende Eindrücke und Lebensbeschreibungen einer jungen Generation mit. Party und Liebe sind eben zwei wesentliche Elemente in einem Leben zwischen Kleinstadtgrenze und Berufsschule. "Schaffe, schaffe, Häusle baue", lautet ein altes Sprichwort in RINs schwäbischer Heimat. In der Welt des Rappers wird daraus "von der S-Bahn in die S-Klasse".

Auch wenn sich im Jahr 2018 Formate kaum noch voneinander abgrenzen lassen, geht "Planet Megatron" als klassisches Mixtape durch. Wie ein schnell produzierter Happen zwischendurch fühlt sich die Mischkassette trotzdem nicht an. Der Unterschied zum Vorgänger liegt in der kürzeren Spielzeit und im lockeren, fast schon fröhlicheren Soundbild. Elektroexperimente wie "Imodji Ladykiller" treffen auf kurze Songskizzen, die eine geringe Aufmerksamkeitsspanne erfordern und genau deshalb in den Spotify-Listen der jungen Supreme-Träger landen werden.

Für die Produktionen hat sich RIN auf das gleiche Team verlassen, mit dem er bereits an "Eros" arbeitete. Neben Sandkastenfreund Minhtendo ist auch OZ wieder dabei. Mit Beats für Logic, Trippie Redd, Gucci Mane und Drake hat dieser bewiesen, dass seine Arbeit auch auf internationaler Bühne funktioniert. RIN selbst agiert als Engineer, der alles zugunsten seiner Vision zusammenhält.

Diese Vision klingt auf "Planet Megatron" spektakulärer denn je. Hi-Hats wie Stroboskoplichter, Bässe, die rollen wie RINs geleaster Mercedes und ein Autotune-Einsatz, auf den selbst Cher neidisch wäre, sind keine Überraschungen. Der Pianist, der Samples eingespielt hat, hingegen schon. Trotz des Mixtape-Etiketts war der Aufwand hörbar groß. So wird im finalen Refrain von "Avirex" das halbe Instrumental ausgetauscht. Hip Hop-Hörer der alten Schule horchen spätestens an dieser Stelle aufgrund des ikonischen Samples aus James Browns "Get Up Offa That Thing" auf.

"Planet Megatron" ist die konsequente Fortführung von dem, das RIN auf "Eros" begann. Wer zu seinem Debütalbum keinen Zugang fand, wird ihn mit diesem Mixtape auch nicht bekommen. Auf "Planet Megatron" betont RIN immer wieder, es gehe um einen "Vibe". Eine Stimmung lässt sich schwer bewerten und noch schwerer erklären. Wer sie fühlt, wird diese Veröffentlichung zu seinem Sommer-Soundtrack machen. Alle anderen werden ein weiteres Mal über die vermeintlich nichtssagenden Satzfetzen schimpfen.

Trackliste

  1. 1. One Night
  2. 2. Avirex
  3. 3. Need For Speed
  4. 4. Burberry / SuperParisLight
  5. 5. Oldboy
  6. 6. Imodji Ladykiller
  7. 7. Nike
  8. 8. Chanel
  9. 9. XTC
  10. 10. Swoosh
  11. 11. Outro (Planet Megatron)

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LAUT.DE-PORTRÄT RIN

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7 Kommentare

  • Vor 5 Jahren

    langsam nervts!

    Ständig die vermeintlich besten Tracks zuvor raushauen, den Hörer dann aber beim Endprodukt vor komplett verödete Tatsachen stellen
    (Spoiler...ich werde bei Capital Bra leider ähnliches verkünden müssen).

    So fluffig und druff "Avirex", das nocturnal gechillte "Need for Speed" oder schlicht cool funkelndes Trademarkstückchen der Marke "Nike" auch sind..der Rest taumelt wieder irgendwo zwischen bräsigen Filler, Experiment und halbwegs gelungen. Ständig stöhnt oder haucht es aus den Boxen, manch gutes (und erwartbares) Beatdesign versandet im Gewühl an Protzbässen und Synthiebrei. "One Night" startet kalkulierend nett, "Burberry/SuperParisLight" dagegen gemütlich, unaufgeregt schmeichelnd ohne jede Überraschung. Weiter folgt ein "Oldboy" mit anstrengend zähen Singsang, der in der Folge von übermächtigen Bassgebrumme dem Erdboden gleichgemacht wird. Seltsam schnell vorbei, doch keine Zeit zum überlegen, denn schon geht in die Kinderdisko mit 2012er Gedächtniselektrokicks a la "Imodji Ladykiller". Leider absolut unspannend, da helfen auch die gepressten Bässe nichts mehr, dazu ist auch diese Sause blitzschnell vorüber.

    "Chanel" präsentiert jedoch ein locker-schickes, melodisches Soundgerüst, das durch komplett desinteressiert vorgetragene Verswüsten seiten Rins eingerissen wird, da bleibt dann auch ein durch viel Hecheln überfrachtetes "XTC" hinter den Erwartungen. Wenigstens ist der Kernsound lebhaft, doch natürlich stets vom omnipräsenten Hintergrundgewummer gekoppelt mit nichtssagenden Lines begleitet.

    "Swoosh" macht dagegen mit futuristisch spährischen Klangvibes viel richtig, da passt auch ein RIN ohne Störgeräusche rein. Persönlich wird's das im Outro, das auch gleichzeitig etwas Abwechslung ins Flow- wie Soundbild zeichnet.

    Alles in einem eine etwas ernüchternde Vorstellung, die zwar rasant am Hörer vorbeizieht, aber irgendwie dann doch wieder mehr Lust auf ausgewählte Tracks von ihm macht. Ein ganzes Album oder Tape allein zu tragen ist RIN noch immer nicht fähig

  • Vor 5 Jahren

    don't sleep on EROS

    Planet Megatron ist ein cooles Mixtape, das Outro mal wieder sehr krass

  • Vor 5 Jahren

    Textlich ist das halt unerträglich und peinlich.