laut.de-Kritik

Der Disco-King schmeißt die Groove-Maschine an.

Review von

Die Feierlichkeiten zum zehnten Geburtstag des Offenbacher Clubs Robert Johnson gehen mit dem Norweger Prins Thomas in die zweite Runde. Nicht weniger als 27 Stücke hat der Disco-King aus dem Norden für seinen Lieblingsclub zusammengemixt.

Das Spektrum reicht dabei von obskuren Disco-Beats, sphärischen Prog-Rock-Dance-Tracks bis hin zum detroitigen Minimal-Stücken. Damit ist Prins Thomas "Live At Robert Johnson" zu guten Teilen auch ein Listening-Mix. Ganz im Gegensatz zum Set der französischen DJane Chloé, die sich im vergangenen Jahr für den ersten Robert Johnson-Mix an die Plattenteller gestellt hat und den Dancefloor liebvoll aber konsequent bearbeitet hat.

Prins Thomas will zwar das Tanzbein stimulieren. Gleichzeitig lässt der Norweger in seinen Sets aber immer wieder vermeintlich untanzbare Tracks zu Ehren kommen. Bevorzugter Bezugspunkt sind dabei die 70er Jahre. Ganz egal ob manisch depressiver Krautrock, reichlich Testosteron-geschwängerter Glamrock oder glitzernde Disco-Tunes - Prins Thomas fühlt sich in all diesen Genres wohl und zeigt dies mit seinem an Vielseitigkeit kaum zu überbietenden "Live At Robert Johnson"-Mix auf eindrückliche Weise.

Zum Einstieg serviert Thomas Moen Hermansen, wie Prins Thomas mit bürgerlichem Namen heißt, einige Tracks, die allesamt deutlich in der Tradition von Disco stehen. Es ist der Trademark-Sound des Norwegers: discoide Beats vermischt mit einem guten Schuss Downbeat.

Von hier aus arbeitet sich Prins Thomas weiter in Richtung 70er Jahre Prog-Rock, der für die aktuellen Produktionen des Engländers James Yuill die Vorlage liefert. Mit "Build The Band" von Cos/Mes kommen kurz darauf balearische Vibes auf, bevor Ricardo Villalobos mit seinem Track "Waiworinao" die Tür in Richtung Minimal aufstößt.

Hier sind mit Mathew Jonson und Argy & The Mole die bekanntesten Produzenten zu hören. Zwischen diesen zeitgenössischen Produzenten erlebt die französische Rockformation Martin Circus ihren zweiten Frühling. Eine ungewöhnliche Kombination ganz im Sinne von Prins Thomas, der seinem Mix danach sogar noch eine Note Acid beimischt. Sozusagen das I-Tüpfelchen seines musikalischen Galopp-Ritts durch vier Jahrzehnte Musik.

Mit dem zweiten Mix in der insgesamt vierteiligen Robert-Johnson-Reihe setzen die Offenbacher eine Duftmarke, die das Profil des Clubs deutlich von den anderen deutschen Vorzeige-Feierlocations abhebt. Die setzen fast ausschließlich auf Minimales mit dezenten Schattierungen. "Prins Thomas Live At Robert Johnson" zeigt wie ein modernes Clubkonzept auch aussehen kann, abseits der großen Trends.

Trackliste

  1. 1. A very small Intro
  2. 2. Arpadys - Funky Bass
  3. 3. Cage & Aviary - Giorgio Carpenter
  4. 4. Capracara - King of Witches
  5. 5. Trans Am - First Words
  6. 6. Map of Africa - Wyatt Urp
  7. 7. Bjørn Torske - Kokt Kveite
  8. 8. Käre & The Cavemen - Gallery Oslo
  9. 9. Babytalk - Chance
  10. 10. Frankie Valentine - Zumbi
  11. 11. Low Motion Disco - Love Love Love
  12. 12. James Yuill - This Sweet Love
  13. 13. Dogs Of War - Le Stress
  14. 14. Cos/Mes - Build The Band
  15. 15. Ricardo Villalobos - Waiworinao
  16. 16. Anarchic System - Generation
  17. 17. Argy & The Mole - Cantstandlove getaway
  18. 18. Martin Circus - Disco Circus
  19. 19. Opolopo - I Do
  20. 20. Acid Test - Test 1
  21. 21. Mathew Jonson - Followed By Angels
  22. 22. Samos - Alpha Storm
  23. 23. Sébastien Tellier - Sexual Sportswear
  24. 24. Closer Musik - Maria
  25. 25. Lindstrøm - Contemporary Fix
  26. 26. Steel an' Skin - Afro Punk Reggae
  27. 27. A very small Outro

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