laut.de-Kritik

Wer Röck'n'Röll will, bekommt hier sein Schuppenshampoo gleich mit.

Review von

Wenn man die Titel der letzten Pothead-Scheiben betrachtet, kommt man nicht umhin zu schmunzeln. Erst haben sie es gelernt, zu hypnotisieren. Dann dachten sie, nach einer fast endlosen Label-Odyssee, am "Pot Of Gold" angekommen zu sein, nur um enttäuscht festzustellen, dass sie sich auf einem Rummelplatz befinden, bevor sie dann die Brücken hinter sich abbrennen. Jetzt sind sie zu ihren Wurzeln zurück gekehrt. Selbstverständlich haben auch diese mit bewusstseinserweiternden Substanzen zu tun. Aber wie sagte doch vor nicht allzu langer Zeit ein gewisser Herr Wowereit: " ... und das ist auch gut so!"

Genau. Deutschlands erwiesenermaßen beste Live-Band meldet sich lautstark wieder zu Wort. Und das mit einem Hammer-Album. Vielseitig wie noch nie, vollgepackt mit 70 Minuten exzellenter Musik, die keine Wünsche mehr offen lässt. Die Plattitüde, die im Zusammenhang mit den Wahlberlinern oft fällt, ist die des Eins-zwei-drei-und-los-gehts-Rocks. Wer jedoch mal genau hinhört, stellt fest, dass hier eine Einheit am Werk ist, die kompletter nicht sein könnte. Angefangen beim Artwork über den Sound bis hin zu den Fertigkeiten der Musiker stimmt alles bis ins kleinste Detail. Als Schlagzeug-Fanatiker fällt mir natürlich Sebastians Spiel immer wieder angenehm auf. Im Verbund mit Jeff fluppt die Rhythmus-Sektion ordentlich nach vorne. Brad schraddelt sich einmal mehr mit druckvollem Gitarren-Geschrammel und seiner - wie immer - unverwechselbaren Stimme in den Vordergrund.

Der Anteil der ruhigeren Songs hat etwas zugenommen, sind diese jedoch noch ausgefeilter. Nicht zuletzt das über sieben Minuten lange epische "Rut" überzeugt auf der ganzen Linie. Fast könnte man meinen, Bob Dylan himself würde da mit der Mundharmonika das Intro bestreiten. Im Grenzbereich zum Hypnotischen bewegt sich das düstere "Deliverance". Stur kloppen sich die Drums durch den Song, nur spärlich durch Bass und Gitarre begleitet - sehr düster das.

Gerockt wird selbstverfreilich auch. Es groovt der Bär, und die Luzie tanzt im Kettenhemd zu "Dope Says Nope" und "Rock The Border". Röck 'n' Röll in Reinkültür eben. Wenn dann die Verzerrer mal Pause haben, geht aber die Power nicht verloren, wie "New Chapter" und "Damnation" zeigen. Akustisches Geklampfe kann sehr wohl seine Reize haben, wenn Melodie und Gefühl Hand in Hand gehen. Handmade Music At Its Best. Wer Röck will, bekommt mit "Grassroots" sein Schuppenshampoo und die Spülung mit Festiger und UV-Schutz gleich hinterher.

Wer es noch nicht weiß, Pothead haben keinen Deal mehr mit der Musikindustrie laufen, was bedeutet, dass die Platten nur über ihre Homepage und bei Konzerten zu erwerben sind. Ihr wollt Grassroots? Bitte hier herein.

Trackliste

  1. 1. Let's Complete
  2. 2. Tiagiato
  3. 3. Rock The Border
  4. 4. New Chapter
  5. 5. Satisfied
  6. 6. Wild Weed
  7. 7. Deliverance
  8. 8. Damnation
  9. 9. Rose Garden
  10. 10. Dope Says Nope
  11. 11. Diamond
  12. 12. Rut
  13. 13. 2nd Fret
  14. 14. 4-3-Eighty-Two
  15. 15. Put It Inside
  16. 16. Victim
  17. 17. I Thought You Would
  18. 18. Someday
  19. 19. Festung

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