laut.de-Kritik

Straßenmusiker? Mit Plattenvertrag!

Review von

Im Rahmen der Promotour zu "König Der Straßen" absolvierte Ingo Pohlmann einen höchst charmanten Auftritt an der Seite von NDR Talk Show-Gastgeberin Barbara Schöneberger. Ganz besonders, als sie ihn aufforderte, mal seinen 'Hit der Hits' "Wenn Jetzt Sommer Wär'" auf der Gitarre zum Besten zu geben. "Okay", murmelt Pohlmann, "mein Hit der Hits." Um dann, vielbelacht, Rod Stewarts "Sailing" anzustimmen.

Die unprätentiöse Art macht den kleinen, aber mittlerweile seit Jahren sehr feinen Erfolgs Ingo Pohlmanns nachvollziehbar. Als "Letzter der Letzten" beschreibt Pohlmann seine Mission im Titeltrack. Das bedeutet: handgemachte Songs mit auch abseits aktueller Plattenveröffentlichungen gelebter Authentizität. Die rund dreijährige Pause nach "Fliegende Fische" gründet in einer persönlichen Neuorientierung, die ihn 2010 zurück ins geliebte Hamburg führt.

Vielleicht ist Ingo Pohlmann einer der letzten Künstler mit Plattenvertrag, dem man ein Image als Straßenmusiker noch abnimmt. Produzent Ralf Mayer (Fanta 4, Xavier Naidoo) bettet sein Singer-Songwritertum zwar in einen gefälligen, runden Sound. Das wirkt aber alles andere als glatt.

Für die nötigen Ecken und Kanten sorgt der Sänger mit seinen Texten respektive Gesang schon selbst: Trotz Stromerns in der Liedermacher-Ecke findet die so häufig anzutreffende Betroffenheits-Lyrik nicht statt. Ein gefälliges Pop-Outfit findet verstärkt Einzug in das Gesamtbild der Songs. Immer wieder sorgen Rock-Elemente zudem für Abwechslung.

"Am Morgen Danach" präsentiert einen gesanglich leidenschaftlichen Pohlmann mit ordentlich Drive. Akustische Klänge dominieren das nachdenkliche "Unten Im Meer". "Selbstverliebt" ist Programm, aber nie egomanisch, sondern dem Wissen um die eigenen Schwächen. Positiv fällt auch das überlange "Ich Schließe Meine Augen" auf, eine stimmig gestaltete Artrock-Elegie.

Thematisch behandelt Pohlmann das breite Spektrum von Lebens- und Sinnsuche im schon etwas fortgeschrittenem Alter. Sein Hauptgewicht liegt dabei auf dem Erzählen von Geschichten sowie dem Beobachten und Beschreiben von Stimmungen. Und das in einer klar verständlichen, direkten Sprache, in denen intellektuelle Wolkenkuckucksheime keinen Platz haben.

Trotz gelegentlicher sentimentaler Augenblicke: Pohlmanns Welt gestaltet sich nie hoffnungslos, sondern setzt den vorrangigem Blick auf die positiven Momente des Lebens ("Die Welt Zerbricht"). Über die neuen Songs sagt er, sie wären - genau wie er selbst - 2010 sicher "reifer, aber nicht erwachsener". In gewisser Weise bewahrt sich Pohlmann tatsächlich einen jugendlichen Idealismus, doch immer fern von womöglich naiver, ewiger Kindsköpfigkeit.

Trackliste

  1. 1. König Der Straßen
  2. 2. Die Welt Zerbricht
  3. 3. Am Morgen Danach
  4. 4. Wenn Sie Lächelt
  5. 5. Für Dich
  6. 6. Gut So
  7. 7. Unten Im Meer
  8. 8. Wohin
  9. 9. Selbstverliebt
  10. 10. Wenn Du Nichts Mehr Von Mir Hörst
  11. 11. Heile Welt Kriege
  12. 12. Ich Schließe Meine Augen
  13. 13. Sie Gingen Nicht Auseinander
  14. 14. Ich Will Dass Du Mitgehst

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2 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Junge! Samuel Harfst hat einen Plattenvertrag und verdient sich als Straßenmusiker seine Kröten! Der Junge wird ne neue große Nummer werden...

  • Vor 11 Jahren

    Pohlmann ist echt klasse. Seine Songs beschreiben immer genau was er gerade fühlt und denkt, man kann sich richtig in ihn hineinversetzen. Mein allerliebstes Lied ist Wenn du nichts mehr von mir hörst, da muss ich immer ganz laut aufdrehen und mitsingen, egal ob irgendwer zuhört oder nicht :)
    Ich wünschte ich könnte auch so viel Gefühl in meine Stimme legen und nebenher auch noch so gut Gitarre spielen...