laut.de-Kritik

Simpelste Musik und ein dozierender Gildenlöw, das stinkt einfach!

Review von

Also hört mal Leute, langsam wird's echt ärgerlich. Das Jahr hat noch nicht richtig angefangen und schon muss ich mich nach Therion beim zweiten, eigentlich sehr geschätzten Künstler fragen, was da denn schief gelaufen ist. Nicht genug, dass es immer noch keinen zweiten Teil zu "The Perfect Element" gibt, "Scarsick" ist weit davon entfernt ein Geniestreich zu sein.

Musste man dem letzten Output "Be" noch den Titel 'überambitioniert' anhängen, so trifft das auf "Scarsick" gewissermaßen auch zu. Anstatt den Hörer endlich wieder auf eine emotionale Achterbahnfahrt durch das eigene Seelenleben mitzunehmen, legt Mastermind Daniel Gildenlöw inzwischen größten Wert auf sozialkritische Themen. Doch nicht nur die Thematik ist ungewohnt für die Schweden. Vor allem die musikalische Umsetzung ist verdammt kantig geworden.

Daniel hatte schon immer eine Vorliebe für ausgedehnte Litaneien über dies und jenes. Aber was er auf "Scarsick" an Monologen hinlegt, sucht seinesgleichen. Das geht bereits beim Titeltrack los. Hier versucht sich der Mann doch tatsächlich an Raps, deren Flow mitunter ein wenig holpert. Von emotional bewegenden Melodien ist hier kaum etwas zu hören, lediglich im Chorus bleibt etwas hängen. Bei "Spitfall" geht es direkt so weiter. Simpelste Musik und ein dozierender Gildenlöw, der dem Hörer erst mit dem Refrain Erlösung verschafft.

"Cribcaged" nennt sich das erste Stück, das von den Grundzügen her an die eigentlichen Trademarks der Band anknüpft. Endlich tauchen bittersüße Melodien und melancholische Stimmungen auf, auch wenn die Texte weiterhin sehr bissig sind. Dann wird's aber ganz hart. Dem an das gleichnamige Musical angelehnte "America" kann ich noch einen gewissen Witz abgewinnen. Das ist zynisch, sarkastisch und irgendwo auch ganz cool, aber wie soll ich denn "Disco Queen" verstehen? Das geht doch echt gar nicht, da nützt nicht einmal der beste Sarkasmus etwas. Das stinkt einfach!

Auf "Kingdom Of Loss" trifft im Grunde genommen das selbe zu wie auf "Cribcaged". Auch diese Nummer ist eher balladesk gehalten und weiß durch schöne Melodien zu überzeugen. Deutlich sperriger klingt im Anschluss "Mrs. Modern Mother Mary" und auch "Idiocracy" macht es dem geneigten Fan nach dem ersten Hörgenuss nicht gerade einfach. Dennoch wird man mit den beiden Songs deutlich schneller warm und auch "Flame To The Moth" entwickelt mit seinen orientalischen Skalen einen besonderen Charme.

Quasi als Versöhnung mit den alten Fans bekommt die dürstende Seele zum Abschluss den Melancholie-Brocken "Enter Rain" hingeworfen. Ich werde wohl nicht der einzige sein, der sich mehrere solch zerbrechlich wirkende Klanggebilde von Pain Of Salvation wünscht. Meister Gildenlöw scheint das jedoch anders zu sehen und stellt seine Fans mit "Scarsick" auf eine gewagte Probe. Ich bin gespannt, wie sich diese Experimente auf das Publikum auswirken.

Trackliste

  1. 1. Scarsick
  2. 2. Spitfall
  3. 3. Cribcaged
  4. 4. America
  5. 5. Disco Queen
  6. 6. Kingdom Of Loss
  7. 7. Mrs. Modern Mother Mary
  8. 8. Idiocracy
  9. 9. Flame To The Moth
  10. 10. Enter Rain

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3 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Der ansonsten ja wirklich sattelfeste Edele hat hier - meines persönlichen Erachtens nach - tief in die Subjektivität gegriffen... Natürlich, ich bin grosser Fan von PoS, somit kann ich mir selbst auch keine Objektivität auf die Flagge schreiben, aber dass Daniel z.B. schon auf "BE" oder "Perfect Element Pt.1" rappt, sollte doch noch gesagt werden.
    "Disco Queen" LEBT vom Sarkasmus des Gesangs und der Lyrics. Wenn Mr Metal nun also der Sarkasmus abgeht, dann ist klar, dass ihm der Song nicht gefallen kann.
    "Mrs Modern Mother Mary" ist schon alleine von der Drum-Line göttlich, allerdings hätte ich auch lieber etwas mehr odd-times und etwas weniger 4/4-Songs auf der ganzen Scheibe gehabt.
    Nun, 3 aus 5 Punkten ist die Scheibe nicht wert, da müsste definitiv mehr her. Hör sie dir doch einfach nochmal an ;- )

  • Vor 16 Jahren

    Ich find sogar das Review hört sich wesentlich schlechter an als 3/5.

    Naja, muss sie mir wohl doch mal anhören, jetz wo ich 2 Meinungen dazu gelesen hab.

  • Vor 16 Jahren

    Finde auch, der Review ist zu schlecht geraten. Der Rezensent kann wohl nicht ab, wenn eine Band die ursprünglichen (Prog-)Metal-Pfade immer mal wieder verlässt, um neues auszuprobieren. (Gilt wohl noch mehr für "Be" wo der Review fast ein Komplett-Verriss war, vollkommen ungerechtfertigt übrigens).

    Noch zum Thema "Rappen": Ich finde, erst auf Scarsick ist zum erstenmal so etwas wie "Crossover / NuMetal / hip-hop-ähnlicher" Rap zu hören, wahrscheinlich auch wegen der Thematik, da es ja in einem Lied um diesen ganzen Gangstarap-Hype geht.

    Jedoch der "Sprechgesang", den Gildenlöw vorher verwendet hatte ist irgendwie anders, und kann mit "schwarzem" Rap nicht gleichgesetzt werden, da er einen anderen "Flow" besitzt, nicht dieselbe Inonation oder Rhythmik aufweist - sondern eher als eine Form von polyrhythmisch "gesprochener" Text über die Musik gelegt wird.

    Nicht jeder Sprechgesang muss gleich "Hip Hop oder Rap" sein, man sollte hier kein Monopol auf "gesprochenen" TExt für diese Musikrichtung proklamieren.

    Z.B. wissen wir doch schon seit "je t'aime" aus dem JAhr 1968, daß es auch in anderen Musikarten möglich ist, Sprech- oder Stöhn-Text einzubauen ;-).