laut.de-Kritik

Spaciger Industrial-Wave mit mächtig Make-Up.

Review von

"Stylish, stylish" war mein erster Gedanke beim Anblick dieser Platte bzw. des Booklets. Und: "Was tut man jungen Bands noch an, um auf sie aufmerksam zu machen!?" Erinnern wir uns zurück: 1997 klang erneut der alte New Order-Hit "Blue Monday" aus allen Radios, diesmal allerdings in einer Coverversion der Ami-Band Orgy. Derart infektiös war ihre Mischung "elektronischen Metalls", dass man ihnen Großes voraus sagte – leider ohne die Rechnung mit dem restlichen Material vom Debut "Candyass" gemacht zu haben. Zu eintönig klang da vieles. Ein Cover-Song schien nicht genug ...

Heute dann kommt diese Erinnerung zurück: 2001, das Jahr, in dem Orgy wiederkehrte! "Vapor Transmission" lässt sofort alles wieder aufleben, was wir von dieser Band wussten, erhofften und an ihr liebten. Warum dann aber diese puppenhafte Präsentation, dieser Kitsch, diese Klischees? He, ganz einfach: weil hier ein so klares wie vielleicht noch nie da gewesenes Konzeptalbum abgeliefert wurde! Und weil das die Fans so lieben, dass Orgy ohne Probleme im gleichen Atemzug mit Marilyn Manson oder Nine Inch Nails genannt werden können! Oder auch, weil Orgy in Wahrheit die Söhne der 80er Rock-Popper A Flock Of Seagulls und die Töchter von Duran Duran sind, wo dieses Aufstylen einfach dazu gehörte!

Orgy sind auf "Vapor Transmission" eine astreine Industrial-Wave-Band, die auch mal Erinnerungen zu Bowie wach werden lässt. Wem das jetzt alles zu durcheinander, zu abgedreht klingen mag, hat schon mal einen großen Schritt hin zum Verständnis des Albums gemacht. Soll ich noch einen drauf setzen? "Vapor Transmission" klingt wie Depeche Mode, nachdem sie sich 20 Mal in Folge die Directors Cut-Version von Blade Runner angeschaut haben ...

Orgy sind keine Alternative-Band, dafür sind sie zu gewollt trashig, zu sehr für den amerikanischen Markt produziert. Aber sie lassen ihre Gitarren derart verzerrt aufheulen, dass man mitjammern möchte. Sie produzieren solch glasklare 80er-Synthie-Klänge, dass sich Simon Le Bon stolz im Grabe umdrehen würde (falls er tot wäre). Und sie dreschen hemmungslos auf ihrem Schlagzeug rum, dass man stellenweise den Drumcomputer nicht vom den echten Drums unterscheiden kann. Nicht ohne Grund nahmen Korn die Band einst als Opener mit auf Tour, und nicht umsonst erhebt sich wieder die Hoffnung, dass die Götter im Musik-Olymp diesmal mehr Geduld mit Orgy haben werden – immerhin gehören Orgien ja irgendwie zum Leben im Olymp, oder?

"Was tut man jungen Bands noch an, um auf sie aufmerksam zu machen!?" Man lässt sie guten, verrückten Sound machen, nennt das Ergebnis "Vapor Transmission" und hofft, nicht alles ein bisschen zu sehr überzogen zu haben.

Trackliste

  1. 1. Vapor Transmission (intro)
  2. 2. Suckerface
  3. 3. The Odyssey
  4. 4. Opticon
  5. 5. Fiction (Dreams In Digital)
  6. 6. Eva
  7. 7. 107
  8. 8. Dramatica
  9. 9. Eyes-Radio-Lies
  10. 10. Saving Faces
  11. 11. Re-Creation
  12. 12. Chasing Sirens
  13. 13. Where's Gerrold

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