laut.de-Kritik

Solides Debütalbum der einen Hälfte von Azure Ray.

Review von

Floskeln bleiben abgedroschen. Auch oder gerade "wenn einer eine Reise tut". Erzählen können viele andere auch, ohne Landesgrenzen zu überschreiten. Jedoch geht es in guten Erzählungen stets darum, das Wesentliche zu destilieren, mitzunehmen und zu verarbeiten. Nur so bleibt etwas Dauerhaftes zurück. Eindrücke vielleicht oder gar Lehren. Jedenfalls etwas, das weitergegeben werden kann, auch wenn es zunächst nicht greifbar erscheint. Orenda Fink war auf größeren Reisen und mit "Invisible Ones" hat sie ein ganzes Paket an Erinnerungen und Eindrücken festgehalten und reicht es nun an die Hörer weiter.

Und während sie die einzelnen Geschichten erzählt, schafft sie es, zu fesseln, mitzureißen, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Mit dem programmatischen "Leave It All" zu Beginn lässt Orenda alles hinter sich und begibt sich hörbar auf Reisen. In dem ruhigen, berührenden ersten Stück nimmt die eine Hälfte von Azure Ray den Hörer vom ersten Ton an mit. Großes Ziel: unbekannt. Nur weg. Geradeaus zu "Invisible Ones Guard The Gate", dem Höhepunkt des Albums. Ein Stück, in dem Klavier und Streicher ein sanftes melodiöses Flüstern umrahmen.

Leider gelingen die folgenden Lieder nicht mehr im gerade erfolgten Maße. Der kleine Rocker "Bloodline" etwa, der aus dem Schatten des Vorgängers trotz zackig-dreckiger Gitarre nicht hervortreten kann. Einen kleinen Fehltritt gar bildet "Les Invisibles", dessen Chorgesang knapp über der Grenze der Zumutbarkeit liegt. Das gebremste Tempo soll sicher auch Erhabenheit transportieren, schafft aber allenfalls den Rahmen für eine pseudo-spirituelle Pilgerfahrt. "Miracle Worker" beginnt vielversprechend, bleibt aber auf halber Strecke stehen und schafft es nicht, sich nachhaltig ins Gedächtnis zu brennen, trotz im Ansatz schöner Klangflächen. Und so verliert sich auch der Rest des Albums. Mal etwas ruhiger ("No Evolution"), dann wieder etwas schneller ("Dirty South").

Der Abschluss bleibt dann allerdings wieder hängen. Das rhythmische "Animal" berauscht mit einer Musik, die manche Indianerstämme neidisch machen sollte. Auch der Chorgesang gelingt hier besser. Das vorliegende Debütalbum von Orenda Fink ist insgesamt als durchaus solide zu bezeichnen, und auch die verschiedenen musikalischen Ansätze, die sich Stück für Stück Platz schaffen, machen Lust auf mehr. Auch wenn die zweite Hälfte des Albums einen weniger direkt anzusprechen vermag. Wenn allerdings, wie auch schon bei Azure Ray geschehen, die Live-Umsetzung maßgeblich ist, dürfen wir uns freuen und hoffen, dass die junge Frau aus Alabama noch von anderen Reisen erzählen wird.

Trackliste

  1. 1. Leave It All
  2. 2. Invisible Ones The Gate
  3. 3. Bloodline
  4. 4. Blind Asylum
  5. 5. Les Invisibles
  6. 6. Miracle Worker
  7. 7. No Evolution
  8. 8. Dirty South
  9. 9. Easter Island
  10. 10. Animal

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LAUT.DE-PORTRÄT Orenda Fink

Nachdem Maria Taylor von Azure Ray sich bereits Anfang 2005 auf Solopfaden vergnügt, war es nur eine Frage der Zeit, bis ihre Bandkollegin nachzieht.

4 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Das Album ist zwar schon eine Weile draußen (seit Ende August) - aber anlässlich der ab heute auch durch D-Land führenden Konzert-Tournee (http://www.laut.de/lauthals/tour/f/fink_or…) sei der Hinweis erlaubt: Ein überaus hörenswertes Album. Natürlich ist es von verschiedenen Saddle-Creek-Musikern und -Bands beeinflusst. Man könnte den Bogen aber auch bis zurück auf Kate Bush's "Dreaming" uind einige Vor-Dark-Side-Of-The-Moon-Pink-Floyd-Songs der folk-psychedelischen Art zurückschlagen: Namentlich "Julia Dream" oder "Absolutely Curtains". An letzteres musste ich sofort denken, als ich "Animal" hörte: Statt des Chors aus Papua-Neuguinea tritt hier ein Frauenchor aus Haiti in Erscheinung. Die Highlights des Orenda-Fink-Albums sind für mich "Invisible Ones Guard The Gates" und vor allem der Opener "Leave It All". "Bloodline" ist ein sehr - fast zu - eingängiger Rocksong mit einem für meinen Geschmack etwas zu klischeehaften Videoclip. (Optisch wird man allerdings durch das wunderbar unzeitgeistige Platten-Cover entschädigt). "Blind Asylum" wartet mit einer gezupften Violinenbegleitung auf, die wahrscheinlich selbst George Martin nicht besser hätte arrangieren können. Leider fällt die Spannung in der zweiten Album-Hälfte ein klein wenig ab. Aber unabhängig davon: Ein Orenda-Fink-Konzert stell ich mir ziemlich spannend vor.

  • Vor 18 Jahren

    jo, find ich gut. seh sie warscheinlich diesen mittwoch!

  • Vor 18 Jahren

    sorry, hab sie verpasst : /
    aber das album ist top, das mit der zweiten hälfte geht mir bei jedem album am anfang so, am anfang passt man noch besser auf. ich finde animal oder no evolution z.b. sind schon auch super songs.