laut.de-Kritik

Von, Oper, Tod, Deep Purple und dem Dönermann.

Review von

Nein, Opeth haben keine Oper geschrieben. Obwohl Mikael Åkerfeld laut dem Interview auf der Bonus Sektion der DVD gerne mal Filmmusik für einen Streifen schreiben würde. Aber mit der mittlerweile dritten Live-DVD haben sich die Herren ein Denkmal gesetzt.

In der Royal Albert Hall spielen zu dürfen, scheint etwas Glamouröses, etwas Erhabenes mit sich zu bringen, traten hier bereits Größen wie Bob Dylan, Luciano Pavarotti und Frank Sinatra auf. Aber Metal? Was für manchen Skeptiker widersprüchlich erscheint, vereint sich in diesen 177 Minuten Live-Material zu einem großen Ganzen.

Gesetzt dem Fall man kauft noch seine Musik im Plattenladen, könnte man schlichtweg an dieser DVD vorbeilaufen. Auf dem Cover findet sich nicht mal ein verschnörkelter Schriftzug der Band, lediglich ein Bild der Halle und eine ironische Bezeichnung, in für Opeth fremd wirkenden Farben und Lettern. Das macht aber tatsächlich Sinn, kennt man das Cover der Live-Aufnahme von Deep Purple aus derselben Location. Ein netter Sidekick. Hier wurde nicht einfach nur ein weiteres Konzert in London gegeben und mitgeschnitten (alle bisherigen Live-DVDs wurden in London aufgezeichnet). Man hat sich was Besonderes einfallen lassen.

Plan war es, das Erfolgsalbum "Blackwater Park" aus dem Jahre 2001 in einem Rutsch und ohne Ansagen zu performen. Letzteres bereitet Herrn Åkerfeld aber offensichtlich Schwierigkeiten. Des Öfteren erwischt er sich selbst dabei, den ein oder anderen Kommentar fallen lassen zu wollen, zwingt sich aber zum Stillschweigen Lustig anzuschauen.

Die Bildqualität ist top, der Klang nahezu perfekt. Die Mischung der Kameraperspektiven ist gelungen. Man lehnt sich zurück und ist dabei. Der ein oder andere hätte womöglich erwartet, dass die Band in dieser Location ein eher seichtes Set mit ausschließlich cleanen Vocals spielen würde: Doch stattdessen halten Blastbeats und Death-Riffs Einzug in die Konzerthalle.

Anspruch muss nicht immer gleich schwierig und zugeknöpft daher kommen. Mr. Åkerfeld und Co zeigen, dass sich Metal, Growls und eine gesunde Portion Humor zwischen den Songs genauso gut in diese elegante und ehrenwerte Location passen.

Auf der zweiten DVD wird das Schweigegelübde gebrochen, was zu witzigen Zwischenbemerkungen führt.
Los gehts mit dem fulminanten "Forest Of October" und erneut zeigt sich, dass Opeth wieder nach System arbeiten. In chronologischer Reihe folgt von jedem bis dato veröffentlichten Opeth-Alben genau ein Song. So kommt das Gefühl einer farbenfroh inszenierten Best-Of auf.

Kleiner Wehrmutstropfen: Der 5.1 Mix der DVD ist nett gemeint, weil sie den Zuschauer akustisch in die Mitte der Halle transportiert - allerdings so, dass man denkt man wäre alleine dort. Irgendwie klingt es, als hätte der Produzent den Big Hall im Effektgerät eingestellt und alles einmal durchgejagt. Auf Dauer kommt das etwas nervig und schadet der eigentlich warmen Atmosphäre. Da macht die Stereo-Mischung wirklich mehr Spaß.

Im Bonus Feature gibts neben zahlreichen Backstage- und Tourbilder, die üblichen Meet & Greets mit Fans und kurze Interviews. Höhepunkt für mich als Essener, ist der Auftritt in der Lichtburg und dem darauf folgendem Besuch beim Dönermann Izmir, den jeder Metalhead aus dieser Stadt kennen dürfte. Im Interview mit Mikael Åkerfeld antwortet der schließlich auf Fragen von Fans: Von belanglos bis interessant ist alles dabei.

Am Ende steht eine ehrliche DVD, und "In Live Concert At The Royal Albert Hall" geht gar als mit Abstand beste der insgesamt drei Live-DVDs durch. Übrigens: im Gegensatz zu Pink Floyd haben Opeth nach Ihrem Auftritt in dieser Halle kein lebenslanges Hausverbot bekommen. Da sagt noch einer Metaller wären böse.

Trackliste

Observation One

  1. 1. The Leper Affinity
  2. 2. Bleak
  3. 3. Harvest
  4. 4. The Drapery Falls
  5. 5. Dirge For November
  6. 6. The Funeral Portrait
  7. 7. Patterns In The Ivy
  8. 8. Blackwater Park

Observation Two

  1. 1. Forest Of October
  2. 2. Advent
  3. 3. April Ethereal
  4. 4. The Moor
  5. 5. Wreath
  6. 6. Hope Leaves
  7. 7. Harlequin Forest
  8. 8. The Lotus Eater

Bonus Features

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4 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Der Metal, insbesondere der "wahre" progressive (wobei progressiv absolut nicht als Genrebezeichnung verstanden werden darf), hat wie kaum eine andere Musikrichtung die Fähigkeit eine Brücke zur "Ernsten Musik" zu schlagen. Das Livedokument zeigt, dass Opeth definitiv genreunabhängig zu einer der besten Bands überhaupt gehören. Gerade ein Konzertort wie die Royal Albert Hall suggeriert, dass die Musik angepasst wird. Es ist angenehm zu sehen wie ernst Opeth ihre Musik und ihre Fans nehmen. Wie pathetisch und gigantomanisch hätten Rush, geschweige denn Dream Theater gehandelt? Das Konzept besonders auf Blackwater Park zu legen finde ich okay. Die Fans werden es der Band danken. Ich persönlich sehe Watershed sowie das ruhige Damnation als die besten Werke Opeths an. Aber man kann nicht alles haben und immerhin wurden auch andere Songs berücksichtigt.

  • Vor 13 Jahren

    Ich denke mit Blackwater Park benutzen sie das richtige Album für eine derartige Veranstaltung weil dieses Album meiner Meinung nach die größte Ausgewogenheit zwischen den Extremen des Opeth'schen Werkes bietet - die Livequalitäten sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Deinen Kommentar zu "Ernster Musik" verstehe ich allerdings nicht ganz.

    Ich bin selten Fan von Live-DvDs, aber das hier hört sich sehr spannend an. Alleine die Verbeugung mit dem Cover vor DP bez. der Royal Albert Hall allgemein ist toll und zeigt eine Art Demut mit Augenzwinkern, die Opeth insgesamt ausmacht.

  • Vor 13 Jahren

    Das Ding habe ich noch gar nicht - gibt es dann wohl zu Weihnachten. Akerfeldt = Genie. Nur Opeth ist mehr als "Blackwater Park". Finde es eigentlich etwas störend, dass schon wieder dieses Album im Mittelpunkt steht. Davon gibt es doch schon eine DVD. Das alte Zeugs wird wohl dank Twin-Guitars und Michaels Abneigung nicht mehr live gespielt, obwohl es da unendlich gute Stücke gibt. Oder mal "Black Rose Immortal" mit neuer adaptierten Songwriting live, wäre so göttlich. Michaels Clean-Vocals haben sich deutlich verbessert, wenn man Stücke wie "The Moor" hört (siehe youtube). Außerdem hört man auch an den Stücken wie Blackwater Park, dass Martin Lopez fehlt (kann ja den direkten Vergleich nehmen).

  • Vor 13 Jahren

    Habs mit vor kurzem gekauft und finde die DVD soweit sehr gelungen. Mehr ist eigentlich nicht zu sagen, wems Gefällt, für den wirds sich sicher lohnen.