laut.de-Kritik

Der Millencolin-Frontmann zeigt seine melancholische Seite.

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Nachdem vergangenes Jahr das sechste Album der schwedischen Vorzeigepunker Millencolin erschien, darf Frontmann Nikola Sarcevic heuer wieder solo auftreten. Nach "Lock Sport Krock" vor zwei Jahren erscheint mit "Roll Roll And Flee" ein weitere Sammlung melancholischer Songs, die die andere Seite des Sängers zeigt.

Und wie anders es klingt im Vergleich zur doch eher trocken-harten Kost von Millencolin! Während der ersten Takte des Openers "From Where I'm Standing" wähnt man sich auf einem neuen Shout Out Louds-Album, bis die markante Stimme Sarcevics einsetzt. Scheinbar flott, aber offensichtlich tief enttäuscht singt er von einem blassen Leben. "Soul For Sale" fußt auf beatlesken Harmonien, ist es Zufall, dass hier die Zeile "I was only sleeping" vorkommt? Im selben Song entwickelt sich eine bezaubernd schöne Melodie, die Hookline geht wirklich gut ins Ohr.

Sarcevic versteht es mit seiner Studioverstärkung (neun Musiker haben dem Solisten bei der Vertonung geholfen - unter ihnen wie schon beim 2004er Soloalbum Henrik Wind und Fredrik Sandsten, der Drummer von The Soundtrack Of Our Lives) - den Singer/Songwriter-Sound genau so umzusetzen, dass die Stücke nicht zu schlapp klingen, aber auch nicht unangemessen zur Sache gehen. Durch gezielt eingesetzte Audio-Gimmicks wie die Trompeten auf "Let Me In" verleiht er seinen Songs einen warmen, eingängigen Ton.

Apropos Eingängigkeit: Selten habe ich ein so einfaches wie schönes Lied über die Unannehmlichkeiten der Liebe gehört wie "Love Is Trouble". Gleichzeitig zeigt Sarcevic hier eine verletzliche Seite: "Everything I learn I seem to learn it through pain". Dass der unrasierte Charakterkopf auch lyrisch einiges auf dem Kasten hat, merkt man, wenn einem nach und nach aufgeht, dass er in "Tybble Skyline" einen Selbstmord schildert. Der akustisch minimal arrangierte Titeltrack stellt einen der stimmungsvollsten Momente des Albums dar, danach wirkt "The Law Of John T." fast ein wenig störend.

Insgesamt aber ist Sarcevic mit "Roll Roll And Flee" ein schönes Album gelungen, auf dem allein die Stimme an des Sängers andere Band erinnert. Die Songs sind (fast immer) stimmig inszeniert und mitunter interessant instrumentiert (sogar Kristofer Åström half im Studio aus), und so findet "Roll Roll And Flee" seine ganz eigene Daseinsberechtigung in der schwedischen Indie-Landschaft.

Trackliste

  1. 1. From Where I'm Standing
  2. 2. Soul For Sale
  3. 3. Let Me In
  4. 4. Love Is Trouble
  5. 5. Tybble Skyline
  6. 6. Roll Roll And Flee
  7. 7. The Law Of John T.
  8. 8. Horse Bay Blues
  9. 9. Thin Air
  10. 10. Married
  11. 11. Don't Kill The Flame

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