Nach lautstarken Protesten gewährt Xing der Piratenpartei nun doch ein politisches Profil.

Hamburg (jro) - Die Piratenpartei bekommt nun doch eine eigene Gruppe auf der Online-Plattform Xing. Das soziale Netzwerk, das vermehrt auch für dienstliche Zwecke genutzt wird, verwehrte den Piraten anfangs ein solches Profil. Man wolle keine Gruppen, die "hauptsächlich der Diskussion aktueller Tagespolitik dienen oder parteipolitisch motiviert sind", begründete Xing in einem Blog zur Bundestagswahl die Entscheidung.

Piraten müssen draußen bleiben

Die fünf Fraktionen des Bundestags waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf Xing registriert. Die Begründung der Plattform lautete, dass man lediglich für die Parteien eine Ausnahme mache, die im Bundestag vertreten seien.

Nach dem Partei-Wechsel des ehemaligen SPD-Generalsekretärs Jörg Tauss, MdB, erfüllt die Piratenpartei jedoch dieses Kriterium. Da das Netzwerk die Einschränkungen daraufhin änderte und nur noch Parteien mit "Fraktionsstärke" akzeptierte, entstand der Eindruck, die Piratenpartei sei auf Xing unerwünscht.

Erdrutschsieg für "Sonstige"

Gestern nun fing die Online-Plattform ein Stimmungsbild zur Bundestagswahl im September ein. "Welche Partei würden Sie wählen, wenn am Sonntag Wahl wäre?", fragte Xing. Die Piratenpartei war zunächst in der Auswahl des Wahlbarometers nicht berücksichtigt.

Nach 14.000 abgegebenen Stimmen lagen "Die Grünen" und "Die Linke" mit jeweils etwas mehr als zwei Prozent noch vor den beiden Volksparteien. 90,21 Prozent dagegen erhielten die "sonstigen Parteien".

Ein durchaus peinliches Ergebnis, zählen doch zu den "Sonstigen" auch NPD und andere Extremisten. Allerdings lag die Vermutung nahe, dass die durch den Xing-'Boykott' mobilisierten Piratenfreunde einen Großteil dieser Stimmen abgegeben hatten.

Xing gibt Protesten nach

Mittlerweile zeigten Protest und Abstimmung Wirkung: Gestern Abend unterbreitete Xing den Piraten das Angebot, eine politische Gruppe auf der Plattform zu gründen. In einem Nachtrag zum Wahl-Blog bedankte Xing sich für die "zahlreiche Meinungen" und "kritischen Anmerkungen".

Aufgrund des starken Feedback habe man sich entschlossen, bei der Piratenpartei ein weitere Ausnahme zu machen, betonte aber: "Es wird auch in Zukunft keinen Platz für radikale Gruppierungen auf Xing geben".

Die Twitter-Gemeinschaft ist damit noch nicht zufrieden: "Wir wollen keine 'Ausnahme' für die Piratenpartei, wir wollen für alle wählbaren Parteien eine Gruppe", lautet eine Kurznachricht auf dem sozialen Netzwerk. Der Wahlbarometer von Xing ist übrigens nicht mehr verfügbar.

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