Die zwischenzeitlich schon gescheiterten Verhandlungen zwischen dem Viva-Betriebsrat und der Viva Media AG nehmen ein glückliches Ende.

Köln (mma) - Heute morgen um zehn Uhr, Schanzenstraße, der Viva-Gebäudekomplex. Die verbliebene, weil fest angestellte Viva-Belegschaft trifft sich zur Betriebsversammlung. Geduldig lauschen sie den Worten von Betriebsratschef Thomas Diekmann, der für seine Schäfchen monatelang mit der Viva Media AG über einen Sozialplan verhandelt hat. Ein Rückblick.

  1. Juni 2004: Ein Schock geht durch die Viva-Flure. Der US-Konzern Viacom, zu dem auch der Berliner Konkurrenzkanal MTV gehört, schluckt den Kölner Musiksender. "In welcher Form wird Viva in Zukunft existieren? An welchem Standort? Und verlieren alle ihren Job?" sind die ersten Fragen der Mitarbeiter.

  2. Dezember 2004: Die Landesregierung NRW droht Viva und Viva Plus mit Lizenzentzug, Angst vor Personaleinsparungen geht um. Das Ende von Mixery Raw Deluxe und Fast Forward steht bereits fest. FF-Moderatorin Charlotte Roche tritt daraufhin in den Streik. Der Betriebsrat reicht eine einstweilige Verfügung ein, um den Viva-Vorstand zu einer offenen Informationspolitik zu zwingen.

  3. März 2005: Viacom bestätigt die Vermutung, der Musiksender werde nach Berlin zu MTV verlegt. "Um so Synergien besser nutzen zu können", wie MTV-Geschäftsführerin Catherine Mühlemann zu Protokoll gibt. 120 Festangestellte verlieren ihren Arbeitsplatz, darüber hinaus werden auslaufende Verträge nicht verlängert. Einige Mitarbeiter sollen weiter für Viva in Köln bleiben.

Vor drei Wochen: Die Verhandlungen über einen sozialverträglichen Personalabbau scheitern. Der Viva-Betriebsrat und die aufgekaufte Viva Media AG können sich nicht über die Abfindungssumme einigen. Trotz Millionengewinnen nennt Viacom die Ansprüche der Arbeitnehmervertretung utopisch. Man schaltet ein Schiedsgericht ein.

Die Gegenwart: Großes Erstaunen in den Gesichtern der versammelten Viva-Belegschaft: Diekmann berichtet von der Einigung im Kampf mit Viva. Demnach wird Viacom die Forderungen des Betriebsrates nun doch vollständig erfüllen. Konkret bedeutet das eine überdurchschnittliche Abfindung für die Entlassenen. Dazu sollen umfangreiche Unterstützungs- und Qualifizierungsmaßnahmen den Mitarbeitern den Übergang in eine neue Anstellung erleichtern. "Das ist wirklich ein sehr fairer Deal", scheint auch Diekmann selbst etwas verblüfft. Man sei äußerst zufrieden. Die Gegenseite zeigt sich über die Einigung ebenfalls glücklich.

Sonja Eckmann, Betriebsratsvorsitzende von Viva Plus, geht gegenüber laut.de ins Detail: "Wir sind heilfroh, dass das so gut über die Bühne gegangen ist. Wir haben zuletzt jeden Tag zusammengesessen." Als jedes weitere Gespräch bereits vergebens schien und eine Verhandlungsfortsetzung vor dem Richter drohte, hätten die Viva-Gesprächsführer angerufen und der unveränderten Forderung zugestimmt.

Eckmann weiter: "Die Unterstützungsmaßnahmen haben bereits begonnen. Sie laufen über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, je nach Kündigungsfrist." Die Übereinkunft sehe sogar die Zuteilung eines persönlichen Beraters für jeden Gekündigten vor. Sechs Viva-Angestellte verbleiben für den Sender in Köln, 20 arbeiten dort zukünftig für die TV-Produktionsfirma Brainpool. Weitere 60 Personen beziehen den neuen Viva-Sitz in Berlin.

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