Vor einer guten Woche sind Virginia Jetzt! aus Russland zurückgekehrt. Heute hat Gitarrist und Songwriter Thomas LAUT von seinen gewaltigen Eindrücken im Osten erzählt.

Berlin (vbu) - Kazan in Tartastan? Schon mal gehört? Im Gespräch mit LAUT klärt Thomas, Gitarrist und Songwriter bei Virginia Jetzt!, ein wenig über Russland auf. Tartastan sei ein Teilstaat Russlands mit "besonderer Souveränität". Und in Kasan spielten Virginia Jetzt! das erste von fünf Konzerten, die sie elf Tage lang durch Russland führten. Der erste Gig fand vor 800 Leuten statt. "Das war ein riesen Laden. Da gab's nur West-Technik. Es kamen viele, weil es nicht so teuer war, viele waren auch eingeladen, ganze Schulklassen kamen angefahren."

"Das Publikum lässt sich dort total schnell auf die Musik ein". Aber sonst verhält es sich anders, als man es aus Westeuropa kennt. "Nach einem Lied klatschen sie zwar sehr euphorisch, aber auch nur sehr kurz. Nach ca. fünf Sekunden ist Totenstille. Wenn du dann nicht einen neuen Song angefangen hast, ist totale Ruhe", erzählt Thomas, "Die unterhalten sich dann auch nicht, sondern sind total diszipliniert." Das kam ihm bei den Konzerten vor, "wie im Osten damals: Kommunistische Tanzveranstaltung." Eine Minute nach dem Konzert waren die Säle leer, wenn anschließend nicht noch Disco war.

"Während der Songs hören sie gespannt zu und tanzen." Manchmal bekam die Bands aus dem Publikum einen Strauß Blumen überreicht. Häufiger jedoch warfen Leute aus dem Publikum Zettel auf die Bühne, "auf denen ihre Telefonnummer steht, oder dass wir unsere Telefonnummer sagen sollen und dass wir süß aussehen. Meist sogar auf Deutsch: 'Du bist sexy', 'Du bist süß'." Einmal wollte eine anscheinend auch nur einen Zettel in die Hand drücken, doch "die nahm plötzlich den Mund und wollte mit Zunge küssen. Die sind da ganz absolut ungehalten."

Richtig strange wurde es allerdings erst beim letzten Konzert: "Da war relativ wenig los, da der Eintrittspreis hoch war. Außerdem war es nicht der Laden mit dem besten Ruf. Als wir gespielt haben, bestand das Publikum zu 80 Prozent aus Mafia und Nutten, die dann Partnertanz gemacht haben." Virginia Jetzt! nahmen's gelassen und haben auf ihre schnelleren Stücke verzichtet.

In Discos mussten Virginia Jetzt! selber auch über die merkwürdigen Sitten der Russen staunen: "Du trinkst was in einem Club oder du tanzt, und auf einmal kommt da eine Wischfrau vorbei und wischt zwischen deinen Füßen den Boden sauber. Nachts um zwei Uhr!" Auch sonst war flirten nicht einfach. Wollte ein russisches Mädchen mit Nino oder Matthias reden, die beide gar kein Russisch können, brauchte es erst einen Übersetzer. Und es lag in dessen Gunst, zu entscheiden, was die deutschen Jungs von den Angeboten der russischen Mädchen wirklich mitbekamen. "Als Westeuropäer bist du bei den Frauen der Held!"

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