Das ZDF-Publikum hat "Unsere Besten" gewählt. Der befürchtete Gau mit einem Gewinner Tokio Hotel blieb aus. Auch sonst herrscht in der Bestenliste - wen wundert's? - gediegener Konservatismus. Überraschungen gibt es kaum.

Mainz (alc) - Mit bangem Blick verfolgte so manch ein Fernsehzuschauer den Countdown am Freitag, der rückwärts auf die Nummer Eins zusteuerte. Am Ende setzte sich Grönemeyer als Konsens-Herbie gegen die Österreich-Fraktion um Udo Jürgens und Wolferl Mozart durch, die den Silber- bzw Bronze-Rang belegten.

Dass das Resultat nicht so schlimm ausfällt wie im Vorfeld mancherseits befürchtet, lag sicher mit daran, dass bei über 200.000 Teilnehmern auch die Fraktion um Tokio Hotel und Konsorten in der Masse aufging. Dennoch konnten sich einige musikalische "Ungereimtheiten" weit vorne platzieren. Auf den 47. Rang shoutete H.P. Baxxter seine Scooter, Michael Holm ging statt nach "Mendecino" auf die 49, den Platz davor versiegelten Dschingis Khan.

Nicht wenige werden auch über Platz 36 gestaunt haben. Eine gewisse Ute Freudenberg tummelt sich dort. Die im Osten sehr bekannte Sängerin ist die Interpretin des "Beliebtesten Osthits Aller Zeiten" ("Jugendliebe"). Die Riege der Ostalgiker führen jedoch die Puhdys an, die sich auf dem 20. Rang wiederfinden und sich noch vor den Prinzen platzieren können. In der Liste der 50 beliebtesten Musiker finden sich aus der Klassiksparte neben Mozart noch Johann Sebastian Bach (34), Richard Wagner (21) und Ludwig Van Beethoven (6).

Vor und neben diesen Altmeistern schaffte es der walzende Stehgeiger André Rieu ebenfalls in die TopTen. Richtig derbe, allerdings erwartbare Peinlichkeit hielt mit Dieter Bohlen und Thomas Anders aka Modern Talking auf Platz 13 Einzug, während es DJ Boboischer Dancepop auf die 33 und damit weit vor seinen mützentragenden Berufskollegen DJ Ötzi (42) schaffte. "Der Herbert hat sich das wirklich verdient", lautete schließlich die zumindest offizielle Meinung der Studiogäste Katja Ebstein, Helge Schneider und Udo Jürgens.

Grönemeyer war zwar nicht persönlich im TV-Studio erschienen, meldete sich aber per Video-Schaltung zu Wort. Nicht ohne leise Ironie bedankte er sich für die Wahl zu Deutschlands Liebling, "einem ihm bislang nicht bekannten Award", dessen Gewinn er "erst einmal sacken lassen" müsse.

Bei insgesamt eher bescheidenen 3,87 Millionen Zuschauern im Schnitt lag der Marktanteil der werberelevanten 14-49-Jährigen mit 12,7 Prozent weit über den kühnsten Träumen des ZDF. Übrigens: Wie "hoch" Grönemeyer selbst den Sieg bei dieser Abstimmung einschätzt, zeigt ein Blick auf seine offizielle Homepage: Mit keinem Wort findet die Show dort Erwähnung.

Fotos

Herbert Grönemeyer

Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Lisa Wassmann) Herbert Grönemeyer,  | © laut.de (Fotograf: Lisa Wassmann)

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26 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Mich wundert wirklich, dass Die Ärzte es nicht unter die Top Ten geschafft haben. Die haben doch Fans in mindestens 5 Pubertätsgenerationen.

    Schade finde ich aber vor allem, dass es Element of Crime nicht geschafft haben, mit reinzukommen. Aber Hauptsache DJ Ötzi.

  • Vor 16 Jahren

    Also ich freu mich für Gröli.
    Er ist eben ein verdammt guter Musik, und Künstler und das ist ja heute eher selten.
    Nun wer dahinter ist...alles schön und gut aber uninteressant.

  • Vor 16 Jahren

    @The|SquaLL (« Er ist eben ein verdammt guter Musik, und Künstler und das ist ja heute eher selten. »):

    Auch nicht seltener als früher ... und die guten Musiker und Künstler stehen heute auch nicht häufiger im Rampenlicht als früher.

    Gruß
    Skywise