Mit dem neuen Onlineservice fansale.de sagt der Bremer Entertainment-Konzern CTS Eventim dem erfolgreichen Auktionshaus eBay den Kampf an. Fansale.de lockt mit Sicherheitsgarantien, bequemem Service und - zunächst - geringen Gebühren.

Bremen (rai) - "Neuer Webservice gestartet" ist eigentlich eine Meldung, die in diesen Zeiten des wieder aufflammenden Internethypes a.k.a. Web 2.0 nicht direkt vom Hocker reißt. Da hat also jemand eine Online-Ticketbörse gestartet, um eBay, derzeit quasi Monopolist in Sachen Eintrittskartenwiederverkauf, Konkurrenz zu machen. Aha.

Allerdings ist dieser Jemand nicht irgendjemand. Hinter fansale.de steckt der Bremer Live-Entertainment-Konzern CTS Eventim, der Pate der deutschen Konzertszene, verantwortlich für Vermarktung und Vertrieb von 35 Millionen Eintrittskarten zu rund 85.000 Veranstaltungen im Jahr. Zu Eventim gehören zahlreiche große Konzertveranstalter wie Marek Lieberberg (Rock am Ring) und FKP Scorpio (Southside/Hurricane).

Das Vorverkaufssystem des Unternehmens beherrscht den deutschen Markt. Wer auch nur halbwegs regelmäßig Konzerte besucht, sollte die unansehnlichen Computertickets des Hauses schon einmal in der Hand gehalten haben. Im Internet ist CTS mit seinen Plattformen Eventim.de und Getgo.de ebenfalls klarer Marktführer. Auch das umstrittene Vorverkaufssystem zur Fußball-WM stammte aus Bremen. Dort verwendete Technologien sollen nun auch bei fansale.de zum Einsatz kommen. Dabei geht es vor allem um die Sicherheit.

Indem es die Echtheit der angebotenen Tickets garantiert und den sicheren Versand sowie die Zahlungsabwicklung übernimmt, will sich fansale.de vom großen Widersacher eBay abheben. Angesichts der auf eBay angebotenen, gefälschten Depeche Mode-Tickets, die im vergangen Jahr für Schlagzeilen sorgten, kein ganz schlechter Marketing-Schachzug. Zwar gilt der Echtheits-Check nur für Karten aus dem Hause CTS, aber das ist ja sowieso die Mehrheit.

Dazu kommt, dass der Service bequem und gut durchdacht ist. Wer seine Eintrittskarten verkaufen will, kann sie wie bei eBay als Auktion oder zu Festpreisen anbieten. Fansale.de organisiert für 6,95 Euro den Versand der Tickets. Kooperationspartner DHL, der Paketdienst der Deutschen Post, holt die Karten sogar direkt beim Verkäufer ab. In den USA ist es dem Onlineportal Stubhub (auf deutsch, gänzlich uncool: "Abreißzettelknotenpunkt") in den vergangenen Jahren mit eben solchen Angeboten gelungen, dem großen Platzhirschen eBay die Marktführerschaft im Segment Ticketbörse abzujagen.

Zur Belohnung wurde das von zwei Stanford-Studenten im Jahr 2000 gegründete Unternehmen vor wenigen Tagen für stattliche 310 Millionen Dollar gekauft. Natürlich von eBay. Ähnliches strebt hierzulande die kürzlich gestartete Website viagogo.de an, bei der die in eBay-Dingen erfahrenen Klingeltonterroristenbrüder Samwer ihre Finger im Spiel haben.

Für den gemeinen Konzertgänger bleibt zu hoffen, dass der entstehende Wettbewerb die Gebühren drückt. Derzeit verlangt fansale.de 10% Provision vom Ticketkäufer. Der Verkauf ist - noch - kostenfrei, Experten erwarten jedoch in absehbarer Zeit auch auf Verkäuferseite eine Provision von bis zu 15%. Interessant wird die Frage, ob es für besonders begehrte Konzerte demnächst überhaupt noch einen "normalen" Vorverkauf geben wird, oder gleich eine Auktion. Für Eventim wäre das nun nur noch ein kleiner Schritt.

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