Zwar eher Ratespiel als Sangeswettstreit, scheint die Stimme doch nicht ganz egal zu sein: Model Franziska Knuppe im rosa Glitzerkostüm scheidet aus.

Köln (dani) - Einiges war anders als gewohnt, in der zweiten Folge der zweiten Staffel von "The Masked Singer". Der vielleicht einschneidendste Unterschied: Wie quasi alles in diesen Tagen ging die Show ohne Studiopublikum vonstatten. Moderator Matthias Opdenhövel, sein Rateteam und die verbliebenen neun Kandidaten stemmten die für alle ungewohnte Situation aber einigermaßen souverän - wenn auch diszipliniert distanziert.

Der an etlichen Stellen eingespielte Applaus vom Band wirkte sogar einigermaßen authentisch. Kein Wunder: Es handelte sich um die Aufzeichnung aus der vergangenen Woche. TV-Unterhaltung in Zeiten von Corona: Improvisation ist gefragt.

Den Verantwortlichen bei ProSieben gelang das in diesem Fall recht gut. Um das verwaiste Studio wenigstens etwas zu bevölkern, zogen sie die Kostüme der letzten Staffel noch einmal aus dem Fundus. Im Grashüpfer-Gewand steckte dann tatsächlich noch einmal Gil Ofarim und schüttelte sein Haar fürs Fernsehpublikum. Dem Frisör des Vertrauens gefällt das.

Ein Verlust fürs Rateteam

Im Vergleich zur Vorwoche deutliche Abstriche musste man bei der Besetzung des Rateteams hinnehmen: Statt Carolin Kebekus fläzte diesmal der ungleich witzlosere Elton am Tisch. Er feierte zusammen mit Rea Garvey den gestrigen St. Patrick's Day mit Kleeblatt-Klamotte, abgesehen davon, hatte er nicht besonders viel beizutragen.

Keine Ahnung, ob sich da schon die ersten Folgen des Hausarrests bemerkbar machen: Ich mutiere zusehends zum Fan von Ruth Moschner. Mit erheblicher Nerdiness, abstruser Zahlenmystik und sichtlichem Vergnügen spürt sie den in den Einspielfilmchen und Antworten versteckten Hinweisen auf die Identitäten der vermummten Sängerinnen und Sänger nach: So charmant und witzig, man möchte ihr die Glitzersteinchen aus den Haaren wuscheln, wenn man das noch dürfte.

Mehr oder weniger gesungen

Gesungen wurde auch wieder - mehr oder weniger. Fürs Protokoll: Die Figuren treten in Duellen (dreimal zwei, einmal drei, weil neun ja immer noch eine ungerade Zahl ist) gegeneinander an, das Publikum entscheidet per App, wer sicher eine Runde weiter kommt. Die Verlierer*innen (respektive der/die Letztplatzierte in der Dreierkonstellation) stehen am Ende noch einmal gegeneinander zur Wahl. Wer da fliegt, wird am Ende der Show demaskiert.

Auch, wenn das Spiel eher im Rätselraten besteht als in einem Sangeswettstreit: Ganz egal scheint die Qualität des Gesangs offenbar doch nicht zu sein. Das grandiose Kostüm wog die stimmlich erbärmlich dünne Darbietung der Fledermaus - sie sang in spooky Friedhofskulisse Michael Jacksons "Beat It" - am Ende leider nicht auf. Am Ratetisch herrschte Einigkeit: Das muss Model Franziska Knuppe sein. Schaun wir doch mal:

Recht hatten sie. Damit hätte diese Staffel die zweite sympathische Verliererin. Ihren Abschlussauftritt, noch einmal den gleichen Titel, diesmal ohne Fledermauskopf brach Knuppe nach x Texthängern unter Gelächter ab: "Genug jetzt!" Für die acht anderen Charaktere dagegen gilt: The show must go on.

Noch im Rennen

Die Kakerlake kann zwar nicht rappen, tat es aber trotzdem schon wieder. Diesmal: Eine Chimäre aus "California Love" und Outkasts "Hey-Ya". Na, ja. Das Rateteam wähnt abwechselnd Nick Carter, Angelo Kelly und Fernsehkoch Steffen Henssler im Pelzmantel. Ich glaube immer noch, dass das Jay Khan ist.

Beim Faultier mehren sich die Anzeichen, dass da wirklich Stefan Raab im Hawaiihemd steckt. (Hallooo?! 'Ne Ukulele im Einspieler?!) Die Darbietung von Prince' "Kiss" passt auch gesanglich zu dieser Theorie. Andererseits ... ist Raab ein Surfer? Ist nicht doch eher Sasha ein Surfer? Ist der Kerl im Faultierkostüm überhaupt ein Surfer? Wir wissen es (noch) nicht.

Beim Chamäleon dagegen deutet wirklich alles auf Dieter Hallervorden hin. So eindeutig, dass ich langsam Ruth Moschners Meta-Theorie zu glauben beginne: "Vielleicht ist das ein grandioser Schauspieler, der SO TUT, als sei er Dieter Hallervorden." So oder so: Die Verballermannisierung des Partisanenlieds "Bella Ciao" tut mir in der Seele weh.

Die Göttin gab "Rise Like A Phoenix": ganz gut, aber Conchita Wurst ist das sicher nicht. Der Wuschel dagegen: viel besser bei Stimme. Mike Singer? Halte ich für denkbar, auch wenn das hängende Kostümauge zwischendurch an Karl Dall denken lässt.

Anders als im Fall der Hase steckt hinter dem Drachen zweifellos jemand, der mit Singen seinen Lebensunterhalt verdient. Die Vermutungen reichen bei Letzterem, Wahrscheinlichkeit steigend, von Max Giesinger über Clueso bis hin zu Gregor Meyle.

Ob Rea Garvey ausnahmsweise Recht behält, und der Roboter heißt im echten Leben tatsächlich Marta Jandová: Eine der kommenden Wochen wird es ans Licht bringen.

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laut.de-Porträt Rea Garvey

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