Neues von der Kopierschutz-Front: Musik-Fans finden in Philips einen mächtigen Verbündeten.

Konstanz (psj) - Ein unerwarteter Zug bringt Bewegung in die Debatte um kopiergeschützte CDs. Phillips, Erfinder und Patentinhaber der CD schlägt sich in einem Interview der Computerbild auf die Seite der Konsumenten. Diese unerwartete Unterstützung könnte sich als entscheidend für den Streit erweisen, der seit dem letzten Jahr zwischen Plattenfirmen und ihren Kunden tobt. Erstere behaupten, durch Kopierschutz-Mechanismen ihre Rechte vor Kopien schützen zu müssen, Letztere sehen sich durch Preise von teilweise über 23 € und eingeschränkte Möglichkeiten betrogen.

Dass sich eine Firma wie Phillips nun auf das Schlachtfeld wagt, könnte die Wende herbei führen. Denn die Argumente der Hörer konnte die Musikindustrie bisher erfolgreich kontern: Der Kunde habe kein Recht auf die Verwendung der Musik am PC, es sei ein Privileg. Und tatsächlich steht nirgendwo geschrieben, dass eine CD auf dem PC abspiel- und kopierbar sein muss - zumindest nicht in einem Gesetz.

An diesem Punkt kommt die Firma Phillips zum Zuge: Sie besitzt die Patentrechte für die "Compact Disc" und bestimmt, wie diese auszusehen hat. Wenn Plattenfirmen Alben mit Schutzverfahren wie Cactus manipulieren, dann entsprechen sie nicht mehr dem Standard, sind keine "CD" mehr, so Phillips-Manager Gijs Wirtz gegenüber der Computerbild. Die offiziellen CDs sollen nach Phillips "überall abspielbar sein. Auch auf CD-ROM-Laufwerken, DVD- und Auto-CD-Spielern."

Um das Qualitäts-Zeichen "Compact Disc" zu erhalten, will die Firma nun den Plattenfirmen verbieten, ihre kopiergeschützten Platten als "CD" zu verkaufen. Statt dessen erwartet man einen Warnaufdruck wie bei Zigaretten à la "Diese Platte gefährdet ihren CD-Player. Sie ist von schlechter Qualität und hält kürzer als eine CD."

Damit will man auf einen weiteren Mangel hinweisen: Da die meisten Kopierschutz-Techniken die Fehlerkorrektur eines Players stark belasten, genügen schon kleinste Kratzer, um die Klangqualität zu verschlechtern oder gar das Abspielen unmöglich zu machen. Die Frage ist also, wer noch 23 € für ein Album ausgibt, das er nicht auf seinem PC bzw. MP3-Player hören kann, und das nach einigen Wochen oder Monaten sowieso im Eimer ist. Falls die Plattenfirmen so nett sind wie bisher, und jede "defekte" CD umtauschen, wird noch eine Welle an Rückgaben auf sie zu kommen.

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