Bekanntermaßen hat außer der Wurst und der Karriere von Dieter Bohlen alles ein Ende. Dass es in der Rapszene oft mehr als ein Ende gibt, beweisen uns dieser Tage Kollegah und Separate. Fest steht zwar, dass der Beef für beide Seiten zu Ende ist - wie er beendet wurde, bleibt allerdings im Ungefähren.

Freiburg (pig) - Wer in der jüngsten Vergangenheit auch nur ein halbes Auge auf Deutschlands Rap-Szene geworfen hat, konnte dieses vor den zwischen Separate und Kollegah hin und her geschossenen Giftpfeilen kaum verschließen. Letztgenannter reist derzeit im Rahmen von Prinz Pis "Donnerwetter!"-Tour durch die Lande. Eine gute Möglichkeit für uns, einmal bei Kollegahs Label Selfmade Records nachzuhaken.

Doch worum geht es hier überhaupt? Der Schlagabtausch begann wie so viele andere in der Szene: Stein des Anstoßes bildete eine Offensive des Mainzer Rappers Separate. Der Labelboss von Buckwheats hatte in jüngerer Zeit per Interview mehrere Spitzen in Richtung Ruhrpott geschickt. Auch in zwei Tracks, unter anderem auf seinem aktuellen Featurealbum mit Vega, disste er den Newcomer Kollegah und warf ihm vor, aus Kommerzgründen ein Zuhälterimage kreiert zu haben. Für jemanden wie Separate, der in der Szene als bodenständiges Arbeitstier bekannt ist, stellte der schnelle Aufstieg Kollegahs natürlich einen Affront dar.

Obwohl der Vorwurf der mangelnden Realness in Deutschland eine ähnliche Inflation aufweist wie die Reichsmark zu Weimarer Republik-Zeiten, fühlte sich Kollegah im Februar verpflichtet, im Track "Ein Guter Tag Zu Sterben" zurück zu feuern. Für den Newcomer eine erstklassige Gelegenheit zur kostenlosen Promotion, zumal in der kommenden Woche sein erstes Video zusammen mit Labelkollege Favorite erscheint. So bezeichnete er den Mainzer in diesem kostenlosen Download unter anderem als verwöhnten Ärztesohn, als "Dachbodenhustler" und lüftete das angebliche offene Geheimnis, Separate habe nur einen Hoden. Bis zu diesem Punkt herrscht in den Versionen der Rapper noch Einigkeit.

Kurze Zeit später veröffentlichte das Onlinemagazin rap.de ein Statement von Buckwheats Music, in dem es hieß, der Beef sei beigelegt, da Separate im Rahmen der "Donnerwetter!"-Tour in Frankfurt, auf der Kollegah die Fans für den Berliner Prinz Pi aufheizt, mit seinem Kontrahenten gesprochen habe. Die News wurde allerdings verbessert, nachdem im Forum seitens Kollegahs Label Selfmade Records ebenfalls eine offizielle Stellungnahme erfolgte, die besagte, der Beef sei mit dem Disstrack zwar zu Ende, Separate habe den Gig in Frankfurt allerdings gar nicht besucht. Grund genug für die laut.de-Hip Hop-Redaktion, auf dem Konzert in Freiburg noch einmal nachzubohren.

Als offener Gesprächspartner erwies sich hier in erster Linie Selfmade-Chef Slick One. Ihm zufolge handelte es sich bei der Verlautbarung von Buckwheats um eine bewusste Fehlinformation seitens des Labels, mutmaßlich um den Hype nach den enormen Downloadzahlen des Disstracks einzudämmen. Statt Separate sei nur dessen Labelkollege Vega in Frankfurt zu Besuch gewesen - zu wenig für Kollegah und seine Truppe. Auch ein folgendes Telefonat mit Separate, der derzeit in Hamburg sein neues Album aufnimmt, sei nicht unbedingt erfolgreich gewesen. "Der Beef war und ist für uns mit unserem Disstrack zu Ende - sollte Separate tatsächlich nicht antworten (wie im Statement angekündigt - Anm. d. Red.). Das heißt allerdings trotzdem nicht, dass wir uns jetzt lieb haben. Separate weiß, was wir von ihm halten."

Am meisten nervt dieser Kleinbeef vermutlich jemanden, der nur indirekt betroffen ist und nun halb zwischen den Stühlen sitzt: Prinz Pi, derzeit äußerst erfolgreich auf Tour mit K.I.Z. und Kollegah, veröffentlichte seine ersten Alben nach dem Comeback auf Separates Buckwheats-Label und nahm mit dem Mainzer das Kollabo-Album "1. Liga" auf. Leider hielt er sich zu diesem Thema im Interview bedeckt. Was das Deutschrap-Wunderkind allerdings über Studium, Namensänderung, sein neues Album und seinen Ruf als Workaholic zu berichten hat, erfahrt ihr demnächst auf laut.de.

Fotos

Kollegah

Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion)

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65 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    ja gut...dann gehts die offensichtlich einfach um was komplett anderes wie mir! in battles zählen für mich keine wahrheiten, da sowieso nicht nachweisbar, mir gehts da einzig und allein um das sportliche, also die punchlines und auch den witz! kollegah spielt mit dem "gangsterimage" und das soll er bitte auch niemals ändern, das macht in der übertriebenen form einfach zu viel spaß...UND, er ist textlich wirklich das absolut beste was ich jemals gehört hab und das bestätigt dir jeder der sich selbt am texten versuch hat und irgendwann merkt, fuck wie kommt man nur auf so ideen...mit sicherheit auch seperate der ja immerhin ein ganz okeer texter ist

    und nochmal: hör dir das zuhältermixtape vol. 1 an und sei erstaunt!

    so, ich bin raus^^

  • Vor 17 Jahren

    Nun ja, Wahrheiten treffen aber immernoch am meisten....

  • Vor 17 Jahren

    Zu Blumentopf: Ähh, nö :P
    Ich will sie ja nicht zu den Raptechnikgöttern ernennen, aber finde sie durchaus überdurchschnittlich im deutschen Hiphop, aber wie schon erwähnt, darum geht es hier nicht.

    Zum Wesentlichen:
    Zwar ist ein Battle an sich Competition auf einer eher sportlichen Ebene als eine Diskussion mit Argumenten, aber wo ist denn der Witz, wenn man im Diss völligen Blödsinn bringt. Diese Ein-Ei-Scheiße finde ich z.B. absolut whack. Wo ist denn da der Diss, wenn es ohnehin nicht stimmt? Das hat irgendwie Kindergartenniveau.
    Dann kann ich ja schon im Voraus meinen Diss recorden und noch fix nachträglich den Namen eineiger MCs reinschneiden, wenn ich Promotion brauche. Solche puren Punchline-Texte sind zwar cool, aber dahinter ist kein handfester Beef.
    Prinzipiell bestehen sowieso alle Kollegah-Texte nur aus Selbstdarstellung und Punchlines. Das macht er auch auf textlich gutem Niveau, aber ohne Bezug auf die Wirklichkeit. So gesehen KANN eine Kunstfigur wie Kollegah gar keinen ernsthaften Diss bringen. Denn was er von sich selbst behauptet stimmt nicht und seine Punchlines haben auch kaum Bezug auf die Wirklichkeit. Eine Beleidigung ohne reale Basis trifft einfach nicht.
    Kollegah sollte einfach weiter Kollegah Toni, der Zuhälter und Boss der Bosse bleiben und sich aus der Wirklichkeit raushalten. Denn es macht aus seiner Perspektive ebenso wenig Sinn jemanden zu dissen, wie ihn zu dissen, weil er dazu nicht "real" genug ist, nur ein Image.