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5 Fragen an Sebastien Tellier

Was war dein bestes Konzert als Zuschauer?

Sebastien Tellier: Vladimir Cosma im Le Grand Rex. Es war ein magischer Abend, weil er alle Hits gespielt hat und es einige Gastauftritte gab. Beim "La Boum"-Soundtrack kam der Originalsänger der Platte auf die Bühne. Es klang auch wie von Platte, eine großartige Energie. Es war der Tag nachdem Michel Legrand gestorben ist, was noch mal zur besonderen Atmosphäre beitrug, denn Cosma und Legrand sind Götter der französischen Musik. Obwohl es nur Sitzplätze gab, standen alle. Weil die Musik aber so traurig ist, fühlte man sich im Stehen mit den anderen Zuschauern auf eine fast religiöse Weise verbunden. Jede Note der Musiker saß perfekt, es war super romantisch, unglaubliche Akkordfolgen. Es wäre schön, so zu altern wie Vladimir Cosma, er war charmant, lustig und voller Energie und hatte diese britische Gelassenheit. Sein Auftritt berührt mich bis heute.

Was war dein schlimmstes Konzert als Künstler?

Mein erster Auftritt als "professioneller" Musiker. Bevor ich mit Air auf Tournee ging, hatte ich nur zwei kleine Auftritte im "Le Duc des Lombards" vor Freunden absolviert, das ist ein kleiner Jazzclub in Paris. Beim ersten Gig der Tournee in Dallas ging beim zweiten Song mein Gitarrenverstärker in die Knie. Da mein Set nur aus E-Gitarre und Theremin bestand, fehlte die Hälfte des Sounds. Eine Riesenkatastrophe für mich, gerade mental. Aber ich hatte Glück, denn außer mir war kein Amateur dabei. Nach fünf Minuten hatten die Techniker das Problem gefixt und ich konnte weiterspielen. Die Zeit bis dahin war wie der schlimmste Alptraum.

Was sollte auf einem Cateringrider nie fehlen?

Ich verbringe keinen Tag ohne gutes Mineralwasser. Es muss direkt aus dem Kühlschrank kommen, damit ich wach werde. Es ist einfach nur grausam, in einem überhitzten Backstage-Raum eine lauwarme Wasserflasche zu bekommen.

Ist Musik beim Sex überbewertet und warum?

Ich finde es toll, weil mich Musik immer fasziniert. Mein Englisch ist nicht gut genug, als dass ich großartig auf die Texte achten könnte, die dann vielleicht den Moment zerstören. Wenn man sich auf die Noten konzentriert, kann es wunderbar sein. Man muss nur die richtige Platte aussuchen, oder eben keine. Manchmal kann es auch gut sein, wenn nur irgendwas im Hintergrund dudelt.

Woran oder was wird man in 50 Jahren beim Blick auf die musikalischen 20er Jahre denken?

An der Musik von heute gefällt mir das 3D-Feeling. Rap-Produktionen aus den USA swingen und bouncen als wären sie in 3D. Es geht um Perspektiven, Lautstärke und Distanz. Mal klingen die Instrumente, als seien sie Lichtjahre voneinander entfernt, mal ist das Gegenteil der Fall. Amerikanische Tontechniker erschaffen gerade das ein oder andere Sound-Meisterstück, was meine Vision von Musik tief verändert hat. Nur manche Loops und Vocal-Hooks finde ich vernachlässigenswert.

Der 45-jährige Franzose Sebastien Tellier, der bereits mit Jean Michel Jarre und Mr. Oizo arbeitete, veröffentlichte gerade sein neues Studioalbum "Domesticated".

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