Seite 16 von 46

Juni: Mine kritisiert Rock-am-Ring-Line-Up

Dass es bei Festivals wie Rock Am Ring nicht in erster Linie um Gendergerechtigkeit im Line-Up geht, ist bekannt. Als in der ersten Bandwelle von 25 angekündigten Bands gerade mal zwei eine Musikerin im Bandgefüge führten (Broilers und The Distillers) machte dann aber doch ordentlich Wind. Auch die zweite RAR-Bandwelle legte nur unwesentlich mehr weibliche Künstlerinnen nach (Spiritbox, Skynd, Maneskin, 100 gecs, Donna Missal). Parallel dazu durfte man sich fragen: Wie sehr ist Rock Am Ring überhaupt noch seinem Namen verpflichtet, wenn für kommendes Jahr beispielsweise auch Scooter, Trettmann und Ssio im Line Up stehen? Die Festivalmacher reagierten auf die Kritik mit dem Hinweis, man versuche "spannende Acts" zu buchen, "die unser Festival zu dem machen, was es sein soll: eine Zusammenkunft diversester Menschen, die jede Art von Diskriminierung ablehnen (...) In der gesamten Musikbranche agieren nach wie vor weniger weibliche als männliche Akteur*innen, die solche Festivals tragen können."

Mit Sängerin Mine schaltete sich eine Künstlerin in die Debatte ein, die nicht nur bereits vier bzw. fünf Alben (eines mit Fatoni) veröffentlicht hat, sondern deren aktuelles namens "Hinüber" auf Platz 13 in Deutschland debütierte: "Das Problem ist, dass euer Statement die These unterstützt, dass es weniger weibliche als männliche Acts gibt und diese Aussage wird direkt in die Ohren geschickt wo sie auch Gehör bekommt. Obwohl ihr in der Szene arbeitet und es besser wisst. Ihr hättet hier eure Verantwortung mehr annehmen können. Wo fängt es denn an? Beim Radio? Bei den Labels? Jede*r ist für sich selbst verantwortlich. Ihr seid eine eigenständige Firma und könnt das genauso mitbestimmen und entscheiden. Ihr habt eine sehr große Reichweite und bestimmt das genauso mit, habt euch aber dagegen entschieden. Denn unter 2% ist eine Entscheidung dagegen und die Antwort, dass es einfach weniger diverse Acts gäbe genauso." Musicswomen, ein Teil der bundesweiten Initiative Music Women Germany, ergänzte in einem langen Statement, hier verkürzt wiedergegeben: "Wir wollen niemandem 'Frauenbands' aufzwingen oder gar männliche Musiker auf der Bühne verdrängen. Wir wollen einfach sichtbarer sein, denn es gibt sie schon: die vielen erfolgreichen Bands mit weiblicher Beteiligung, die ins Line Up passen und Tickets verkaufen. Wenn sie aber nicht die Chance bekommen so eine riesen Plattform wie Rock am Ring zu nutzen, wird es schwerer sich langfristig zu etablieren. Wirtschaftlich ergeben sich auch Nachteile. Wer nicht spielt, verdient kein Geld. Auch fordern wir wesentlich mehr Transparenz im Entscheidungsprozess. Hier kursieren ziemlich naive Gedanken über das Musikbusiness. Wer glaubt, Bands würden ausschließlich aufgrund ihrer künstlerischen Qualität gebucht werden, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Aber wem soll man das verübeln, wenn aus der ganzen Sache so ein Geheimnis gemacht wird? Aus diesem Statement entstehen Haufen neue Fragen, denen wir nachgehen wollen."

Seite 16 von 46

Weiterlesen

Noch keine Kommentare