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Billy Bragg, Morrissey, White Supremacy

Mein jahrelanger Wunsch, my hero Morrissey würde mal für mich singen oder mich wenigstens zum Interview einladen, verblasst im Zeitraffer. Ist einfach zu viel passiert. Billy Bragg, alternder Protestsänger, in den 80ern mit den Smiths im Hass auf die Politik Thatchers vereint, findet Morrisseys jüngeren Rechts-Turn daher erwartungsgemäß abtörnend. Er bezieht sich auf ein (zum Glück) nicht mehr einsehbares Video, das auf Morrisseys Webseite unter der Überschrift stand: "Nichts als blauer Himmel für Stormzy, der Galgen für Morrissey". Laut Bragg habe es sich dabei um ein neunminütiges White-Supremacy-Video gehandelt, das Stormzys gefeierten Glastonbury-Headliner-Auftritt nutzte, um darauf hinzuweisen, dass "das Establishment ihn auf Kosten der weißen Kultur als Vehikel nutze, um Multikulturalismus zu bewerben."

Bragg ergänzte, dass auf dem Youtube-Account des geposteten Videos auch Clips gegen Homophobie, Rassismus und Misogynie einsehbar waren. All das scheint außer Bragg kaum einer gesehen zu haben, dürfte aber von dem Praktikanten, der Morrissey seit Monaten mit irritierenden Facebook-Postings ins Abseits begleitet, schon bald mit irritierenden Verschwörungstheorien abgestritten werden. Es ist alles sehr traurig. So wenig mir Bragg musikalisch seit Jahren gibt, sein langes Posting trifft den Kern der äußerst problematischen Gemengelage Musiker + Werk + politische Äußerungen auf den Punkt. Danke, Billy!

Paul Banks, dessen Band Interpol in Kürze Support der Morrissey-US-Tour ist, ließ letzte Woche wissen, dass er nicht mit allen politischen Äußerungen seiner Kooperationspartner einverstanden sein muss. Hohe Wellen schlug auch die Äußerung von The Killers-Sänger Brandon Flowers, auf die sich auch Bragg im Posting bezog. Flowers wurde nach seinen Helden gefragt und nannte Liam Gallagher, Don Henley, Peter Gabriel und eben auch Morrissey: "Er ist immer noch ein König. Er ist unvergleichlich in dem, was er geschaffen hat, seine Tapferkeit, seine Texte und sein Gefühl für Melodien. Einfach unglaublich. Ich hätte ihn aber vielleicht nicht nennen sollen, bei dem Gegenwind, den er gerade erfährt."


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