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Trikont distanziert sich von Hans Söllner (2)

Seither ist glücklicherweise Ruhe eingekehrt, Söllners Facebook-Account ist gelöscht. Von Söllner selbst. Trikont-Chefin Eva Mair-Holmes erklärte in einem bemerkenswerten Interview mit dem Deutschlandfunk, warum sie sich als Label trotz jahrzehntelanger Freundschaft nach Söllners Post über die NS-Diktatur zu einer Distanzierung gezwungen sah: "Wir schätzen ihn als Musiker sehr, insbesondere seine antiautoritäre und antifaschistische Grundhaltung. Wenn es allerdings um seine Äußerungen zur momentanen Situation gehört, distanzieren wir uns ausdrücklich. Diese spiegeln in keinster Weise unsere Meinung zur aktuellen Lage wieder. Seine Vergleiche mit dem Dritten Reich entbehren jeder Grundlage und verharmlosen den Terror des Nazi-Regimes in einer unerträglichen Weise."

Mair-Holmes erzählt von zahlreichen Gesprächen mit dem Musiker, dem offenbar nicht umfänglich klar war, wie schnell ein Medium wie Facebook Desinformation und Verschwörungstheorien begünstigen kann. Hinzu sei geringe Internet- und Quellenexpertise gekommen. Sie hoffe nun, dass Söllners Social-Media-Pause ein Umdenken bewirkt. Für Söllner sei der Corona-Lockdown vor allem deshalb problematisch, weil er sich mit dem zentralen Überbegriff seiner gesamten Kunst beißt: Der Freiheit. Trotzdem kann man den Sprung von Anti-Impfzwang-Postings zu einem Nazivergleich bei einem Mann vom Schlage Söllners durchaus beängstigend finden. Ähnlich wie Morrissey scheint der Bayer Opfer einer gesellschaftlichen Bewegung geworden zu sein, die er nicht mehr versteht. Früher wurden sie beklatscht für ihre Nonkonformität und ihre Statements gegen Obrigkeiten, jetzt klatschen plötzlich die falschen. Doch Söllner hat Glück, Mair-Holmes bleibt geduldig und freut sich darauf, wenn "sich vielleicht das alles da draußen beruhigt hat.". Trikont ist ein familiär geführtes, linksalternatives Label, das auch Platten von Georg Ringsgwandl, Funny Van Dannen oder LaBrassBanda veröffentlicht. 2018 starb Trikont-Mitbegründer Achim Bergmann.