Seite 1 von 15

Nick Cave live in Zürich,
Hallenstadion, 12.11.2017

Offenes Hemd, schwarzes Sakko, Matte: Äußerlich ist alles noch wie früher bei Nick Cave, ansonsten bekanntlich nicht. Die Setlist, die sich auf der laufenden Europatournee so gut wie nie ändert, beinhaltet sieben von acht Stücken des aktuellen, streckenweise kaum auszuhaltenden Downer-Albums "Skeleton Tree" – wie verträgt sich das mit Caves Aussage Anfang des Jahres, er wolle keinesfalls den trauernden Sänger auf der Bühne geben, der sein Publikum desillusioniert nach Hause schickt? Die Antwort von gestern Abend lautet: Unfassbar gut. Cave meistert den Spagat zwischen fragiler Intimität und berstender Energie mit einer Glaubwürdigkeit, die heutzutage nur wenigen Künstlern vorbehalten ist.

Schon beim zweiten Song "Jesus Alone" herrscht eine Stille, dass man Bierbecher fallen hören kann. Allerdings nicht wegen offen vorgetragener Seelenpein, sondern weil sich 7.000 Zuschauer vorbehaltlos und ergriffen in den Fängen des australischen Rockpoeten und seiner glänzend eingespielten Band verlieren. "With my voice I am calling you" ruft Nick Cave und es ist faszinierend, ihn dabei die typische Nick-Cave-Bewegung machen zu sehen: Die rechte Hand weit nach außen strecken, sie mit Zeigefinger in großem Radius zurück zum Körper kreisen und auf den Boden sinken lassen. Lektionen in Songwriter-Gesten.

Seite 1 von 15

Weiterlesen

Noch keine Kommentare