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Platz 3: War (1983)

Wo U2 1983 stehen, ist mit einem Satz erklärt: "War" kickt Michael Jacksons "Thriller" in der Veröffentlichungswoche von Platz 1 der britischen Albumcharts. Drumroll! Verzeihung, Single Stroke Roll muss es wohl eher heißen, denn das dritte Studioalbum beginnt mit einem der prägnantesten Drumbeats der Rockgeschichte. Larry Mullen Jr. sitzt im Treppenhaus des Dubliner Studios (Halleffekt!) und ersinnt für "Sunday Bloody Sunday" einen Klassiker-Groove aus Sechzehnteln auf Snare und Hi-Hat und vier Vierteln auf der Bassdrum, bevor The Edge zu einer chromatischen Akkord-Fingerübung ansetzt und Bono seinen längst legendären Text über die Sinnlosigkeit des jahrzehntelang andauernden nordirischen Bürgerkriegs heraus schreit.

Der Titel, geschrieben vom protestantischen The Edge, geht auf die Ereignisse am so genannten Blutsonntag 1972 zurück, an dem 14 katholische Teilnehmer*innen einer friedlichen Demonstration in der nordirischen Stadt Derry von britischen Soldaten erschossen werden. Mit den Zeilen "How long must we sing this song?" und "Cause tonight, we can be as one, tonight" signalisiert Bono die Hoffnung auf Frieden. Dennoch muss sich die Band jahrelang rechtfertigen, dass ihr Song weder für die nach Unabhängigkeit für Nordirland strebenden nationalistischen Katholiken, noch für die unionistischen Protestanten spreche.

Das teilweise von The Edge gesungene "Seconds", das vor einer Nuklearkatastrophe warnt, glänzt dank Adams simpler wie prägender Basslinie, die hier sozusagen die Hook darstellt. Direkt im Anschluss folgt das wieder von Adam angetriebene "New Year's Day", dessen Riff zustande kam, als er vergeblich versucht hatte, "Fade To Grey" von Visage nachzuspielen. Doch es ist die Klaviermelodie von The Edge, die "New Year's Day" zu einem der bekanntesten U2-Evergreens macht. "Drowning Man" weist mit seinen Akustikgitarren und der fernöstlich anmutenden Geigenmelodie bereits in die atmosphärische Zukunft der Band. In "Surrender", das zu Beginn nur noch einen Schritt von den Akkorden des nächsten Superhits "Pride (In The Name Of Love)" entfernt ist, thematisiert den biblischen Glaubenssatz, das eigene Leben und jeglichen Besitz in die Hände von Jesus Christus zu legen, um ewiges Leben zu erhalten. Der emotionale Abschluss mit "40" vertont dann gleich einen Psalm. Die Zeile "How long to sing this song?" kommt als Echo auf "Sunday Bloody Sunday" erneut zum Tragen und beendet die meisten U2-Konzerte in den 80er Jahren mit staatstragendem Ernst.

Die Energie und Leidenschaft, mit der U2 in den 80er Jahren die Rockszene erobern, ist wohl nirgends besser nachzuvollziehen, als bei ihrem legendären Auftritt im Juni 1983 im Red Rocks Amphitheatre in Denver, der Ende des Jahres als Livealbum "Under A Blood Red Sky" und 1984 als Videokassette erscheint.

Anspieltipps:

"Sunday Bloody Sunday", "Seconds", "New Year's Day", "40"

Besser weiträumig umfahren:

"Red Light"

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