Wim Wenders eröffnete heute Mittag mit einer Keynote Speech das Popkomm-Topic "Creation" - die Messemacher hätten sich dafür kaum einen geeigneteren Kandidaten aussuchen können.

Berlin (ebi) - Wenn der Meister spricht, ist die Bude voll. Wim Wenders tigert Sekunden vor seiner Rede hinter den vollbesetzten Stuhlreihen des Konferenzsaals auf und ab, während Emmanuel Legrand vom Impact Magazine ein Loblied auf den deutschen Regisseur und Filmproduzenten anstimmt - zu Recht.

Unprätentiös, sympathisch und volksnah - so erlebt man den Mann, der für Filme wie "Paris, Texas", Buena Vista Social Club" und demnächst "Palermo Shooting" verantwortlich zeichnet. Die Verbindung von Bildern und Musik spielt in Wenders Werk eine zentrale Rolle, und so passt der weltberühmte Filmemacher auch perfekt zur Popkomm.

Aus dem Nähkästchen

Zumal hier kein steifer Businesstalk aufs Auditorium wartet. Im Gegenteil, Wenders ist mit vielen berühmten Musikern befreundet bzw. hat mit ihnen gearbeitet: Lou Reed, Ry Cooder, Nick Cave oder U2. Und so plaudert der gebürtige Düsseldorfer aus dem Nähkästchen, was den Ablauf kreativer Prozesse bei der Soundtrackproduktion angeht.

Es sei etwa eine "fantastische Erfahrung" gewesen, zu beobachten, wie sich Ry Cooder - nach Miles Davis' Vorbild - bei der Enstehung von "Paris, Texas" vor den Bildschirm stellte und sich immer und immer wieder von den Bildern inspirieren ließ, bis der Sound zum Bild passte - Cooder kann keine Noten lesen.

Musik als Passion

Musikfan Wenders, der auf die berühmte einsame Insel John Coltrane mitnehmen würde, wenn es dort schon Johann Sebastian Bach und die Beatles gäbe, denkt den Soundtrack, während die Idee zum Film entsteht, bereits mit. Entweder wisse er genau, wer den Score produzieren soll bzw. welche Songs, welche Musik zu den bewegten Bildern passen.

Soundtracks stellen für ihn kein Tool zur Filmpromotion dar, auch wenn diese zum Teil kommerziell erfolgreicher als seine Filme sind und Wenders auch einen eigenen Musikverlag führt. Vielmehr sehe er eine "special chemistry" zwischen Bildern und Musik. Letztere gehöre "hoffentlich" zu den Grundbedürfnissen des Menschen.

"Rock'n'Roll-Film über den Tod

Seinen neuesten Streifen, "Palermo Shooting", dessen Soundtrack Anfang November erscheint, bezeichnt Wenders als Rock'n'Roll-Film im besonderen Sinne. In der Art wie etwa gute Bluessongs den Tod thematisieren, habe er versucht, sich dem Thema filmisch zu nähern.

Auf der Platte zum Film sind Acts wie Bonnie Prince Billy oder Portishead zu hören. Nick Cave habe mit Grinderman zudem extra zwei neue Songs eingespielt, so Wenders, der sich am Ende der Veranstaltung auch nicht zu fein war, ein Soundtrack-Demo entgegen zu nehmen.

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