Der Wirbel um die MTV-Serie "Popetown" geht weiter. Während die katholische Kirche den geplanten Serienbeginn abwartet, stellt der CSU-Fraktionschef schon einmal Strafanzeige gegen den Sender.

München (alc) - "Auch schlechte Promo ist gute Promo". Würde man diesen Spruch zur Maxime auf der Jagd nach Aufmerksamkeit erheben, die Macher von MTV könnten sich jetzt schon ein zweites Loch in den Hintern freuen. Die Katholische Kirche hat bereits angekündigt, gegen den Sender vorzugehen, falls dieser seinen Plan in die Tat umsetzt, die Satire um einen im Vatikan randalierenden Papst ab Anfang Mai über den Äther zu schicken. Die Klerikalen sitzen also in den Startlöchern, um die Gerichte zu bemühen.

Die CSU und ihr Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Joachim Herrmann, sind da schon einen Schritt weiter. Obwohl der Politiker auf seiner Homepage den Glauben nicht explizit als sein Spezialgebiet hervor hebt, prescht er im Streit um die Comicserie vor. Dabei gehe es ihm nicht um die Sendung an sich, sondern um die Werbung in Printmedien, die einen vom Kreuz herabgestiegenen Jesus zeigen ("Lachen statt rumhängen"). So weit so gut, ein entsprechendes Fax liegt der Berliner Staatsanwaltschaft bereits vor. Der CSU-Mann beruft sich dabei auf § 166 des Strafgesetzbuches, in dem es wörtlich heißt:

"Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft".

Wie am Gesetzestext unschwer erkennbar, ist dieser recht allgemein gehalten. Dass eine Comicserie im Fernsehen den öffentlichen Frieden gefährden könnte, wäre indes tatsächlich ein Novum. In einem ähnlich gelagerten Fall wurde 1996 ein Verfahren gegen den SPD-Mann Florian Pronold eingestellt, der Jesus einen "Lattengustl" genannt hatte.

Die geringe Aussicht auf Erfolg ficht den wackeren Glaubenskämpfer Herrmann derweil nicht sonderlich an, im Gegenteil. "Sollte die Staatsanwaltschaft das nicht verfolgen, dann ist der gesetzgeberische Handlungsbedarf offenkundig" zitiert ihn die Onlineausgabe des Spiegels. Was im konkreten Fall bedeutet, dass die Gesetze eben dem eigenen, katholischen Empfinden angepasst werden müssten. Demokratieverständnis at its best.

Und Herrmann ist keineswegs ein besonders fanatischer Einzelgänger. Vor ihm hatte schon der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber eine Verschärfung des Strafrechts gefordert, um derart "üble Angriffe auf viele Menschen unter dem Deckmantel der Satire" zu verhindern.

Neu ist das alles nicht. In bisher jeder Legislaturperiode unternahm ein Kreis der Kirche nahestehender Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen Versuch, die Bedingung der Störung des Öffentlichen Friedens aus dem Paragraphen zu streichen. Bislang vergebens.

Herrmann versteigt sich sogar noch zu einem delikaten Vergleich. 2001 hätten die Taliban erst die Buddha-Statuen in Afghanistan in die Luft gesprengt, kurz darauf flogen die Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers. Dieser Logik folgend steht also ein Anschlag auf die Münchner Staatskanzlei kurz bevor: Die Kirchenfeinde bewaffnen sich bereits mit Lachsäcken und marschieren vor dem Kuppelbau auf.

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