Am Samstag fand in Leipzig zum siebten Mal die Indiemesse Pop Up statt. Das Get together im Werk II im Stadtteil Connewitz glich einem Familientreffen: Gute Laune überall, vom Popkomm-üblichen Genöle über den Niedergang der Musikindustrie keine Spur.

Leipzig (mmö) - Die Pop Up ist die kleine, feine Messe für alles, was im weitesten Sinne Indie ist. Die große Halle des Werk II in Leipzig-Connewitz war am vergangenen Wochenende - wie in den Jahren zuvor auch - komplett ausgebucht, Stand an Stand drängten sich Labels, Vertriebe, Medien jeglicher Couleur und alles, was sonst noch dazu gehört: T-Shirt-Hersteller, Technik-Provider und Bookingagenturen.

Bunt, bunter, Pop Up. In der Halle nebenan spielten den ganzen Tag über Musiker, ein Höhepunkt war sicherlich der Auftritt von Amos, dem Imperator of Pop. Im Obergeschoss wurde in Panels zu Themen wie Kommerz und alternative Kultur in der Zeit knapper öffentlicher Kassen diskutiert.

Kein Thema: das große, böse Internet. Wird auf der Jahreshauptversammlung der Musikindustrie anlässlich der Popkomm in Berlin immer wieder endlos und ermüdend darüber schwadroniert, wie Bits und Bytes die Kulturschaffenden und die großen Unternehmen ruinieren, hörte man derartige Stimmen und Stimmungen am Connewitzer Kreuz nicht.

Im Gegenteil: Anstatt wie die Majors auf hohem Niveau zu jammern, strahlten die Aussteller vor allem gut gelaunte Gelassenheit aus. Musik hat eine Zukunft, so die Message, wenn auch nicht unbedingt in den starren Rahmen, die die Marktführer gerne hätten.

Flexibilität ist gefragt, und die Kleinen scheinen gewillt und in der Lage, diese auch zu bieten. In der Marktwirtschaft gilt das Darwinsche Gesetz des Survival of the fittest, das haben die Indielabels verstanden. Auch wenn das bedeutet, dass man Pressevertreter mit Bier fürs Songs anhören ködert.

Bereits am Donnerstag Abend begann das Rahmenprogramm mit einem Konzert, Freitag und Samstag fanden in diversen Locations in Leipzig Gigs von Electro bis Singer/Songwriter statt. Ob nachts um drei im Kellerclub die Teichmann-Brüder um die Wette sprangen oder Britta Persson im großartigen UT Connewitz ihre melancholischen Melodien von der Bühne hauchte, die Veranstaltungen waren gut besucht und unterhielten kurzweilig.

Das begleitende Festival der kurzen Wege war genauso gut organisiert wie Messe selbst. Ob aufwändiger Reader oder Lageplan mit eingezeichnetem Spätverkauf: Die Veranstalter haben an (fast) alles gedacht. Die Pop Up hat sich neben der c/o pop als die Werkschau für Indie-Musik etabliert. Und macht wesentlich mehr Spaß als das Dinosaurier-Treffen im herbstlichen Berlin.

Die c/o pop findet vom 15.-19. August in Köln statt, die Popkomm vom 19.-21. September in Berlin.

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