Das Popbüro Stuttgart richtete vergangene Woche erstmals die Pop-Open aus. Die Hauptveranstaltung des Branchentreffs für Süddeutschland, Österreich und die Schweiz offenbarte sich am Samstag als erfreulich praxisbezogener Info-Treff für Mucker und Musikinteressierte aus dem Drei-Ländereck.

Stuttgart (ebi) - Feiert sich auf der Popkomm die Branche in der Hauptstadt alljährlich selbst, versuchten die Stuttgarter Pop-Open vergangene Woche die Brücke zu Nachwuchs-Musikern und Musikinteressierten aus Süddeutschland, Österreich und dem Partnerland Schweiz zu schlagen - mit Erfolg. Sicher, bei der Angebots-Struktur (Kongress, Messe und Live-Event) stand der große Berliner Bruder Pate, und auch Ex-VIVA-Chef Dieter Gorny sprach zur Musikwirtschaft im süddeutschen Raum.

Dennoch tummelte sich bei der Hauptveranstaltung am Samstag im Bad Canstatter Römerkastell ein Heer von jungen Punk- und Indierockern, Hip Hoppern, Metal- oder Raggaheads. Jene interessierte freilich in erster Linie der parallele ganztägige Demo-Marathon, die erste Hürde im Rahmen des Play Live-Wettbewerbs für Baden-Württemberg, bei dem Fachleute in zwei Jury-Räumen Songs und Selbstdarstellung der Nachwuchsbands unter die Lupe nahmen.

Die Musiker aus den Probekellern, aber auch Besucher, die sich für Ausbildungsgänge in der Musikindustrie interessierten, konnten bei Vorträgen und Gesprächsrunden hilfreiches Praxis-Wissen abfragen. Auf kleinen Ständen präsentierten sich zudem Tonstudios und Drumschulen genauso so wie Labels oder Ausbildungsstätten für Musikpädagogik aus dem süddeutschen Raum.

Handfeste Infos bekamen die Nachwuchs-Mucker dann in Workshops mit auf den Weg. So klärte der Ludwigsburger Rechtsanwalt Ralf Kitzberger, der Bands, Manager und andere Akteure vor Gericht vertritt, anschaulich über Tücken von Gastspiel-, Management- oder Plattenverträgen auf. Vorträge über das Urheberrecht, die GEMA oder den Musikmarkt in Österreich kamen dazu, und die jeweiligen Dozenten hatten stets ein offenes Ohr für Detail-Fragen.

Einen wohltuenden Kontrastpunkt setzte hier Marc Calmbach. Der promovierter Sänger der Stuttgarter Indierocker Monochrome hielt ein flammendes Plädoyer für die Do It Yourself-Kultur. Seine Band habe in Europa und den USA getourt, 35.000 Platten verkauft, ohne je einen Vertrag unterschrieben zu haben - ein alternativer Weg in die Branche abseits der Industrie. Rund um die Hauptveranstaltung, die der Dot.Com-Fachmann Gerd Leonhard eröffnete, fanden vom 5. bis 10. Februar in unterschiedlichen Locations zahlreiche Live-Konzerte, DJ-Sets sowie Präsentationen der ausstellenden Unternehmen statt.

Kongress, Workshops, Demo-Marathon, Messe und Live-Konzerte: Im überschaubaren Rahmen des Römerkastells brachte das Popbüro Stuttgart - ganz im Sinne des institutionellen Eigenverständnisses als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Subkultur - alles unter einen Hut. Eine sympathische Veranstaltung dank hoher Info-Dichte und kurzen Wegen.

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