"Driver's License" könnte diese Woche die amerikanischen Charts anführen. Wer ist die Sängerin?

Los Angeles (ynk) - Es ist okay, von Olivia Rodrigo noch nie gehört zu haben. Für jeden, der sich nicht mit Disney+ oder mit dem "High School Musical"-Franchise auskennt, muss der Diskurs um diesen Namen sich in den letzten 48 Stunden von "Bitte, wer?" zu "Nummer Eins-Debüt auf Billboard, echt jetzt?" gedreht haben. Die Verwirrung ist enorm. Ein gutes Jahrzehnt nach der goldenen Ära des Senders macht die Hauptrolle eines High School Musical-Spinoffs kommerziell mehr Welle mit dem ersten Song, als Ariana Grande, Miley Cyrus und Selena Gomez ihrerzeit zusammen. Aber es passiert: "Driver's License" thront gerade auf Platz eins aller Streaming-Dienstleister, das Video sammelte zehn Millionen Views in drei Tagen und sie ist im Rennen um die Pole Position der nächsten Chartwoche. Fragt sich nur: Wie?

Die Antwort darauf hat mehrere Ebenen. Zunächst: Natürlich kommt die Dame mit allem erdenklichen Industrie-Support daher. Daraus muss man keinen Hehl machen. Unter Geffen Records vereinen sich die Budgets von Universal und Interscope. Mit Taylor Swift und Megan Thee Stallion haben sich sofort massive Fürsprecher gefunden und auch die Playlist-Macher haben an "Driver's License" ihre Freude gefunden. Eine Graswurzelbewegung sieht also anders aus, aber man sollte trotzdem nicht unterschätzen: Olivia Rodrigo ist ein sofortiger Gen Z-Darling.

Geboren 2003 handelt auch ihr Song über den Führerschein, den sie mit ihrem 18. Geburtstag erwarb. Die Sängerin hat sich durch ihre Präsenz auf den sozialen Medien und ihre nahbare, verständnisvolle Attitüde schon vor Release des Songs Respekt und Loyalität der TikTok-Generation verdient. "Driver's License" zementiert diesen Status noch einmal, denn - und das ist vielleicht der wichtigste Punkt - der Song ist verdammt gut.

Piano-Balladen als Ersteindruck kann man gewagt finden. Nicht aber, wenn sie dermaßen gut gemacht sind. Rodrigos Stimme schneidet gerade ins hohe Register kristallklar und entfaltet die emotionalen Passagen mit eindrucksvoller Präsenz. Dazu kommt die Produktion, die sehr Finneas, sehr Conan Grey anmutet. Sie adaptiert ästhetische Elemente, die man irgendwo zwischen Billie Eilish, Phoebe Bridgers oder Halsey vermuten könnte. Der Song flirtet mit einer kontemporären weiblichen Indie-Ästhetik und trifft trotzdem jede Pop-Sensibilität. Dazu fangen die Lyrics Themen und Eindrücke von jugendlichem Heartbreak so gekonnt und frisch ein, dass kaum noch zur Debatte steht, dass ein Song wie dieser sofort Feuer fängt. Die Sängerin wirkt wie das komplette Paket, die Produktion schmiegt sich perfekt an das Tagesgeschehen und inhaltlich wie ästhetisch fühlt es sich an wie eine gefüllte Lücke. "Driver's License" ist ein perfekter Sturm und man kann nur abwarten, was für eine Karriere diesem ersten Schritt folgen wird.

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