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5 Fragen an Bernd "Bernemann" Kost (Bonded)

"Auf. Die. Fresse", so würde Bernd "Bernemann" Kost seine Musik in drei Worten zusammenfassen. Das kann man vermutlich so stehen lassen. Der Dortmunder Gitarrist steht seit Dekaden für aggressiven Ruhrpott-Thrash, war über zwanzig Jahre lang fester Teil Sodoms und greift seit kurzem mit seiner neuen Band Bonded frisch an. Gerade erschien das zweite Album "Into Blackness", über das er auch im Zuge unserer Fragerunde kurz sprach.

1. Was zeichnet "Into Blackness" für dich im Vergleich zu früheren Projekten für dich besonders aus?

Durch den Erfolg von "Rest In Violence" standen wir ziemlich unter Druck, einen würdigen Nachfolger zu liefern. Wir mussten beweisen, dass wir den Standard des Debüts halten können und in der Lage waren, unseren Stil weiterzuentwickeln. So gesehen war der Lockdown, so schlimm er für uns alle war, auch ein Glücksfall für "Into Blackness". Selten hatten wir so viel Zeit fürs Songwriting sowie eine sehr ausgiebige Vorproduktion. Wir haben nie zuvor so intensiv an einem Album gearbeitet und wollten nichts dem Zufall überlassen. Nur gut, dass wir mit Corny einen Produzenten haben, der genauso gestrickt ist wie wir und immer Vollgas gegeben hat. Im Gegensatz zum Debuüt, bei dem Ingo erst kurz vor den Aufnahmen zu uns gestoßen ist, sind wir als Band deutlich mehr zusammengewachsen und kamen sehr viel schneller auf den Punkt. Besonders die Gesangslinien haben sehr davon profitiert, aber auch der Sound ist noch mal eine Spur druckvoller und transparenter geworden. Bonded haben mit "Rest In Violence" eine tolles Debüt hingelegt, aber nach nur 22 Monaten ein Album wie "Into Blackness" nachzulegen, ist für mich eine noch größere Leistung, auf die wir alle sehr stolz sind.

2. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Es gab nicht nur ein spezielles Album, dass mich beeinflusst hat. Die Musikszene Ende der 70er und Anfang 80er war sehr vielseitig und prägend. Da war z.B. "A Day At The Races" von Queen. Ich war damals 13 Jahre alt und hatte schon eine stattliche Sammlung von Alben. Zu der Zeit war Glam Rock angesagt, und Bands wie the Sweet, Slade usw. fand ich cool. Als ich jedoch zum ersten mal Brian Mays Gitarrenriff zu "Tie Your Mother Down" hörte, hat es mich total umgehauen, und ich wusste, dass ich Musik machen wollte. Die Stilrichtung stand zwar noch nicht ganz fest, aber spätestens nach Alben wie "British Steel" oder "Ride The Lightning" war die Marschrichtung für mich klar. Auch das Riffing von Bands wie Exodus und Testament oder die Brutalität von Slayer sind an mir nicht spurlos vorübergegangen ...

3. Auf welche(s) Riff/Melodie/Pattern/Lyric, die du geschrieben hast, bist du am meisten stolz?

Da sind zum einen die relativ bekannten Riffs z.B. von "M-16", "Napalm In The Morning", "In War And Pieces" oder "City of God" aus meiner Sodom-Zeit. Aber auch Bonded-Songs wie "Suit Murderer", "No Cure For Life" oder "Lilith" lassen mich mit Stolz auf die vergangenen Jahre zurückblicken. In meiner gesamten Karriere habe ich nicht einen einzigen Text zustande gebracht, aber ich habe bisher zehn Studioalben aufgenommen, bei denen ich maßgeblich für die Gitarrenarbeit verantwortlich war. Nicht alles davon haut mich heute noch aus dem Sulky, aber unter dem Strich gibt es viele tolle Momente, die mich zufrieden auf das Gesamtwerk blicken lassen.

4. Was sollte sich deiner Meinung nach in der Rock/Metal-Community zum Besseren verändern?

Ich fühle mich sehr wohl in der heutigen Szene, auch wenn ich gerne an meine ersten Konzertbesuche zurückdenke. Anfang der 80er waren das aufregende und spannende Ereignisse. Jede Zeit bringt ihre Vor- und Nachteile mit sich. Das heutige riesige Angebot von Bands und Stilrichtungen mit dem Flair der frühen Tage zu verbinden, wird wohl immer nur ein frommer Wunsch bleiben. Mit den Jahren ist die Szene extrem facettenreich geworden, und der Metal hat sich in die verschiedensten Stile aufgeteilt. Einerseits ist das natürlich schön und komfortabel, an Auswahl fehlt es dem geneigten Fan sicher nicht. Beinahe täglich gibt es Neuveröffentlichungen, und du kannst auf deinem Handy heute jederzeit an jedem Ort alles hören. Das klingt erst einmal gar nicht schlecht, aber genau das ist der Grund, warum die Magie, die früher ohne Internet, Spotify und Co. existiert hat, auf der Strecke geblieben ist. In den 80ern war alles noch deutlich überschaubarer. Das war eine neue, sehr aufregende Zeit, man war einfach Metaller und fuhr gemeinsam mit Freunden zu allen möglichen Konzerten. Die Leute waren toleranter und man war noch nicht so auf einen Stil festgenagelt, wie das bei vielen heute der Fall ist.

5. Bitte empfiehl ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte.

Richard Rhys Jones' "The Division Of The Damned". Das ist mehr oder weniger das Buch zur aktuellen CD. Nicht nur der Albumtitel sondern auch vier Songtexte sind inhaltlich an das Buch des Walisers angelehnt, das war die Idee unseres Sängers Ingo. Der Roman ist eine Genremixtur aus Zweitem Weltkrieg und dem Reich des Mystischen, Übernatürlichen: Himmler erhält eine Division von Vampirsoldaten, die ihn beim Kampf gegen die Rote Armee unterstützen sollen ... Verrücktes Zeug mit einer tollen Atmosphäre und fesselnd erzählt.

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