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5 Fragen an The Picturebooks

Eine fette Live-Überraschung bescherten mir kürzlich The Picturebooks, als sie ihren headlinenden Tour-Buddies Monster Truck beinahe die Show stahlen. The Picturebooks, das sind zwei bärtige Herren aus dem schönen Gütersloh, die weder Bassist noch Becken benötigen, sondern gerne mit Nagelbrettern und an den Zerre gestöselten Akustikgitarren um sich schlagen. Sollten die beiden mal in eurer Nähe spielen – hingehen! Hörbeispiel gibts weiter unten, davor gibts noch fünf Antworten von Sänger und Gitarrist Fynn, der an der Computertastatur offenbar recht ausschweifend werden kann.

1. Welches Konzert hast du zuletzt besucht?

Weiß ich gar nicht. Ich gehe sehr ungern auf Konzerte. Ich fühle mich viel zu oft verarscht auf Konzerten. Kann gar nicht so genau sagen, an wem das liegt, am Club, der Band oder an mir selbst. Ich glaube, dass es größtenteils aber die Bands selbst sind. Ich habe oft das Gefühl, dass die Band auf der Bühne das gar nicht so ernst nimmt bzw. da oben aus einem sehr komischen und für mich nicht nachvollziehbaren Grund steht bzw. aus einem Grund, der mich als Zuschauer im Publikum dazu bringt, mich so zu fühlen, als wäre ich weniger wert als sie. Ich fühle mich da oft ein bisschen erniedrigt.

Das tut mir dann immer so leid für die Leute, mit denen ich im Publikum stehe. Wenn ich dann aus Interesse am Merch-Stand vorbeigehe und sehe, wie der unfreundlichste Mercher, der eh nur zum Ficken mitgekommen ist und auch noch viel zu gut bezahlt wird, lustlos das Merch verkauft, und die Band die lokale Crew die ganze Arbeit machen lässt und noch nicht mal zum Merch-Stand geht nach der Show, um mit den Fans oder neu gewonnenen Fans Kontakt aufzunehmen, könnte ich kotzen. Wir versuchen, das bei unseren Shows ganz anders zu machen. Wir arbeiten immer mit der lokalen Crew zusammen. Versuchen immer, dem Publikum zu zeigen, wie dankbar wir sind, dass sie da sind für uns, und wir im Gegenzug jeden Abend, egal vor wievielen Leuten wir spielen, 110 Prozent geben und dafür garantieren, dass es sich gelohnt hat zu kommen. Wir gehen nach jeder Show zum Merch und verkaufen selbst. Und wir versuchen, mit jedem so viel zu reden, wie es geht. Ich will hier nicht 'fishing for compliments' betreiben oder so, ich finde das einfach selbstverständlich.

2. Welche Reunion ergab tatsächlich Sinn?

Kommt drauf an, aus welchem Blickwinkel man das sieht. Für die Bands ist das immer das Geilste. Wieder das Leben leben können, das sie nicht mehr leben konnten und vermisst haben, weil man immer erst merkt, was man hatte, wenn es weg ist. Und dann wieder merken, dass sie es wirklich nicht können. Nur die ganz Harten schaffen es noch ein drittes oder ein viertes Mal. Ich persönlich finde es immer ganz süß, aber kann es nicht ein Prozent ernst nehmen. Ist immer in erster Linie eine finanzielle Entscheidung und wer drauf reinfällt ist selbst schuld.

3. Welche war deine unangenehmste Fan-Situation?

Ich weiß nicht, ob ich jemanden, der meine Musik geil findet, direkt als Fan bezeichnen möchte. Fan kommt von dem Wort 'fanatic', und das hat für mich einen sehr negativen Beigeschmack. Aber generell kann man sagen, sind die Situationen immer sehr schön mit jemandem, der "Fan" ist. Es ist manchmal ein bisschen schwierig, wenn die Leute sehr besoffen sind am Merch und alles umkippen, das Bier in die Shirts läuft, und sie noch unbedingt ganz leise in dein Ohr schreien müssen ... aber das finde ich wirklich lustig und fast schon süß. Ich trinke ja auch mal einen über den Durst. Wir haben eines Tages den Hashtag #thepicturebooksbrigade eingeführt, und es war wirklich verrückt zu sehen, wie viele Leute da was gepostet haben. Es gibt sehr viele Leute, die The Picturebooks-Tattoos haben – vor allem den Dagger, der unser Logo ist. Das ehrt einen dann schon auf 'ne Art, die einen so ein bisschen positiv gruselt.

4. Empfiehl uns bitte eine Band, die sich im neuen Jahrtausend gegründet hat.

Wir haben uns verboten, Musik zu hören, um nicht von anderen Bands beeinflusst zu werden. Haben das zwei Jahre knallhart durchgezogen. Hören jetzt natürlich wieder Musik, aber irgendwie anders. Aber wir sind große Lorde-Fans.

5. Was sollten unsere Leser definitiv über dich wissen?

Ich bin Fynn, Sänger und Gitarrist der Band The Picturebooks, die ich zusammen mit meinem allerbesten Freund Philipp vor über zehn Jahren in Gütersloh auf einem Dachboden gegründet habe. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt ohne Plan B. Entweder es klappt oder nicht. Egal wie ... "On These Roads I'll Die" wie ein Song auf unserem neuen Album "Home Is A Heartache" heißt, fasst das ganz gut zusammen. Ich fahre schon mein Leben lang Skateboard. Ich baue Motorräder und fahre diese leidenschaftlich. Ich habe mein ganzes Leben lang nicht ein einziges Stück Fleisch gegessen und ernähre mich vegan aus ethischen Gründen. Ich habe noch nie ein Buch gelesen und bin mit meiner über alles geliebten Freundin Diana seit über zehn Jahren zusammen.

So in etwa sieht das live bei den Dudes aus: Eine Mischung aus "The Walking Dead"-Negan und Rübezahl.

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