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5 Fragen an The Halo Trees

Den perfekten Soundtrack für herbstliche Träumereien liefern The Halo Trees. Die Berliner veröffentlichten Anfang Oktober ihr zweites Album "Summergloom" und wildern mit ihren Alternative/Dark Rock-Stücken in ähnlichen Regionen wie Madrugada oder Mark Lanegan. Gitarrist und Sänger Sascha Blach, der die Platte zudem produzierte und in seinem Winter Solitude Studio auch andere Künstler aufnimmt, kennt man unter anderem bereits von Eden Weint Im Grab und den Black Metallern Aethernaeum. Anlässlich "Summergloom" beantwortete er uns ein paar Fragen.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Sascha Blach: Ich finde das immer schwer, sich auf nur ein einziges Album festzulegen, denn letzten Endes ist man als Künstler immer die Summe unzähliger Songs und Alben, die einen geprägt haben. Wenn du mir nun die Pistole auf die Brust setzen würdest, und ich mich nicht rausreden dürfte, wäre es wohl ein Album von Radiohead. "Kid A" vielleicht? Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass wir wie Radiohead klingen. Bei stilistisch ähnlicheren Bands würde ich wohl bei The Nationals "High Violet" oder Madrugadas "Industrial Silence" landen. Wenn du hingegen nach meinen frühen musikalischen Wurzeln fragst, landet man eher in den frühen 90ern im Metal und Grunge der damaligen Zeit. AC/DCs "The Razor's Edge" und "Highway To Hell" waren mit die ersten Alben, die ich mir damals auf Platte gekauft habe. Du siehst, ich habe es doch geschafft, mich rauszuwinden, haha.

2. Auf welche(s) Riff/Melodie/Pattern/Lyric, die du geschrieben hast, bist du am meisten stolz?

Ich beschränke mich mal auf unser neues Album "Summergloom", sonst müsste ich hier sehr weit ausholen, denn zumindest im Moment des Schreibens ist man ja auf alles stolz. (lacht) Der Opener "Invisible" ist melodisch und harmonisch und in Bezug auf das Arrangement, einer meiner Lieblinge, da es eine unkonventionelle Harmonie hat, die aber dennoch zu einer sehr eingängigen Melodie führt, und in dem Song so viele Elemente auf schöne Weise ineinander verwoben oder verzahnt sind, dass ich sagen würde, das könnte ich nicht mal direkt auf Kommando noch mal schreiben – da hatte es die Kreativität besonders gut gemeint. Ähnlich ist es mit "Leave No Fear" und "Algorithm", die neben den interessanten Harmonien und sehr kleinteiligen Arrangements auch mit einigen rhythmischen Besonderheiten im 5/4- bzw. 7/8-Takt aufwarten. Lyrisch finde ich "This House Of Sadness" besonders schön, da es die Ungewissheit, um nicht zu sagen Tragik des Lebens, in wenigen Sätzen poetisch auf den Punkt bringt.

3. Was sollte sich deiner Meinung nach in der Rock/Metal-Community zum Besseren verändern?

Das kommt drauf an, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Aus Bandsicht ist der Markt für Newcomer und kleine Bands natürlich besonders schwer geworden, da die Gelegenheiten, dass man mit etwas Glück hier und da mal mit reinrutscht, gefühlt immer seltener werden – zumindest im Vergleich zu meinen eigenen Erfahrungen in früheren Jahren. Auch die Algorithmen im Bereich Social Media verkomplizieren die Selbstvermarktung für all jene, die nicht ohne Ende Geld ausgeben können. Aber andererseits muss man auch sagen, dass die Demokratisierung der Produktionsmöglichkeiten zu einer riesigen Schwemme an gleichförmiger und mittelmäßiger Musik geführt hat, die zudem (fast) kostenlos allzeit verfügbar ist, sodass ich alle Veranstalter, Medienmacher und Konsumenten gut verstehe, die sie hier eben knallhart eine Auswahl treffen müssen. Was ich grundsätzlich sehr entlastend fände, wäre ein staatliches oder sonstwie geartetes Grundeinkommen für Künstler, die es ernst meinen, damit diese die Möglichkeit hätten, mehr Zeit in ihre Kunst zu investieren.

4. Was zeichnet "Summergloom" im Vergleich zu früheren Projekten für dich besonders aus?

Im Vergleich zu unserer EP "Time And Tide Wait For No Man" und dem Debütalbum "Antennas To The Sky" klingt es anspruchsvoller, interessanter, ausgereifter und besser produziert. Ich mag den Gedanken, dass es ein Kopfhöreralbum ist, das auf Anhieb gut ins Ohr geht, aber auch nach mehreren Durchläufen noch neue Details bietet. Wir haben auf jeden Fall mit viel Liebe zum Detail gearbeitet, und ich selbst werde der Songs auch nach nun vielen Monaten oder Jahren nicht überdrüssig, und das ist doch immer das beste Zeichen.

5. Bitte empfiehl ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte.

Im Grunde könnte man hier den Begleittext von Frage eins noch mal reinkopieren, haha. Ich würde ein Buch wie "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart" von Eckhart Tolle nehmen, weil ich denke, wenn jeder versuchen würde, danach zu leben, wäre die Welt ein besserer Ort. Nicht, dass mir selbst es gelingt, permanent danach zu leben, aber ich glaube, alleine der kollektive Versuch würde schon einen Unterschied machen.

 

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