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Das liebe Geld

Doppelt bitter ist die schwierige Touring-Lage, da Konzerte für viele Acts die wichtigste Einnahmequelle waren. Von Plattenverkäufen können mittlerweile bekanntlich die wenigsten leben. Wie teuer so eine Karriere als Rockstar mitunter ist, verdeutlichen aktuelle Interview-Aussagen von King's X-Senior dUg Pinnick, der mit seinen mittlerweile 72 Jahren schon einige Phasen der Musikwirtschaft miterlebt hat. Erst seit drei Jahren, als er anfing, Rente zu beziehen, mache er sich keine Sorgen mehr um seine Miete.

"Es war nie profitabel", konstatiert er im Interview mit dem Radiosender Rock 104.5. "Wir haben das Kapital, das Plattenfirmen in uns gesteckt haben, nie wieder reingeholt. Selbst unserem momentanen Label InsideOut schulden wir ein paar hunderttausend Dollar, weil sie die letzten paar Album noch nicht wieder reingewirtschaftet haben. Unserem früheren Label Atlantic Records schulden wir vier, fünf Millionen. Oder drei? Ich weiß es nicht genau, jedenfalls liegt der Betrag in Millionenhöhe. Alle, die uns je gesignt haben, haben immer Geld verloren. Also haben auch wir nie Geld mit Albumverkäufen verdient. Unseren Lebensunterhalt verdienen wir nur mit Touring – wenn Leute hoffentlich dafür zahlen, uns zu sehen und Merchandise kaufen. King's X-Fans lieben ihr Merch, denn sie wissen, dass sie uns damit unterstützen. Aber wir tun auch alle andere Dinge, um uns über Wasser zu halten.

Ich mache Nebenprojekte, ziehe Plattenverträge an Land und bezahle damit ein paar Monate lang Rechnungen. Ty (Tabor; A.d.R.) mastert Sachen. Jerry (Gaskill; A.d.R.) macht anderes Zeug. Keiner von uns geht zu 9-to-5-Jobs, aber eben Dinge, die wir können. Wir haben Wert auf dem Markt, können also zum Beispiel Clinics geben. Oder ich biete handgeschriebene King's X-Lyrics an – schwarzes Papier, silberne Tinte, Unterschrift und Datum drauf; ich habe hunderte davon gemacht. Also am Ende haut es schon hin. Und in meinem Alter kriege ich inzwischen Rente. Als das vor drei Jahren anfing, habe ich aufgehört, mir Sorgen zu machen. Meine Rente bezahlt die Miete. Den Rest kann ich stemmen. Ich kann mich an eine Straßenecke stellen, Gitarre spielen und dafür fünf Dollar bekommen. Ich kann einen Freund anrufen und sagen: 'Hey, ich habe gerade kein Geld. Kannst du mich heute füttern?' Und sie sagen: 'Ja, lass uns essen.' Aber für die Miete willst du dich nicht auf andere Leute stützen müssen. Ich habe auch mein dUg Signature-Pedal und einen Signature-Bass und einen 12-saitigen Bass, und die Leute kaufen das. Hin und wieder bekomme ich davon einen Scheck, was ebenso hilft. Es ist also alles gut."

Am 2. September erschien King's X' erstes neues Studioalbum seit 14 Jahren: "Three Sides Of One". "Schon nach kurzer Zeit stellt sich das alte Gefühl wieder ein", meint unser Rezensent.

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