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5 Fragen an Saint Agnes

Wer Monster Magnet auf ihrer jüngsten Deutschland-Tour besucht hat, erlebte bei rund der Hälfte der Shows eine Vorband, die stilistisch mehr schlecht als recht zum Headliner passte: Saint Agnes. Deren Nu Metal-, Trap-, Industrial- und Riot Grrrl-Punk-Anleihen funktionieren vor "Space Lord" und Co. zwar eher mittelmäßig, für sich allein genommen dafür umso besser. "Bloodsuckers" heißt die neue Platte der UK-Band und Gitarristin/Sänger Kitty A. Austen beantwortete uns ein paar Fragen.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musikerin?

Mit dabei ist definitiv "Midnight Boom" von The Kills. Das entdeckte ich als Teenager. Bis dahin hatte ich hauptsächlich alten Classic Rock und Metal gehört, den mein Bruder mir weitergegeben hatte. Dieses Album war das erste, was ich selbst entdeckt habe. Ich fand es so erfrischend, vital und aufregend. Jamie Hinces Gitarre haute mich um. Ich hatte keine Ahnung, dass man eine Gitarre so klingen lassen konnte. Er spielt so innovativ mit ungewöhnlichen, aber dennoch griffigen Rhythmen und Melodien. Das öffnete mir die Augen dafür, was eine Gitarre sein kann. Und Alison Mosshart klang so frei und total nach sich selbst. Das lehrte mich, nicht einfach andere Sänger:innen oder Stile zu imitieren, sondern zu versuchen, meine eigene Stimme zu finden.

2. Auf welche(s) deiner Riffs/Melodien/Lyrics/Patterns bist du am meisten stolz?

Ich bin sehr stolz auf den Song "This Is Not The End" von unserem aktuellen Album "Bloodsuckers". Kurz bevor wir mit den Arbeiten am Album begonnen haben, starb völlig unerwartet meine Mutter. In diesem Song geht es darum, wie ich mich gefühlt habe. Es hat lange gedauert, bis ich genug Kraft hatte, darüber zu schreiben, weil ich mich dafür an diesen traurigen Ort zurückbringen musste, aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Auf Tour habe ich ihn jetzt zum ersten Mal live gesungen. Meine Mutter so zu ehren, war schon ein sehr besonderer Moment für mich. Wenn ich dabei weinen muss, ist das eben so. Ich finde es wichtig, gerade jetzt, verletztlich und ehrlich mit Dingen wie Trauer, Traurigkeit oder Mental Health umzugehen. Dadurch bekommen auch andere Leute das Gefühl, sich ausdrücken zu können.

3. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?

In puncto Diversität stehen wir zwar viel besser da im Vergleich zu der Zeit, in der ich angefangen habe, Musik zu machen, aber es gibt immer noch jede Menge zu tun. So viele Stimmen verdienen große Plattenverträge und die Hype-Maschine hinter sich, bekommen aber noch immer keine Unterstützung, während weiterhin zu vielen durchschnittlichen, weißen, männlichen, mittelmäßigen – um nicht zu sagen todeslangweiligen – Rockbands endlos Möglichkeiten geboten werden. Wandel passiert nur, wenn Leute an der Spitze sich trauen, Risiken einzugehen und ihre Komfortzone zu verlassen. Ich hoffe wirklich, dass sie das tun, denn Kunst und Kultur florieren, wenn man unterschiedliche Perspektiven hat und verschiedene Geschichten erzählt werden.

4. Was sollte man definitiv über dich wissen?

Ich werde immer Kunst machen und Dinge schaffen – gleichgültig, ob es ein Publikum dafür gibt oder nicht. Bei Saint Agnes ging es immer nur um eines, und das ist Ausdruck. Wir sind hier für die Langstrecke. Bloodsuckers forever.

5. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?

"Just Kids" von Patti Smith. Wann immer ich müde von der Welt bin, komme ich auf dieses Buch zurück, es regeneriert und zentriert meine Richtung.

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