Mit Musikjournalist Martin Büsser starb gestern einer der bekanntesten deutschen Vordenker der Popkultur an Krebs.

Mainz (hns) - Gestern verlor Deutschland einen seiner wichtigsten Denker in Sachen Popkultur und einen kompetenten Musikjournalisten. Wie der Ventil Verlag bekannt gibt, verstarb Martin Büsser gerade einmal 42-jährig an Krebs.

Seine Gedanken zu Popkultur oder den Queer Studies formulierte Büsser beispielsweise in der von ihm initiierten testcard-Reihe, einem jährlich erscheinenden Magazin in Buchform. Mit kritischen Gedanken linker Provenienz bereicherte er hier den popkulturellen Diskurs. In Büchern und Vorträgen bewies er besondere Expertise im Feld des Punk. Immer wieder griff der Autor auf die Geschichte jenes Genres zurück, um seine Thesen zu untermauern.

Vordenker und Musikliebhaber

2005 formulierte Büsser erste Gedanken zur Anti-Folk-Bewegung, womit er international zunächst einmal allein da stand. Das Buch "Anti-Folk – Von Beck bis Adam Green" war eine verspätete Momentaufnahme dieses Genres.

Der ausgebildete Literatur-, Kunst- und Theaterwissenschaftler beschäftigte sich auch mit zeitgenössischer Kunst, Jugendkultur und Experimentalmusik. Vom Emo-Phänomen bis hin zu Pop-Art und John Cage, nichts blieb unangetastet. So veröffentlichte Büsser letztes Jahr sein erstes fiktionales Werk, die Graphic-Novel "Der Junge von nebenan".

Aushängeschild der deutschen Musikjournaille

Nach Lehrjahren beim Punk-Fanzine Zap schrieb Büsser bald als freier Autor für diverse deutsche Printmedien. Er veröffentlichte auch in der Intro, der Süddeutschen Zeitung, der Schweizer Wochenzeitung, in Emma und konkret.

Weiterlesen

Lesebefehl Emo - Porträt einer Szene

Der erweiterte Kreis der testcard-Herausgeber um Martin Büsser widmet einer der meistdiskutierten und missverstandensten Jugendkulturen ein ausführliches Porträt.

Lesebefehl Unerhörte Plattenkritiken

"Der Kritiker hat die Platte doch gar nicht gehört" ist ein gern gezückter Vorwurf an unliebsame Rezensenten. Das Buch "Kopfhörer - Kritik der ungehörten Platten" erhebt diese Arbeitsweise zur Maxime. Mit durchaus amüsanten Ergebnissen.

Lesebefehl Die Testcard goes Sex

Die gesammelten "Beiträge zur Popgeschichte" gehen in die siebzehnte Runde, Oberbegriff diesmal: Sex! Doch statt der platten Maxime "Sex sells" zu folgen, setzt sich die Testcard in gewohnt breiter Manier mit dem Thema auseinander, das ewig die Menschen bewegt.

I Can't Relax ... Gegen die Neue Deutsche Welle

Deutschland entspannt sich: der Umgang mit der eigenen Nation, ob in Politik oder in der Popkultur, normalisiert sich seit einiger Zeit zusehends. Hier Auslandseinsätze der Bundeswehr, dort Schwarz-Rot-Gold auf der Bühne. Die Initiatoren von "I Can't Relax In Deutschland" verweigern sich der Lockerheit.

8 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Klar, bei nem Bassist mit Schweinemaske ist da schon mehr Beileid da.

    Immer ne tragische Geschichte wenn man so Jung einer Krankheit wie Krebs erliegt.

  • Vor 13 Jahren

    Wie kann man sich so abschätzig über einen Menschen äußern, der mit 42 stirbt? Das ist ja geradezu ekelhaft!
    Martin Büsser war ein origineller, widerborstiger, eben nicht allen genehmen Denker - aber er war eben ein Denker! Davon gibt es viel zu wenige, und ich verbitte mir, dass man einen Menschen auf dieser Seite so geringschätzig behandelt. Das beleidigt ihn und alle seine Freunde, die um ihn trauern. Wir vermissen Martin!

  • Vor 13 Jahren

    Und wieder gilt: Wenn ein Denker mit Charakter stirbt, macht das obszön dumme Gesindel - hier WO SIND GEGNAZ - einen triumphalen Heidenlärm und freut sich über das Verschwinden eines "Besserwissers". Ich wünsche ihm keinen ähnlich schmerzlichen Verlust, das Fehlen von Verstand und Charakter machen ihn schon bemitleidenswert genug.