Marek Lieberberg wechselt zum US-Konkurrenten Live Nation. Die Folgen für den deutschen Konzert- und Festivalmarkt sind noch nicht abzusehen.

Frankfurt/München (ebi) - Mit Marek Lieberberg verliert CTS Eventim, Europas größter Tickethändler, den hierzulande wohl bekanntesten deutschen Veranstalter. Der Wechsel des Rock am Ring-Gründers zum US-Unternehmen Live Nation war zu Beginn der Woche überraschend bekannt gegeben worden: Lieberberg wird ab 2016 CEO des neu gegründeten Ablegers Live Nation Concerts Germany. Sein Sohn André geht ebenfalls mit.

Die Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) verbleibt dagegen zu 100 Prozent bei CTS Eventim, Lieberberg nehme aber sein Team sowie Verträge zu den Amerikanern mit, schreibt Musicbusinessworldwide.com. Konkret würden den weltweit 23.000 Live Nation-Shows so mehr als 700 jährlich hinzugefügt.

Was wird aus Rock am Ring und Rock im Park?

Nun wird erneut über die Zukunft von Deutschlands größtem Rockfestival spekuliert: Nach einem Streit mit den Betreibern des Nürburgrings, wo das Festival seit Jahrzehnten gesetzt war, musste die 30. Ausgabe in diesem Jahr nach Mendig verlegt werden. Jetzt geht auch noch der Erfinder des Festivals von Bord.

Doch bei CTS Eventim hält man den Ball betont flach: Zwar wird der Verlust einer Institution bedauert. Dennoch würden die Aktivitäten der Marek Lieberberg Konzertagentur "nahtlos" fortgeführt: "Dazu gehören insbesondere auch die beiden Festivals Rock am Ring und Rock im Park", hieß es in einer Pressemitteilung.

Sämtliche Rechte der Marke Rock am Ring/Rick im Park verbleiben schließlich bei MLK/Eventim. Mit dem starken Ticketvertrieb im Rücken sowie den eigenen Eventkontakten fühlt man sich in München potent genug, genügend Fans wie Bands für die beiden Megafestivals zu begeistern.

Steht der Standort Mendig zur Diskussion?

Dennoch steht die RAR-Fortsetzung in Mendig noch unter starkem Vorbehalt, wie aus einer MLK-Pressemitteilung von Mittwoch hervorgeht, die der Trierische Volksfreund zitiert: "Voraussetzung für die erwartete Fortsetzung des Festivals auf dem Flugplatz Mendig ist nach deren gemeinsamer Auffassung, dass die Auflagen wirtschaftlich vertretbar sind und durch Konversionsmaßnahmen erhebliche Erleichterungen für die zukünftige Durchführung erreicht werden. Der Vorverkauf für Rock am Ring 2016 ist unter diesen Prämissen für September 2015 geplant".

Damit werde dem Land Rheinland-Pfalz, das für die Umgestaltung des Flugplatzes zuständig ist, die Pistole auf die Brust gesetzt, schreibt der Volksfreund weiter: Der Vertrag für Mendig läuft zwar noch weitere vier Jahre. Die Veranstalter, die 2015 einen Verlust einfuhren, machen die Auflage für 2016 aber von einer verbesserten Infrastruktur und niedrigeren Kosten abhängig.

Die Karten werden neu gemischt

Die kommenden Wochen dürften für die Zukunft von Rock am Ring und Rock im Park also entscheidend sein. Denn bald werden die Karten im hiesigen Festival- und Konzertgeschäft neu gemischt: Lieberberg hat die Seiten gewechselt. Man kooperiere mit Live Nation in Deutschland seit vielen Jahren im Ticketing und "freue sich auf die künftige Zusammenarbeit mit Marek Lieberberg", heißt es zwar im Hause Eventim.

Mit Amerikas Nummer eins im Live- und Ticketgeschäft drängt ab kommendem Januar aber neben Eventim und der DEAG der dritte große Player in den hart umkämpften Markt - ausgerechnet mit Deutschlands erfolgreichstem Livepromoter an der Spitze. Und wer weiß, was dann passiert? Vielleicht eine neues großes Rockfestival am Ring, veranstaltet von Live Nation?

Immerhin hat die Deutsche Entertainment AG (DEAG) 2015 mit ihrem Versuch, Rock am Ring mit dem Nachfolge-Festival 'Grüne Hölle' zu beerben, ein Debakel erlebt. Nach schwachem Vorverkauf wurde das Open Air abgesagt, die Konzerte fanden dann unter dem Titel Rock im Revier in der Schalke Arena statt.

Carsten Schumacher, Geschäftsführer des Nürburgrings, räumte schon im vergangenen Juni ein, es sei ein Fehler gewesen, die Zusammenarbeit mit Lieberberg zu beenden: "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Rock am Ring an den Nürburgring gehört". Man sei aber weiter in Gesprächen mit Lieberberg, mehr könne er nicht sagen, zitierte ihn damals die Allgemeine Zeitung.

Noch mehr Player?

Da passt die gestern von der Musikwoche aufgenommene Nachricht über Spekulationen, dass sich der Axel Springer Verlag und ProSiebenSat.1 an der DEAG-Ticketingtochter MyTicket beteiligen wollen, perfekt ins Bild. 2016 dürfte auf jeden Fall ein spannendes Jahr für die deutsche Festival- und Konzertlandschaft werden.

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