Der MC und Produzent mit der ikonischen Maske starb bereits Ende Oktober. Über die Todesursache wurde bisher nichts bekannt.

New York (dani) - Als sei 2020 nicht schlimm genug gewesen, hielt das Jahr am Silvesterabend noch einen echten Tiefschlag bereit: MF Doom ist tot, gestorben bereits am 31. Oktober. Das teilte seine Ehefrau Jasmine via Instagram mit, und verabschiedete sich mit berührenden Worten:

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Ein Beitrag geteilt von MF DOOM. ALL CAPS. (@mfdoom)

Über die Todesursache wurde bisher nichts bekannt. Der Rapper und Produzent, der längst nicht nur in Untergrundkreisen Kultstatus genoss, wurde 49 Jahre alt.

Daniel Dumile kommt als Kind von Einwanderern aus Trinidad und Zimbabwe in London zur Welt. Das Schicksal, das ihm noch derbe mitspielen sollte, verschlägt ihn bereits in Kindertagen nach New York, wo er unter dem Namen Zev Love X als Gründer der Crew KMD erste Hip Hop-Lorbeeren erntet. Die Formation zerbricht jedoch 1993 nach dem Unfalltod von Dumiles Bruder, der ihr als DJ Subroc ebenfalls angehört hatte. Wegen "zu kontroversen" Titels und Cover-Artworks lässt das Label Elektra zudem das gerade noch fertig gestellte zweite Album "Black Bastards" fallen.

Daniel Dumile steht persönlich und beruflich vor einem Trümmerhaufen und stürzt in ein Loch. Seine Depression zieht Armut und zeitweise Obdachlosigkeit nach sich. Zev Love X verschwindet von der Bildfläche und ward nie wieder gesehen.

Wiederauferstehung

Eingeweihte brauchen allerdings nicht lange, um hinter dem mit einer Strumpfmaske vermummten Freestyle-MC, der 1997 beginnt, Open-Mic-Sessions im Manhattener Nuyorican Café abzureißen, einen alten Bekannten zu vermuten. Allerdings nennt der sich inzwischen, angelehnt an den Marvel-Bösewicht Doctor Doom, MF Doom. MF für "Metal Face": Der Strumpf weicht schon bald einer metallenen Maske, die Graffiti-Künstler Lord Scotch aus einer Replik des Helms aus dem "Gladiator"-Film geschmiedet hat.

1999 veröffentlicht MF Doom mit seinem Debüt "Operation: Doomsday" ein Album, das im Hip Hop-Untergrund mindestens den Stellenwert von Nas' "Illmatic" genießt: ein musikalischer Meilenstein, wie er im Buche steht. Kommerzielle Erfolge feiert er allerdings erst mit seiner Kollaboration mit Madlib: "Madvillainy", erschienen 2004. Im Laufe der Jahre machte MF Doom mit diversen Kollegen gemeinsame Sache, darunter Danger Mouse, die Gorillaz, Ghostface Killah und Masta Ace.

Allzeit Superschurken-Style

Seine Person versteckte er dabei hinter diversen Künstlernamen, sein Gesicht nahezu immer hinter der ikonischen Maske. "Mein Shit ist dope", konstatierte er, darauf angesprochen, einst. "Da sind meine Fresse, meine Hautfarbe oder mein Geschlecht total egal." Genau so wumpe waren ihm stets die Gepflogenheiten des Musikgeschäfts. Mehrfach schickte er zu Auftritten einen maskierten Doppelgänger. Gegenüber dem Rolling Stone-Magazin kommentierte er dies einmal lapidar mit: "Alles, das wir tun, tun wir im Superschurken-Style."

Vor kurzem erst hatte sich MF Doom - neben Rap und Producertum unter seinem Produzenten-Alias Metal Fingers - ein neues Betätigungsfeld erschlossen: Krypto-Kunst. Am 28. Oktober wollte er an die digitale Sammlerszene die letzten von elf speziell gestalteten "Augmented-Reality-Masks" verhökern.

Wie wir nun wissen, war er drei Tage später bereits tot. Es bleiben sein vielgestaltiges, vielgesichtiges Werk und die Gewissheit, dass er seine Krone verdient hatte: "Choose your weapon: microphone, beats or the wheels-of-steel / I own a crown in all three for getting down without a doubt."

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7 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Es spricht leider nicht gerade für natürliche Umstände, dass sein Tod zwei Monate geheim gehalten wurde.

    Sein außergewöhnliches Schaffen bleibt und "Madvillainy" darf man längst als eines der ganz großen Hip-Hop-Alben bezeichnen.

    • Vor 3 Jahren

      "Es spricht leider nicht gerade für natürliche Umstände, dass sein Tod zwei Monate geheim gehalten wurde."

      Halte ich für eine Unfugshypothese. Denke, die Angehörigen wollten einfach die Zeit haben, in Ruhe zu trauern und das zu verarbeiten, bevor es wie jetzt medial breitgeschlagen wird. Finde nicht, dass das automatisch für das Eine oder Andere spricht.

  • Vor 3 Jahren

    Ein sehr bitteres Ende für 2020. MF Doom läuft bei mir regelmäßig, vor allem "Madvillainy" und "Operation: Doomsday". 49 Jahre ist natürlich auch kein Alter. Finde es erstaunlich, dass es trotz seines Bekanntheitsgrads für Freunde und Familie möglich war, Dooms Tod relativ lange geheim zu halten. Respekt vor allen, die es nicht ausgeplaudert haben und den Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner Ehefrau überlassen haben.

  • Vor 3 Jahren

    RIP :(
    "Operation Doomsday", "Madvillainy" und "The Mouse and the Mask" sind absolut legendäre Alben und die ganze "Special Herbs"-Reihe ist wirklich extrem gut, wenn man auf Hip-Hop Instrumentals steht.